Kreis Gütersloh Warum das Thema Bäume die Gemüter in dieser Stadt aktuell so sehr spaltet

Harsewinkel. Das Thema Bäume ist in Harsewinkel weiterhin akut. Auf verschiedene NW-Berichte dazu gab es in den vergangenen Wochen einige Leserreaktionen. Im Juni diskutierte der Umwelt- und Klimaausschuss satte drei Stunden lang über ein Baumkataster, aktuelle Fällungen, Neuanpflanzungen und Quoten. Am Donnerstag, 2. September, wird beim Bürgertermin zur Neugestaltung der Ortsdurchfahrt Greffen/B 513 das Baumthema wohl wieder einen Teil der Diskussionen einnehmen, mutmaßte Edgar Gerbaulet, sachkundiger Bürger von Bündnis90/Die Grünen, vergangene Woche. 60 Neuanpflanzungen soll es am Dorfplatz in Greffen geben, schrieb die Stadt auf NW-Nachfrage. Diskutiert werden dürften indes eher die erforderlichen Fällungen für den Radweg. "Das Bürgerwäldchen ist ein überschaubares Alibi-Wäldchen" Peter Petschik, einer der Akteure des Vereins Energiewende, schrieb der NW, dass es vielen Menschen nicht bewusst sei, was für ein Geschenk es ist, in der Nähe von großen Bäumen zu leben. &bdquo;Sauerstoff, Schatten", nennt Petschik den Profit, den Bäume neben anderen Effekten liefern und stellte ganz offen die Frage, die ihn umtreibt: &bdquo;Wo legen Kommunen heute noch neue Wälder an?" Das &bdquo;Bürgerwäldchen" in der Moddenbachaue nennt er ein &bdquo;sehr überschaubares Alibi-Wäldchen" und zitiert an dieser Stelle den Schriftsteller Eugen Roth (1895-1976): &bdquo;Zu fällen einen schönen Baum, brauchts eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert." Lesen Sie auch: Anwohner in Harsewinkel wehren sich gegen Fällung von uralter Eiche Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide hatte vor einigen Wochen in Anlehnung an die Idee der Energieagentur NRW eine Mitmachaktion gestartet. Bei &bdquo;Hier fehlt ein Baum" sind Bürger aufgerufen, sich an die Stadt zu wenden, wenn sie im Stadtgebiet eine Stelle entdecken, an der noch ein Baum gepflanzt werden könnte. Voraussetzung dabei: Es muss sich um ein städtisches Grundstück handeln. Die Bilanz ist überschaubar. Bisher hätten sich zwar mehrere Harsewinkeler mit Hinweisen über das Formular der städtischen Homepage gemeldet. Mit einer Ausnahme seien das allerdings freie Flächen auf Privatgrundstücken gewesen oder Standorte im Straßenbegleitgrün, die ungeeignet seien, weil der Platz zu gering ist. Für eine Baumpflanzung müssten entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten für die Bäume gegeben sein, erklärte die Stadt jetzt auf Nachfrage. Im Herbst soll es Neuanpflanzungen durch den Bauhof geben. Eine Anwohnerin hatte einen Bereich in der Käthe-Kollwitz-Straße genannt, wo nun zwei Bäume gepflanzt werden sollen. Ob die Stadt große Bemühungen betreibt, Bäume zu pflanzen, ist schwer zu beurteilen Auf die Frage wie die Wiederbepflanzung im Bereich Buchenallee/alter Sportplatz in Marienfeld geplant ist – die Bürgermeisterin hatte in der letzten Sitzung des Umweltausschusses mitgeteilt, die Wiederbepflanzung dort sei ohnehin geplant – äußerte sich die Stadtauf Nachfrage zurückhaltend. Über weitere Neupflanzungen von Bäumen werde seitens des Bauhofs in den nächsten Wochen entschieden. Fest steht, dass in den Bereichen Friedhof Greffen und Dorfplatz Greffen jeweils 60 Bäume neu gepflanzt werden. Recht überschaubar sind die Pflanzaktivitäten auch im Bereich des Busbahnhofs. Dort waren acht Bäume der Kettensäge zum Opfer gefallen, zehn neue Bäume wurden kürzlich gepflanzt. Am Heimathof sollen im Anschluss an den bald beginnenden Umbau sieben Bäume neu gepflanzt werden; acht waren dort gefällt worden. Nachvollziehbar, dass einige Politiker mit diesem &bdquo;Tempo" nicht einverstanden sind. In der Sitzung des Umweltausschusses vor den Ferien hatte sich der CDU-Politiker Rainer Kuhlmann daran gerieben, dass &bdquo;kompensatorisch" viel zu wenig an Neubepflanzungen erfolgen würde. Zunächst forderte Kuhlmann eine 1:20-Quote – also für jeden großen Baum 20 Neuanpflanzungen –, später reduzierte er das für seinen geänderten Beschluss auf 1:5. Dieser Quote stimmte der Ausschuss mit 9:7 Stimmen zu. Laut der nach wie vor geltenden Baumschutzsatzung der Stadt muss ein Baum mit einem Umfang von bis zu 2,50 Metern lediglich durch einen Baum mit 20 Zentimeter Umfang ersetzt werden, gemessen jeweils in einem Meter Höhe über Gelände. Bei einem Baumumfang über 2,50 Meter sei pro zusätzlichem Umfangmeter ein weiterer Baum zu pflanzen, heißt es dort. Ob die Stadt insgesamt große Bemühungen betreibt, Bäume zu pflanzen, ist schwer zu beurteilen. Die Frage, ob die Kommune gezielt Flächen für Neuanpflanzungen ankauft oder anpachtet, verneinte die Stadt. Aktuell würden vorhandene städtische Flächen dahingehen überprüft, inwieweit dort sukzessive kleine Waldflächen &bdquo;installiert" werden könnten. Den &bdquo;Bürgerwald" zwischen Friedhof und Schwanenteich, teils mit Baumspenden finanziert, sieht die Stadt mit 45 Bäumen &bdquo;vollständig bepflanzt". Optisch erinnert die in Reihen angelegte Bepflanzung an eine Baumschule. &bdquo;Heimische Gewächse wie Eichen oder Buchen sind da nicht drin", monierte ein Leser gegenüber der NW. Ein neuer Bürgerwald wird nun im Gebiet &bdquo;Laumanns Hof" angelegt. Baumfällungen in Marienfeld werden nicht ausgeglichen Keine Neuanpflanzungen soll es im Bereich Ruggebusch und Waldschlösschen in Marienfeld geben, wo seit 2019 erhebliche Fällungen stattfanden. Diese zählt die Stadt in ihrer Statistik, wonach sie auf rund 60 städtische Baumfällungen pro Jahr kommt, nicht mit. Bei diesen beiden Bereichen handele es sich um Waldflächen, die vom Landesbetrieb Wald und Forsten NRW unter forstwirtschaftlichen Aspekten überarbeitet wurden. Diese Fällungen wurden im Rahmen einer Naturverjüngung, bei der die Wiederbewaldung durch Samen, Stock- oder Wurzelausschlag erfolgt, durchgeführt, erklärte die Verwaltung. Gestört hatte sich auch der NW-Leser Michael Hönsch an Zeitungsberichten der vergangenen Wochen, die eine Darstellung nahelegten, es werde in Harsewinkel mehr gepflanzt als gefällt. &bdquo;Die meisten Ottonormalbürger und besonders Ottonormalpolitiker denken bei dieser Aussage, dass damit alles im Lot ist, was aber de facto leider nicht so ist", schrieb Hönsch der NW.

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