Scharfe Kritik an AfD-Politiker aus Kreis Gütersloh nach Besuch der russischen Botschaft

Gütersloh. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Udo Hemmelgarn hat mit einer Besuchergruppe die russische Botschaft in Berlin besichtigt. Es habe sich um einen &bdquo;rein architektonischen Rundgang“ gehandelt, so Hemmelgarn: &bdquo;Wir haben das Gebäude bewundert, sonst nichts.“ Organisiert worden sei die Tour vom Bundespresseamt (BPA). Ein Mitglied der Reisegruppe hatte Fotos von dem Besuch öffentlich in seinen WhatsApp-Status gestellt. Eines zeigt eine Gruppe von 26 Personen inklusive Hemmelgarn, die unter Kronleuchtern in einem Saal sitzen oder stehen. Der Besuch habe am Mittwochnachmittag stattgefunden und etwa eine halbe Stunde gedauert, sagte Hemmelgarn im Gespräch mit dieser Zeitung. Es habe sich nicht um einen politischen Besuch gehandelt. Als Immobilienkaufmann sei er an Bauten interessiert, und das Gebäude der Botschaft, 1734 errichtet, sei prachtvoll und sehenswert. Reisegruppe mit rund 45 Personen aus Lippe und Harsewinkel Es habe sich um eine klassische sogenannte BPA-Fahrt gehandelt, eine jener meist dreitägigen Fahrten, deren Organisation dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung obliegt. Den Mitgliedern des Bundestages steht es frei, jährlich bis zu drei Besuchergruppen über dieses Programm nach Berlin einzuladen. Für die Teilnehmer ist die Fahrt umsonst, die Kosten übernimmt das BPA. Laut Hemmelgarn (66) bestand die Reisegruppe aus rund 45 Personen, überwiegend aus seinem Wahlkreis Lippe und seinem Heimatort Harsewinkel, wo er auch im Stadtrat sitzt. Die Besuchergruppe in der Botschaft sei nur halb so groß gewesen, weil die Russen darum gebeten hätten. Die Gruppe sei mit dem Zug nach Berlin gefahren und dort in einen Bus gestiegen, den das BPA bereitgestellt habe. Hemmelgarn schickte einen Screenshot des Besuchsprogramms. Demnach stand am Mittwoch nach Ankunft und Stadtrundfahrt der &bdquo;Besuch einer Botschaft (organisiert durch das MdB-Büro)“ auf dem Programm. Das BPA war laut Hemmelgarn demnach informiert, ohne zu wissen, um welche Botschaft es sich handele. &bdquo;Bei den Russen ging es schnell“, so Hemmelgarn über deren Reaktion Die Auswahl werde den Abgeordneten überlassen, und die russische Botschaft habe wie alle anderen auf einer Liste des BPA gestanden. Hemmelgarn: &bdquo;Ich habe auch andere Botschaften angeschrieben, aber die haben nicht reagiert. Bei den Russen ging es schnell.“ Lesen Sie auch: AfD-Politiker aus Harsewinkel stellt Strafanzeige nach Reichsbürger-Vorwurf Dadurch, dass der vom BPA organisierte Bus vor der russischen Botschaft hielt, sei das Amt informiert, so Hemmelgarn. Er habe auch gar nicht vor, aus der Besichtigung ein Geheimnis zu machen. &bdquo;Wozu auch? Das war kein politischer Besuch.“ Dass er als AfD-Politiker die Meinung vertrete, Deutschland sollte an einer vernünftigen Beziehung zu Russland interessiert sein und in dieser Hinsicht aktiver werden, verhehle er nicht, aber diese Visite stehe in keinerlei Zusammenhang damit. SPD-Politiker Thorsten Klute äußert sich zu dem Besuch kritisch Vom Bundespresseamt war am Freitag nur eine allgemeine Auskunft zu bekommen. Zu konkreten Fällen und Abgeordneten dürfe es sich nicht äußern. Auf die Frage, ob es den Besuch der russischen Botschaft für angemessen hält, antwortete es nicht. Eine klare Meinung hat hingegen der heimische Landtagsabgeordnete Thorsten Klute (SPD). &bdquo;Dieses ständige Anbandeln der AfD mit Russland gefällt mir nicht. Ich finde es auch aus sicherheitspolitischen Erwägungen heraus schwierig. Wie wollen wir in unseren Gremien offen über Zivilschutz und Militärisches reden, wenn man die Sorge haben muss, das wird direkt weiter nach Moskau getragen?“ Klute vermutet bei vielen AfDlern eine besondere Verbundenheit zu Russland. Dazu passt, dass vor ein paar Tagen in Gevelsberg ein &bdquo;Herbsttreffen der Russlanddeutschen in der AfD“ stattfand – nach eigenen Angaben mit rund 200 Teilnehmern aus NRW. Viele davon, so berichteten sie, seien inzwischen Mandatsträger in Räten und Kreistagen. Hemmelgarn stand bereits mehrfach in der Kritk Hemmelgarn war von 2017 bis 2021 AfD-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Gütersloh, seit 2025 vertritt er den Wahlkreis Lippe. Mehrfach geriet er in die Kritik. Im Mai 2019 wurde bekannt, dass er mit anderen AfD-Abgeordneten entgegen geltender Vorschriften einen Diplomatenpass für eine Privatreise auf die von Russland annektierte Krim genutzt hatte. 2020 gehörte er zu jenen Abgeordneten, die einer Besuchergruppe in den Bundestag verhalfen, wo diese lautstark auffiel. Auch AfD-Chefin Alice Weidel stammt aus Harsewinkel.

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