Gütersloher wird neuer Bertelsmann-Chef: So idyllisch ist der Top-Manager aufgewachsen

Gütersloh. Es ist nicht so, dass er Stammgast beim Spexarder Schützenfest oder beim Bunten Heimatabend im Bauernhaus wäre. Aber ein Spexarder Jung, das ist er schon. Thomas Coesfeld, ab 2027 neuer Chef von Bertelsmann, ist mit seinem Bruder Carsten in Sichtweite der Bruder-Konrad-Kirche aufgewachsen. Dass dann nach 45 Jahren wieder ein Einheimischer und ein Spross der Eigentümerfamilie den Vorstandsvorsitz des größten Gütersloher Unternehmens übernimmt, erfreut in Gütersloh viele. So lässt sich Bürgermeister Matthias Trepper mit den Worten zitieren, ihn erfülle die Entscheidung mit großer Zuversicht und Freude. &bdquo;Bertelsmann hat Gütersloh geprägt, unsere Stadt in die Welt getragen und zugleich immer fest zu seinen Wurzeln gestanden. Es ist ein schönes Zeichen für unsere Stadt, dass die Führung des Konzerns in die Hände Thomas Coesfelds, eines gebürtigen Güterslohers, und damit der siebten Generation gelegt wird – das zeigt, dass sich der Konzern langfristig orientiert, auf Stabilität und Gütersloh als Hauptsitz setzt.“ Er selbst habe den &bdquo;sehr sympathischen Thomas Coesfeld“ bereits kennengelernt und sei überzeugt, dass er die Werte seines Großvaters weiterführt. &bdquo;Werte, die Bertelsmann und unsere Stadt seit Generationen verbinden: Bodenständigkeit, Verlässlichkeit und der Mut, Neues zu wagen“, so Trepper weiter. Gütersloher Familie Coesfeld stammt von jahrhundertealtem Hof Der Mohn-Enkel steht in der Tat für die siebte Generation der Eigentümerfamilie Bertelsmann/Mohn. Seit der Konzern-Patriarch Reinhard Mohn 1981 vom Chefsessel des Unternehmens in den Chefsessel des Aufsichtsrates wechselte, war Bertelsmann von familienfremden Externen geleitet worden – zunächst von Manfred Fischer, dann von Mark Wössner, Thomas Middelhoff, Gunter Thielen und Hartmut Ostrowski, bis 2011 Thomas Rabe das Ruder übernahm. Wie sehr der neue Firmenchef in spe in der Heimat verwurzelt ist, zeigt sich bei einem Blick in die Familienchronik väterlicherseits. Die Coesfelds stammen von einem jahrhundertealten Hof unweit von Verler und Bruder-Konrad-Straße. Coesfeld steht etymologisch, von der Wortbedeutung her für: &bdquo;Stätte an dem eichenbestandenen Felde“. Im Verzeichnis der Westfalenhöfe trägt der Hof die Nummer Sundern 18. Sundern? Tatsächlich liegt der heutige Hof direkt auf der Grenze der ehemaligen Bauernschaften Sundern und Spexard, die Grenzlinie führt mitten durch die Küche. In früheren Zeiten war diese Grenzlage nicht unheikel: auf der einen Seite die Herrschaft Rheda (Sundern), auf der anderen das Amt Reckenberg (Spexard). Als erster Bewohner ist anno 1530 ein Johan Kosfelt nachgewiesen, in späteren Generationen variierte die Schreibweise bis hin zu Coesfeld. Das wunderbar gepflegte westfälische Fachwerkhaus, das heute dort steht und das die Adresse Am Coesfeld 12 trägt, wird demnächst 300 Jahre alt; es stammt aus 1726. Lesen Sie auch: Gütersloher Bertelsmann-Chef zieht sich zurück – Nachfolger kommt aus Eigentümerfamilie Mutter ist drittes Kind aus Reinhard Mohns erster Ehe Die Eltern des künftigen Bertelsmann-Bosses sind freilich keine Bauern, lebten auch nicht auf dem Stammhof. Seine Mutter Christiane (71), drittes Kind aus Reinhard Mohns erster Ehe, ist Kinderärztin, viele Jahre betrieb sie eine gut gehende Praxis an der Neuenkirchener Straße. Vater Heinrich, etwas älter als seine Frau, ist ein bekannter Bauunternehmer. Sein Betrieb, die H. Coesfeld Bauträger GmbH, liegt einen Steinwurf vom Bauernhof entfernt. Zeitweise beschäftigte der Betrieb viele Dutzend Menschen. In den Aufbaujahren nach dem Krieg, als Thomas’ Großvater, der ebenfalls Heinrich hieß, das Unternehmen als Straßen- und Tiefbaubetrieb gründete, waren bis zu 200 Beschäftigte angestellt. Heutigen Güterslohern ist das Firmengelände bekannt, wenn sie das Sträßchen als Querspange zwischen Verler und Bruder-Konrad-Straße nutzen. Auffällig ist eine historische Dampfwalze, die gut erhalten vor dem Verwaltungsgebäude der Bauträger GmbH steht. Daneben ist ein Großteil des Firmengeländes an das Technische Hilfswerk (THW) vermietet, das mit seinen Fahrzeugen viele der Hallen nutzt. Den Stammhof selbst werden viele noch als Erdbeer- und Spargelhof kennen, einst geführt von Maria Coesfeld, einer Cousine von Christiane. Dass an der Spitze des Konzerns künftig wieder ein Mitglied der Eigentümerfamilie sitzt, dass dieser Übergang zudem so geschmeidig und nebengeräuschfrei gelingt, wird in der Stadt positiv wahrgenommen. Die Jahre, in denen man Angst um den Sitz von Güterslohs bedeutendster Firma haben musste, sind zwar längst passé, aber die aktuelle Personalie dürfte die Verbundenheit weiter stärken. Thomas Coesfeld wird in Kürze erstmals Vater In jüngerer Vergangenheit hatten manche Medien spekuliert, die Coesfeld-Brüder könnten als Doppelspitze berufen werden. Beide hatten ihre Grundschuljahre an der Spexarder Josefschule verbracht, beide ihr Abitur am Evangelisch Stiftischen Gymnasium abgelegt. Beide gehören dem Vorstand seit 2024 an, beide sind Enkel von Reinhard Mohn aus dessen erster Ehe mit der 2021 verstorbenen Magdalene Mohn (geborene Raßfeld). Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Bertelsmann erleben (@bertelsmann_erleben) Ihre Mutter Christiane ist (nach Johannes und Susanne) das dritte Kind, das aus dieser Ehe stammt. Brigitte, Christoph und Andreas Mohn sind ihre Stiefgeschwister, sie entstammen Mohns zweiter Ehe mit Liz (geborene Elisabeth Beckmann, später Scholz). Weitere leibliche Geschwister haben Thomas und Carsten Coesfeld nicht. Lesen Sie auch: Die schönsten Fotos: Gütersloher Unternehmen Bertelsmann lockt zahlreiche Promis an Dass der künftige Chef des Medienkonzerns seiner heimatlichen Scholle verbunden ist, zeigt sich auch daran, dass er teils in Berlin, teils in Gütersloh lebt. Eigene Kinder hat er nicht – noch nicht. Doch die achte Bertelsmann-Generation ist bereits im Werden: Thomas und Marie-Josefien Coesfeld, seit Frühjahr 2024 verheiratet, erwarten im Dezember ihr erstes Kind.

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