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Michael Pusch, Sprecher beim Kreisverband der Linken. - © FOTO:RVO
Michael Pusch, Sprecher beim Kreisverband der Linken. | © FOTO:RVO

KREIS GÜTERSLOH Linke stehen hinter Castro-Gratulation

Politiker äußern sich zur jüngsten Partei-Krise

VON FRIEDERIKE EDLER
30.08.2011

Kreis Gütersloh. Auf der jüngsten Klausursitzung der Linken am Wochenende in Rostock wurde der Grund für die aktuelle Partei-Krise wegen des Gratulationsschreibens an den ehemaligen kubanischen Staatschef Fidel Castro lieber nicht diskutiert. Dass die Glückwünsche der beiden Linken-Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst zum 85. Geburtstag Castros aber durchaus auch in den heimischen Parteireihen für kritische Meinungen sorgt, zeigt eine Nachfrage bei einigen Lokalpolitikern der Partei.

Herbert Wessel, Gruppensprecher der Partei im Kreistag, findet den formulierten Text im Schreiben an Castro zwar "etwas merkwürdig", die Glückwünsche grundsätzlich aber durchaus richtig. "Ja, das Schreiben ist nicht ganz unkritisch, man muss das Ganze schon etwas differenzierter sehen. Aber anscheinend war der Brief ja so auch nicht abgesprochen gewesen", sagt Wessel über die Zeilen, in denen Castro unter anderem schöpferische Energie und Schaffenskraft gewünscht wird.

Ludger Klein-Ridder, Sprecher des Linken-Stadtverbandes Gütersloh, beschreibt den Brief der Linken-Parteivorsitzenden als eine "Höflichkeit zum 85. Geburtstag". Es sei beschämend, dass die Presse so sehr über den Brief an Castro, der doch lediglich einfache Glückwunschformulierungen enthalte, herziehe. "Mit dem Schreiben wurde einem Politiker gratuliert, der trotz Blockadepolitik von seiten der USA viel erreicht hat und der gleichzeitig dem Kapitalismus auch einen Spiegel vorhält", sagt Klein-Ridder und betont: "Es gibt seit Jahrzehnten eine Kuba-Solidarität, auch hier in Gütersloh." Michael Pusch, Sprecher beim Kreisverband der Linken, ärgert es, dass die Linken-Vorsitzenden Lötzsch und Ernst den Brief nicht persönlich unterschrieben haben. "Es ist beachtlich, was Kuba trotz seiner jahrelangen Isolation erreicht hat." Kuba, und in diesem Sinne auch dem bis 2008 regierenden Castro, könne man daher ruhig gratulieren. Die Kritik der anderen Parteien halte er für Heuchelei. "Ich habe neulich erst ein Foto gesehen, wo Außenminister Westerwelle dem gestürzten libyschen Staatschef Gaddafi die Hand schüttelt", nennt Pusch ein Beispiel. In der Politik Kubas gebe es hingegen viele positive Ansätze, insbesondere im Schul- und Gesundheitssystem.