Harsewinkel Dieser Saubermacher aus dem Kreis Gütersloh kennt jede Ecke in seiner Stadt

Harsewinkel. Wenn Ibrahim Cinar seine Müllsammelrunde durch die Harsewinkeler Parks über die Spielplätze und durch die Innenstadt beendet hat, kann der unermüdliche Stadtreiniger eigentlich gleich wieder von vorne anfangen. Seit dem 1. Juli kämpft der 52-Jährige gegen die Berge von Unrat an, die ignorante oder einfach nur faule Zeitgenossen an vielen Stellen hinterlassen. Der Kennenlerntermin an der Sitzecke vor der St.-Lucia-Kirche mit dem Mann, der aus der Langzeitarbeitslosigkeit in einen herausfordernden Job gewechselt ist, ist mit Bedacht gewählt. Gerade hier in diesem öffentlichen Bereich fällt vielen Harsewinkelern immer wieder auf, wie schnell Mülleimer überfüllt sind oder sich Haufen von Zivilisationsdreck ansammeln. Etliche Pfanddosen landen in der Natur Die Hinweise an die Verwaltung übertreffen noch einmal deutlich die Anfragen bei der NW, ob die Redaktion man nicht mal wieder etwas darüber schreiben könnte. Ibrahim Cinar schreibt nicht, er sammelt. Auf seinem E-Bike-Transporter, von dem die Stadt gleich ein Ersatzmodell angeschafft hat, ist er mit Besen, Schaufel, Kehrblech, Müllsäcken und Behältern etwa für Glasflaschen oder Pfandgut unterwegs. Dass die Leute so viele Dosen, für die es 25 Cent Pfand gibt, wegwerfen, kann auch Achim Vorwald nicht verstehen. Auch die vielen zerdepperten Glasflaschen an Spielplätzen sind so ein zeitfressendes Ärgernis. Der Chef des Bauhofes ist wie sein Stellvertreter Karl-Heinz Toppmöller heilfroh über die personelle Verstärkung. Zuvor hatte die mit dem Stadtreinigen beauftragte &bdquo;Pro Arbeit“ aus Rheda-Wiedenbrück den Vertrag wegen Personalengpässen zum 1. Juni gekündigt. Lesen Sie auch: Kippen-Killer befreien den Kreis Gütersloh von giftigen Zigrattenkippen Neuer Kollege auch schon im Freibad im Einsatz Mit Cinar hat die Stadt nun einen neuen Kollegen gefunden, der sich von seinem ersten Arbeitstag an deutlich engagierter in seine Arbeit reinhängt. &bdquo;Er ist einer von uns“, betont Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide, dass ihr ein solches tariflich geregeltes eigenes Arbeitsverhältnis am liebsten ist. Zumal nun die Stadt weisungsbefugt ist und den neuen Bauhof-Kollegen, der als Harsewinkeler gute Ortskenntnisse hat, zeitlich wie örtlich flexibel einsetzen kann. Was der Stadtreiniger sowieso sehr selbstständig macht, weil er die offenen und versteckten Ecken kennt, in denen es sich lohnt, nach Müll zu fahnden. Die 30-Wochenstunden-Beschäftigung wird durch das Job-Center über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. Die ersten beiden Beschäftigungsjahre sogar zu 100 Prozent, dann schrumpft der Förderanteil bis auf 70 Prozent. &bdquo;Wir hatten unseren Kollegen schon im Freibad oder im Wasserwerk im Einsatz“, erklärt Toppmöller. Der sei akribisch, flexibel, passe ins Team. Vandalismusschäden am Spielplatz Die Vorschusslorbeeren hat sich Cinar in den ersten zwei Wochen bereits verdient. Gleich an seinem ersten echten Arbeitstag kümmerte er sich am Heimathof darum, dass vom Schützenfest nach ein paar Stunden nichts mehr zu sehen war. &bdquo;Die Schützen sind aber nicht das Problem, weil die an ihren Ständen selbst sammeln“, relativiert Vorwald. Nach diesem Sun-Swing-Wochenende im Freibad habe es im benachbarten Stadtpark schon &bdquo;ziemlich wild“ ausgesehen. Dort haben junge Leute, die sich wohl den Eintritt sparen wollten, die Musik gehört und gefeiert – und dabei &bdquo;vergessen“, ihre Wodka- und Bierpullen, Chipstüten und Plastikbecher ordnungsgemäß zu entsorgen. Zudem vermeldet Toppmöller aktuell Vandalismusschäden am Spielplatz Fontanestraße. "Viele sagen mir danke schön, dass ich das mache" Noch wichtiger ist aber Cinars Alltagseinsatz. 550 Mülleimer – deutlich mehr als die statistisch notwendigen 11,75 pro 1.000 Einwohner, hat Harsewinkel. Die werden sukzessive ausgetauscht, damit Dohlen und andere gefiederte &bdquo;Müllsortierer“ den Unrat nicht mehr herausholen können. Die echten Herausforderungen beginnen, wenn die Schulen wieder den Betrieb aufnehmen. &bdquo;Dann sieht es zum Beispiel hinter dem Rathaus schlimm aus“, sagt Achim Vorwald. Da die älteren Schüler in den Pausen in die Stadt dürfen und sich dort in den Imbissen verpflegen, sei auch die Müllmenge entsprechend. Cinar ist aber noch mehr gefragt. Etwa an der beliebten Hunde-Gassi-Strecke rund um die Arche-Noah-Kita oder in dem Parkstreifen zwischen Birkenweg und Brockhäger Straße. Gerade Hundekot, auch der ordnungsgemäß in Kotbeutel verpackte, ist und bleibt eine stinkende Herausforderung. Umso schöner, dass Mitmenschen auf ihn aufmerksam werden. &bdquo;Viele sagen mir danke schön, dass ich das mache“, sagt Cinar.

Mehr zum Thema