Rheda-Wiedenbrück Grabfeld für Muslime auf kommunalem Friedhof im Kreis Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück. Seit mehr als 60 Jahren leben Musliminnen und Muslime in der Stadt. Rheda-Wiedenbrück ist ihre Heimat geworden. "Viele haben den Wunsch, sich hier für ewig niederzulassen", sagte Fendiye Berk, Mitglied des Integrationsrates. Das sei mehr als Integration, "das ist Identifikation". Darum hatte die Internationale Liste die Einrichtung eines muslimischen Friedhofes beantragt. Viele Muslime wurden hier geboren und sozialisiert. Sie sind heute ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Faktor. Es liege nahe, "dass die meisten von ihnen auch hier ihre letzte Ruhestätte haben möchten", so der Antrag. Das indes ist bislang nicht möglich. Weil es in der Nähe in Rietberg und in Gütersloh ein muslimisches Grabfeld gebe, "sind die Grabpflege und die Besuche mit viel Aufwand verbunden", sagte Arif Sönmez. Ein muslimischer Friedhof in Rheda-Wiedenbrück sei "längst kein Wunsch mehr, sondern ein großer Bedarf und eine Notwendigkeit für die wachsende muslimische Community in unserer Stadt", so der Antrag. "Kennen nur Deutschland als ihre Heimat" Das zeigt auch eine Umfrage, die Nesrin Pür im Integrationsrat vorstellte. 156 Leute, davon 121 Muslime, hatte die Internationale Liste auch befragt, ob sie sich hier islamisch bestatten lassen würden. 72 Prozent wollen das, 28 sind unentschlossen, 7 dagegen. "Die Bereitschaft ist da, das ist tatsächlich ein Thema", verwies Pür gerade auf jüngere Menschen. "Sie kennen nur Deutschland als ihr Heimatland." Die Abgeordnete denkt auch an muslimische Flüchtlinge in der Stadt. "Sie haben gar keine Chance, in ihr Herkunftsland zurückzukehren." Theologisch sei laut dem Islam kein großer Aufwand für einen Friedhof nötig, heißt es im Antrag. Ein durch eine Hecke oder einen Weg abgetrennter Bereich auf einem bestehenden Friedhof reiche. Besonderheiten gilt es aber zu beachten. Für die Einrichtung eines muslimischen Begräbnisfeldes ist es wichtig, dass es unbenutzt ist. Zudem ist es so auszurichten, dass ein Leichnam mit dem Kopf Richtung Mekka, gen Osten, bestattet wird. "Auf dem städtischen Friedhof besteht grundsätzlich die Möglichkeit zur islamischen Bestattung auf dem bisher nicht genutzten Grabfeld 25", informierte die Verwaltung. Das ist ein Richtung Westfalia gelegenes Areal."Probleme mit der Verkehrssicherungspflicht" Nach muslimischem Ritus werden Tote nur in Leinentüchern beigesetzt. Das ist bereits laut Friedhofssatzung möglich, so ein entsprechender Antrag gestellt wird. Diese Satzung könnte generell geändert werden, im Haupt- und Finanzausschusse. Der müsste auch einen weiteren Aspekt beraten: Eine islamische Bestattung sieht die ewige Totenruhe vor, in Deutschland aber werden Gräber nach einer Frist ausgehoben und neu belegt. Zudem soll die muslimische Bestattung innerhalb von 48 Stunden erfolgen. Sollte das aus organisatorischen Gründen nicht möglich sein, "ist eine Bestattung zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachzuholen", so die Verwaltung. Sie gibt auch zu bedenken: Bei einer islamischen Bestattung bedecken die Teilnehmer der Beerdigung den Leichnam komplett mit Erde, mit großen Schaufeln. Das könnte "Probleme mit der Verkehrssicherungspflicht geben". Empfohlen werden eine symbolische Handlung mit kleinen Schüppen und der Verschluss des Grabes durch Mitarbeitende der Friedhofsverwaltung.Für die Internationale Liste ist das alles "kein Hindernis", sagte Pür. Sömnez betonte, dass es darum gehe, Menschen, die sich islamisch bestatten lassen wollen, hier auch die Möglichkeit zu geben. "Gewisse Anpassungen sind möglich." Imam Alammarin begrüßt die Einrichtung eines islamischen Grabfeldes, "weil das ein Thema ist, das der Integration zuträglich ist". Für Gudrun Bauer "ist Integration nicht nur Arbeit und Feiern, sondern auch Tod und Trauer." Kulturelle und religiöse Unterschiede müssten akzeptiert und gewahrt werden. Auf den einstimmigen Beschluss des Integrationsrates folgen nun Beratungen und Entscheidungen in den politischen Fachausschüssen.

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