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Norbert Ellermann (42), Museumspädagoge und Urgroßneffe des Polizisten Wihelm Ellermann, steht neben einer alten Fotografie, die das Mordopfer und den Tatort in einer nachgestellten Szene zeigt - revolutionär für damalige Verhältnisse. - © FOTO: VORNBÄUMEN
Norbert Ellermann (42), Museumspädagoge und Urgroßneffe des Polizisten Wihelm Ellermann, steht neben einer alten Fotografie, die das Mordopfer und den Tatort in einer nachgestellten Szene zeigt - revolutionär für damalige Verhältnisse. | © FOTO: VORNBÄUMEN

GÜTERSLOH Ausstellung über Mord an einem Polizeisergeanten aus Herzebrock

Packende Schau im Stadtmuseum Gütersloh

VON LUDGER OSTERKAMP
24.03.2011 | Stand 24.03.2011, 12:30 Uhr
Die Experten des Landeskriminalamtes Hannover fertigten nach historischen Zeugenaussagen dieses Phantombild der beiden Stadtkowitz-Brüder an - zu sehen in einer Museumsvitrine. - © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN
Die Experten des Landeskriminalamtes Hannover fertigten nach historischen Zeugenaussagen dieses Phantombild der beiden Stadtkowitz-Brüder an - zu sehen in einer Museumsvitrine. | © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

Gütersloh. Sie zählt ohne Zweifel zu den spannendsten Ausstellungen der vergangenen Jahre: Das Gütersloher Stadtmuseum zeigt seit Mittwoch die Geschichte eines Mordes, der sich vor 100 Jahren in Herzebrock zugetragen und reichsweit Aufsehen erregt hat. Zusammengestellt wurde die Schau von dem Historiker Norbert Ellermann, der für diese Aufgabe auch aus anderem Grund prädestiniert war: Er ist der Urgroßneffe des damals ermordeten Wilhelm Ellermann.

Der Polizeisergeant war auf der Chaussee zwischen Herzebrock und Gütersloh von drei notorischen Verbrechern getötet worden; die Täter wurden später, nachdem Kaiser Wilhelm ihr Gnadengesuch abgelehnt hatte, im Hof des Bielefelder Gefängnisses von einem Scharfrichter geköpft; es war die letzte Hinrichtung, die sich dort zutrug. Die Ausstellung ist historisch auch deswegen interessant, weil der Mord großen Einfluss auf die weitere Polizeiarbeit haben sollte.

Sergeant Wilhelm Ellermann hatte keine Chance. Von einem Pistolenschuss am Kopf getroffen, liegt er wehrlos auf der Straße. Er ist allein, über ihn beugen sich drei Verbrecher. Einer der drei greift zur Eisenstange, holt aus und versetzt ihm einen wuchtigen Schlag gegen den Schädel. Ellermann stirbt - und der Mord an ihm, dem preußischen Polizeisergeanten, wird zu einem spektakulären Stück Kriminalgeschichte.

"Für uns ein Glücksfall"

100 Jahre später erinnert das Stadtmuseum Gütersloh an den historischen Kriminalfall. Das Museum zeigt eine Sonderausstellung dazu - konzipiert und recherchiert von Norbert Ellermann, einem Historiker und freiberuflichen Ausstelllungskurator, der damit zugleich ein Kapitel Familiengeschichte aufgearbeitet hat: Ellernmann ist ein Urgroßneffe des Ermordeten.

Was die Ausstellungsbesucher in Gütersloh geboten bekommen, ist außergewöhnlich. Sie erfahren alles über den Kriminalfall, bis ins kleinste Detail, denn das Verbrechen gilt als einer der am besten dokumentierten in der deutschen Kriminalgeschichte. Doch nicht nur das: Auf den Schautafeln bekommen sie Einblick ins preußische Rechtssystem, in gesellschaftliche Rahmenbedingungen und in die Anfänge polizeilicher Ermittlungsarbeit. Mit dem Mordfall Ellermann hielten damals, 1911, die heute üblichen Methoden wie Spurensicherung, Einsatz von Spürhunden, Nachstellen der Tat und ausführlicher Täterbeschreibung Einzug.

"Für uns ein Glücksfall", lobte Museumsleiter Dr. Rolf Westheider die Ausstellung. Sie mache die Parallelen zwischen Historiker und Kriminalisten deutlich. Norbert Ellermann habe recherchiert wie ein Polizist, habe sich auf Fährten begegeben, Menschen befragt, Beweise zusammengetragen und sei zu einem Ergebnis gelangt, nämlich der Ausstellung. Wie sehr diese Schau auch in Polizeikreisen Aufsehen erregt, belegt die Aufzählung der Schauplätze: Sie war bereits im Deutschen Polizeimuseum in Salzkotten zu sehen, im Preußen-Museum NRW in Minden, in der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, in der Polizeischule Stukenbrock und im Polizeipräsidium in Berlin-Tempelhof.