Nächtliche Explosion UPDATE: Sprengung von Geldautomat reißt Anwohner im Kreis Gütersloh aus dem Schlaf

Harsewinkel. Zwei Detonationen erschüttern Harsewinkel in der Nacht zum Mittwoch. Unbekannte haben um 2.50 Uhr den Geldausgabeautomaten der Geschäftsstelle der Deutschen Bank in dem geschichtsträchtige Wendland-Haus am Alten Markt gesprengt und dabei verheerende Schäden angerichtet. Das Foyer der Bankfiliale und das in dem selben Gebäude daneben ansässige Bekleidungsgeschäft sind komplett zerstört. Nach Zeugenaussagen sollen drei oder vier Männer beteiligt gewesen sein, die anschließend in einem Audi mit gestohlenen Nummernschildern mit dem Kennzeichen &bdquo;WAF“ für Warendorf flüchten. Es handelt sich um einen Audi RS6 Avant, Modell 4F (Baujahr 2007 bis 2010), wie die Polizei im Lauf des Donnerstags ermittelt. Auf einem Video, das ein Nachbar aus einem daneben liegenden Gebäude dreht, sind drei schwarz gekleidete, vermummte Männer zu sehen, die im Abstand von wenigen Sekunden von der Bank zu dem Fahrzeug auf dem kleinen Parkplatz zwischen Parfümerie und &bdquo;Fit 25“ laufen. Die schwere Eingangstür und die Fenster sind herausgerissen Der erste Täter trägt beidhändig einen offensichtlich schweren Gegenstand vor dem Körper, möglicherweise handelt es sich dabei um eine Geldkassette. Ein zweiter trägt etwas, das wie ein schwarzer Plastiksack aussieht. Der dritte Mann auf dem etwa einminütigen Video steigt in den bereitstehenden Wagen ein. Der Fahrer des unbeleuchtet anfahrenden Audi Kombi biegt nach links ab, bremst kurz, um zwischen den Pollern an der Kreuzung vor dem Wilhalm durchzukommen und biegt nach links in die Dr.-Pieke-Straße ab. Der professionell ausgeführte Spuk ist vorbei. Zurück lassen die rücksichtslosen Täter ein Feld der Verwüstung, wie es in den vergangenen Monaten schon nach Sprengungen von Geldautomaten im Kreis Gütersloh wie in Werther, Steinhagen oder Rheda-Wiedenbrück zu sehen war. Die schwere Eingangstür und die Fenster sind herausgerissen, Fassadenteile liegen auf der Straße. Die einzig gute Nachricht dieser Nacht: Kein Mensch ist verletzt worden, der einzige Bewohner des Wohn- und Geschäftshauses ist zumindest körperlich unbeschadet geblieben. Nach Angaben der Polizei wurde der Mann aus dem Haus evakuiert. Auch am gegenüberliegenden Wohn- und Geschäftshaus sind Fenster durch die Detonation geborsten. Vor einem Kinderbekleidungsgeschäft, das ebenfalls kleinere Schäden durch umherfliegende Teile aufweist, sind die Fragmente der Werbezüge der Bank auf Tausenden von Glasscherben und Splittern zu sehen. Anwohner schildern wie sie den Vorfall erleben &bdquo;Ich wusste bei dem Knall sofort, was los war“, sagt Andreas Hanhart, den die Explosionen aus dem Tiefschlaf reißen. Er sieht von seinem Fenster im Obergeschoss des Bettengeschäftes am Alten Markt die Täter und ruft sofort die Polizei. Eine Streifenbesatzung ist einige Zeit später da. &bdquo;Die haben erstmal die Umstehenden aufgefordert, sich zu entfernen weiter“, schildert Hanhart. Die Polizei sperrt das Gebäude großflächig mit Flatterband und Gittern ab. Experten der Kreispolizeibehörde machen sich noch in der Nacht an die Spurensicherung, tasten sich zentimeterweise vor, untersuchen Trümmerteile und den geborstenen, frei stehenden Geldausgabeautomaten, auf den es die unbekannten Räuber abgesehen hatten. Ob und wie viel die Männer an Beute gemacht haben, bleibt unklar, die Polizei macht keine Angaben. Die Höhe des durch die Explosionen angerichteten Schadens bleibt ebenfalls offen, es können mehrere hunderttausend Euro sein. Schaulustige sind angesichts der Vielzahl gesprengter Geldautomaten nicht überrascht Bis zum Nachmittag bleiben die Absperrungen zwischen dem Eiscafé Rialto und dem Beginn der Achtermannstraße stehen. Fußgänger quetschen sich durch den schmalen Durchlass. Viele Schaulustige und Passanten bleiben stehen, machen Fotos. &bdquo;Das war ja nur eine Frage der Zeit, bis so etwas auch bei uns passiert“, sagt einer angesichts der nicht enden wollenden Serie solcher Taten. Dass die Täter ausgerechnet diese eher schwer zu erreichende Filiale in der Harsewinkeler Innenstadt ausgewählt haben, erstaunt einige dann doch. Auch ein ukrainischer Junge aus dem aktuellen Kriegsgebiet in der Region Donezk in der Ostukraine, der erst einen Tag zuvor bei Verwandten in Harsewinkel angekommen ist, schaut mit seinem Onkel vorbei. &bdquo;Wir kennen solche Bilder wie diese nur zu gut. Bei uns zuhause sieht es überall so aus wie hier“, sagt das Kind, das sich eigentlich von solchen Schrecken erholen will. Die Kennzeichen des Audi haben die Täter zuvor an einem geparkten Pkw entwendet, welcher an einer Seniorenunterkunft in Beelen am Harsewinkeler Damm geparkt war. Die Polizei bittet unter der Telefonnummer (0 52 41) 86 90 um Hinweise aus der Bevölkerung. In den vergangenen Wochen hatte es bereits in anderen Städten Nordrhein-Westfalens Geldautomaten-Sprengungen gegeben, in Herzogenrath bei Aachen war dies erst am Montag der Fall gewesen.

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