GÜTERSLOH

Wenn der Stadtplan in die Irre führt

Manche Fehler im Kartenmaterial halten sich hartnäckig

Die Vielfalt an Stadtplänen ist groß, die Fehlerquote ebenfalls nicht zu verachten. Fachbereichsleiter Gerd Geuenich (r.) und Diplom-Geograph Andreas Brodowski setzen verstärkt auf die freie Weltkarte Open Street Map, die sich mit einem Mausklick öffnen lässt, wie dieExperten in einer Beamer-Präsentation demonstrieren. | © FOTO: HENRIK MARTINSCHLEDDE

16.10.2010 | 16.10.2010, 00:00

Gütersloh. Von Stadtplänen erwartet der Nutzer vor allem eines: zuverlässige Orientierung. Gleichwohl führt in Gütersloh die Suche nach dem Ziel mitunter in die Irre. Je nachdem, welcher Plan aufgeschlagen wird. Selbst die ADAC-Karte, die einzige mit halboffiziellem Siegel der Stadt, sowie der Plan, der vom Stadtmarketing in der Touristinformation verteilt wird, weisen Fehler auf, zum Teil gar alt bekannte.

Insbesondere in den zu Werbezwecken verteilten Plänen, rund ein halbes Dutzend gibt es davon in Gütersloh, werden die falschen Angaben von Auflage zu Auflage weiterkopiert. Aber auch in Karten, die im Buchhandel für fünf bis sechs Euro angeboten werden, stimmt längst nicht alles.

Ein Beispiel: Das frühere Markus-Gemeindehaus steht im ADAC-Plan (6. Auflage von 2005) auf der Westseite der Oststraße gegenüber der Augustastraße. Ungefähr da findet sich die Einrichtung auch im Falk-Plan. Hingegen ist das Gemeindehaus in der Ausgabe 2010/2011 der Gütersloh Marketing GmbH (GTM) ausradiert. In Wirklichkeit befindet sich der Standort auf der Ostseite der Oststraße an der Einmündung Dorotheenstraße.

In allen drei Plänen sind zudem Bahngleise bei Miele und ein Verbindungsweg zwischen Verler Straße und Weserstraße eingezeichnet, die es seit vielen Jahren nicht mehr gibt. Auch die Hunderennbahn in der Nähe des Blankenhagener Wegs hält sich, obwohl seit etwa 15 Jahren nicht mehr existent, überall hartnäckig.

Information

Tipps für angehende "Mapper"

Die Verwaltung ist nach Aussage von Fachbereichsleiter Gerd Geuenich froh über jede Anregung zum Gütersloher Stadtplan. Wem weitere Fehler aufgefallen sind, kann sich mit Mirco Reimann unter Tel. 82-35 63 in Verbindung setzen. Die Hinweise werden an den Verlag MairDumont weitergegeben.
Für Interessierte, die beim freien Kartendienst "Open Street Map" selbst hilfreich Hand anlegen wollen, plant die Verwaltung kleine Schulungen. Bereits jetzt sind einige "Mapper" in Gütersloh aktiv, allein in einem Radius von 500 Metern ums Rathaus sind es sechs. Inzwischen gibt es in ganz Europa auch sogenannte Mapping-Partys für Neulinge und Fortgeschrittene.

Einige dieser Fehler sind der Stadt länger bekannt, wie Gerd Geuenich, Leiter des Fachbereichs Vermessung, einräumt. Doch weil Gütersloh im Gegensatz zu Bielefeld und Paderborn kein eigenes Produkt erstellt, ist sie auf das Mitwirken des Verlags angewiesen, mit dem sie in Sachen Stadtplan kooperiert. Das war früher Flöttmann, später unter dem Dach des ADAC der Carto-Travel Verlag, der 2007 von MairDumont in Filderstadt übernommen wurde. Das schwäbische Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer für touristische Informationen in Deutschland und Europa.

Die laufend veränderten Zuständigkeiten und Ansprechpartner könnten nach Einschätzung von Geuenich ein Grund dafür sein, dass nicht alle Hinweise auf Fehler umgesetzt wurden. Auffällig sei, dass der ebenfalls unter dem ADAC-Label herausgegebene OWL-Städteatlas in kürzeren Abständen aktualisiert werde als die jeweiligen Einzelpläne und daher weniger Fehler beinhalte. Der nächste Stadtplan von MairDumont speziell für Gütersloh wird aber erst für 2013 erwartet, dann vermutlich unter der Marke Falk, die ebenfalls zu dem Verlag gehört.

Mehr Einfluss als auf die gedruckten Pläne hat die Stadt wie auch jeder einzelne Bürger auf bestimmte digitale Karten. Derartige Angebote gewinnen ohnehin zunehmend an Bedeutung, sowohl im Internet als auch in Form von Navigationssystemen im Auto.

Die Stadt Gütersloh hat auf ihrer Homepage inzwischen einen "Stadtplan-Client" eingerichtet. Dort kann der Nutzer bestimmen, welches von vier Tools für ihn die gewünschte Adresse finden soll. Neben den beiden Angeboten von Google (Straßenkarte und Satelliten-Karte) stehen der Geobasis-Dienst des Landes namens DTK10 sowie "Open Street Map", das Karten-Pendant zur Wikipedia-Enzyklopädie, zur Auswahl.

Insbesondere mit Open Street Map hat die Verwaltung gute Erfahrungen gemacht. Das System sei aktueller und komfortabler als Google Maps, sagt der städtische Experte, Diplom-Geograph Andreas Brodowski und verweist auf die Möglichkeit, von jedem Internet-PC aus Änderungen oder Korrekturen am Kartenwerk vorzunehmen.

Nicht einmal zwei Tage habe es beispielsweise gedauert, bis die Eingaben am Computer umgesetzt und die neu benannte Anna-Böckmann-Straße sowohl im Straßenregister als auch auf der Karte erschien. "Manchmal dauert so etwas auch nur zwei Stunden", sagtBrodowski, der auch vom Detailreichtum begeistert ist. Ob Apotheke oder Altglascontainer, Supermarkt oder Vermessungsamt - alles lässt sich nach Wunsch anzeigen.

Auch das von den griechischen Gemeinde übernommene Markus-Gemeindehaus wird bei Open Street Map dargestellt - fast an der richtigen Stelle.