Rheda-Wiedenbrück Der Fürst kündigt den Mietvertrag der Zehntscheune in Clarholz

Rheda-Wiedenbrück. Für Aufregung in Clarholz sorgt der Rhedaer Schlossherr. Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg hat der Nachbargemeinde den Mietvertrag für die in seinem Besitz befindliche Zehntscheune auf dem Klostergelände zum Oktober 2023 gekündigt. Und setzt nun auf Nachverhandlung des langjährigen Vertrags. Nutzer der von der Gemeinde angemieteten Immobilie, die im Jahr 1759 errichtet wurde, sind die Kindertagesstätte Bullerbü, die Volkshochschule Reckenberg-Ems. Auch örtliche Vereine wie Victoria Clarholz oder die katholische Frauengemeinschaft sind regelmäßig in der Zehntscheune zu Gast. 1,2 Millionen D-Mark kamen vom Land Öffentlich wurde das Thema durch einen Fauxpas. Irrtümlich war der Tagesordnungspunkt in den öffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses gerutscht, weshalb auch Informationen, die im Ratsinfo-System der Gemeinde hinterlegt waren, für eine kurze Zeit allgemein zugänglich waren. Behandelt wurde dieses Thema im nicht-öffentlichen Teil des Gremiums in Herzebrock-Clarholz. Ergebnisse aus der Debatte sind nicht bekannt. Weder der Fürst noch die Gemeinde äußerten auf Anfrage der NW ein Interesse an einer öffentlichen Behandlung des Themas. Die beiden Vertragsparteien gaben auf Nachfrage indes kurze Stellungnahmen ab. Der Sachverhalt ist komplex. 1987 wurde das denkmalgeschützte Gebäude aufwendig saniert. Die Zehntscheune sei davor eine Bauruine gewesen, hieß es. 1,2 Millionen D-Mark flossen damals aus Landesmitteln in die Renovierung, 300.000 Euro steuerte die Gemeinde Herzebrock-Clarholz zu. Im Gegenzug vereinbarten der Eigentümer und die Kommune einen langjährigen Mietvertrag mit einer vergleichsweise geringen Miete. Dieser Vertrag läuft über 50 Jahre, noch bis 2037. Ein Kündigungsrecht ist darin allerdings bereits nach 35 Jahren vorgesehen, somit also in diesem Jahr. Verbunden ist das allerdings mit einem entsprechenden finanziellen Ausgleich. Das bestätigen beide Parteien gleichlautend. "Die Preise haben sich extrem verschoben" Wie hoch dieser finanzielle Ausgleich wäre, den der Fürst der Gemeinde als Restwert zahlen müsste, falls es nicht doch zu einer Vertragsverlängerung kommt, hat jetzt ein von beiden Seiten beauftragter Gutachter ermittelt. Die Summe ist nicht öffentlich bekannt. Ebenfalls in diesem Gutachten sei aufgeführt, wie die ortsübliche Miete zukünftig aussehen könnte. &bdquo;Die Preise haben sich extrem verschoben“, erklärte der Fürst, warum die Mietanpassung aus seiner Sicht jetzt erforderlich werde. &bdquo;Wir hoffen, dass wir uns auf einen guten Kompromiss einigen“, hieß es von Bürgermeister Marco Diethelm. Mietangelegenheiten seien eigentlich ein laufendes Geschäft der Verwaltung. In diesem Fall sei das Thema nicht nur aufgrund der vertraglichen Seite allerdings ein besonderes. &bdquo;Die Zehntscheune ist ein Ort, wo viel Aktivitäten und Veranstaltungen stattfinden“, sagte Diethelm. Die Verwaltung müsse für den Fall der Fälle auch über Alternativen nachdenken. Soweit ist es aber noch nicht, denn auch der Fürst hofft, wie er auf Anfrage sagte, &bdquo;dass wir eine gemeinsame Lösung finden.“Infotafel erinnert an ursprüngliche Nutzung Eine Infotafel an der Zehntscheune erinnert an die ursprünglich Nutzung des Fachwerkgebäudes. In deren Torbogen steht in lateinischer Sprache "Zahlet den Zehnten". Mit dieser Aufforderung erinnerte das Kloster Clarholz die von ihm anhängigen Bauern daran, ihren Verpflichtungen gegenüber Kloster und Kirche nachzukommen. 1759 errichtet, wurde die Doppelscheune 34 Jahre später noch einmal erweitert. Das Gebäude erfüllte zwei Zwecke; der westliche Flügel war der Schafstall für die Klosterwirtschaft, im linken Flügel lagerten die Naturalien-Abgaben, die die Bauern dem Kloister entrichteten.Nach der aufwendigen Renovierung dient der linke Flügel seit 1988 als Begegnungsstätte für den Ortsteil Clarholz.

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