Irritation Teures Übel im Kreis Gütersloh: Warum kommt hier kein Strom vom Dach?

Harsewinkel. Die Vorwürfe von CDU-Fraktionssprecherin Angelika Wensing, dass Photovoltaikanlagen im Arealverbund Moddenbachtal keinen Strom liefern und die Stadtverwaltung über diesen – wegen der entgangenen Energieerzeugung – teuren Missstand nicht informiert hat, wiegen schwer. Rund 86.000 Euro an Stromkosten sollen dadurch nicht eingespart worden sein. Warum die Anlagen an den fünf Standorten nicht in Betrieb gehen konnten, das begründet Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide zum einen mit den vom Gesetzgeber geänderten Rahmenbedingungen. Zum zweiten argumentiert sie auch mit der kurzen Übergangsfrist, innerhalb derer die noch rechtlich mögliche Inbetriebnahme der PV- Anlagen hätte erfolgen können, zeitlich aber nicht mehr umzusetzen gewesen sei. Die Bürgermeisterin widersprach in ihrer Erklärung vom Freitag, einen Tag nach der Ratssitzung, in der die Vorwürfe publik geworden waren, der Darstellung von Angelika Wensing. Diese hatte von einer längeren Übergangsfrist bis 2025 für eine Inbetriebnahme ohne Zertifizierung gesprochen. &bdquo;Das stimmt leider nicht“, erklärte Amsbeck-Dopheide. Bürgermeisterin meldet sich mit Stellungnahme Zwar habe sich im Sommer die Norm verändert und ermögliche eine vorzeitige, vereinfachte Inbetriebnahme von PV-Anlagen vor der abgeschlossenen Zertifizierung. &bdquo;Allerdings setzt die vorzeitige Inbetriebnahme die Vorlage von Unterlagen voraus, für die wir externe Unterstützung des Fachplaners brauchen“, schrieb die Bürgermeisterin in ihrer Stellungnahme. Die Stadtverwaltung arbeite daran, die Voraussetzungen für die vorzeitige Inbetriebnahme zu schaffen. &bdquo;Die Inbetriebnahme war für Dezember 2020 geplant“, informierte Amsbeck-Dopheide weiter. Kurz nach der Fertigstellung der Anlagen habe der Gesetzgeber die Grenze für ein verpflichtendes Anlagenzertifikat auf 135 kW gesenkt. Lesen Sie auch:Bauunternehmer aus dem Kreis Gütersloh wartet drei Jahre auf Erlaubnis für Solaranlage Der Netzbetreiber zählte für das Zertifizierungsverfahren die Leistung aller Anlagen des Arealnetzes zusammen, die am Netzanknüpfungspunkt am Bäderbetrieb auf das öffentliche Netz einwirken könnten. Dort sei der Übergang zur Mittelspannungsebene installiert worden. Die Altanlagen im Arealnetz, die städtischen und die von Betreibergemeinschaften, müssten in das Zertifizierungsverfahren mit eingebunden werden, so die Erläuterung. Markt ist durch das neue Verfahren überlastet In der Übergangsfrist bis Ende 2020 hätten die Anlagen noch ohne Zertifizierung angeschlossen werden können. &bdquo;Das hat in der Kürze der Zeit bis zum Ende des Jahres nicht geklappt, weil die technische Abstimmung mit den Stadtwerken aufgrund der Komplexität des neuen Zertifizierungsverfahrens länger dauerte als eingeplant“, erklärte Amsbeck-Dopheide. Für das Zertifizierungsverfahren habe bisher trotz vieler Versuche kein angefragtes Elektroplanungsbüro die Leistung erbringen können, heißt es weiter. Der Markt sei durch das neue Verfahren überlastet gewesen. Das erste Unternehmen, das überhaupt bereit gewesen sei, die Aufgabe anzunehmen, sei von Dezember 2020 bis Juni 2021 eingebunden gewesen. Danach folgten drei weitere Unternehmen. Diese hätten ebenfalls jeweils nach einigen Monaten die Fortführung des Zertifizierungsverfahrens aus Kapazitätsgründen oder wegen mangelnder Erfahrung abgesagt. Nunmehr ist ein Marienfelder Unternehmen seit Dezember mit der Aufgabe beauftragt, gibt die Bürgermeisterin Auskunft. Im nächsten Umwelt- und Klimaausschuss werde hoffentlich feststehen, ob dieses Unternehmen das Notwendige leisten könne, um die Voraussetzungen für das Zertifizierungsverfahren zu schaffen. Die Mitglieder des Ausschusses kommen am Dienstag, 7. März, zusammen. Deutliche Kritik: "Jeder private Anlagenbetreiber ruft nach Bemerken eines solchen Fehlers den Handwerker" &bdquo;Unsere überbordende Bürokratisierung hemmt auch hier den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien“, lautet das Fazit, das Amsbeck-Dopheide in ihrer Stellungnahme zieht. Noch einen Mangel hatte Angelika Wensing aufgedeckt. &bdquo;Der Wechselrichter der Photovoltaikanlage auf dem Greffener Bürgerhaus ist laut Aktennotiz falsch angeklemmt“, hatte die CDU-Fraktionssprecherin in der jüngsten Sitzung des Stadtrates monierte. Die Anlage spiegele daher die Eigenversorgung nicht wider, sondern stelle nur die ins Netz eingespeiste Strommenge dar. &bdquo;Jeder private Anlagenbetreiber ruft nach Bemerken eines solchen Fehlers den Handwerker“, sagte Wensing. Der Fehler müsse schnellstens behoben werden. &bdquo;Damit wir nachvollziehbare Werte bekommen und wissen, ob die Anlage rentabel arbeitet“, erklärte Wensing.

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