Verein in Gütersloh investiert 20 Millionen Euro in Großprojekt - 30 Bäume müssen weichen

Gütersloh. Der Gütersloher Bauverein steht vor der größten Investition seiner Geschichte. Der Verein, Sachwalter einer Genossenschaft mit 1.750 Mitgliedern, will seinen Hochhauskomplex am Brockweg sanieren. Die Vorbereitungen laufen. Wie viel dem Verein das kosten wird, ist noch nicht genau kalkuliert, der Vorstandsvorsitzende Jörg Höfel geht von mehr als 20 Millionen Euro aus. Die Sanierung erstrecke sich voraussichtlich über drei Jahre, so Höfel. Baustart soll im Spätsommer/Herbst sein. In den drei Häusern mit den Adressen Brockweg 40, 42 und 44 unterhält der Verein 152 öffentlich geförderte Wohnungen, das entspricht etwa einem Neuntel seines Gesamtbestandes. Lesen Sie auch: Altbau-Renovierung für 250.000 Euro: Paar im Kreis Gütersloh wagt besonderes Bau-Projekt Neben den Komplexen an der Weserstraße in Sundern und an der Dresdner Straße in Blankenhagen ist der am Brockweg die größte Hochhaus-Agglomeration in Gütersloh. Zwei Häuser sind siebengeschossig, eines fünfgeschossig. Errichtet um 1974 und danach fortlaufend gepflegt, ist nun eine energetische Grundsanierung fällig. Mieter werden vorübergehend woanders duschen müssen Dazu gehört unter anderem, die alte Fassade abzuklopfen und eine neue Fassade mit rund 25 Zentimeter ökologischem Dämmstoff vorzuhängen. Der Bauverein tauscht alle Fenster aus, auch deswegen, weil es für die alten Alu-Modelle inzwischen keine Ersatzteile mehr gibt. Bei der Versorgung steigt er von Gas auf Geothermie um. Am Haus setzt er dafür rund 24 Bohrungen bis in 200 Meter Tiefe, an der genauen Zahl wird auch hier noch getüftelt. Auf die Dächer kommt Photovoltaik, in die neuen Seitenwände auch. Die Seitenmodule werden laut Höfel in die Fassade eingearbeitet. Sämtliche Balkone – und am Brockweg hat jede Wohnung einen Balkon – werden ebenfalls mit PV verkleidet. Die Erträge aus all diesen Modulen speisen Wärmepumpen, der Überschuss fließt für die Stromversorgung in die Batteriespeicher. Auch die Energie aus der Geothermie fließt in Wärmepumpen; diese Modelle sind zwar etwas teurer als die gängigen Luftwärmepumpen, aber sie sind effizienter, geräuscharm und können im Keller, was sie unempfindlich gegenüber Wetterunbilden macht. Drinnen, in den 152 Wohnungen, saniert der Bauverein die Bäder. Weil das nicht so fix geht wie der Austausch der Fenster, geht der Verein hier abschnittsweise vor. Teil seiner Strategie ist auch, dass er vorübergehend Leerstand in Kauf nimmt; zieht jemand aus, belegt er nicht direkt von seiner Warteliste nach, sondern lässt die Wohnung leer, damit Mieter, bei denen gerade das Bad saniert wird, zum Duschen dorthin ausweichen können. Lesen Sie auch: Familie im Kreis Gütersloh verkauft saniertes Fachwerkhaus Sollte es dennoch mit den Bäderkapazitäten eng werden – weil faktisch selten jemand auszieht – setzt Höfel auf Nachbarschaftshilfe. Das habe auch bei der Modernisierung der Häuser in Blankenhagen geklappt. &bdquo;Viele Mieter kennen sich seit Jahrzehnten, sie helfen sich untereinander.“ Im Winter müssen rund 30 Bäume fallen Höfel hat beim Land Fördermittel für Modernisierung beantragt; er ist zuversichtlich, dass was kommt. &bdquo;Was wir am Brockweg vorhaben, ist ein tolles Projekt. Es zeigt, wie man großflächig Bestandsbauten sanieren kann. Der energetische Effekt, die CO2-Minderung, wird beträchtlich sein.“ Bei Neubauten sei klimaschonendes Bauen längst Standard und nichts Besonderes mehr, viel Wirkung erziele man hingegen durch Sanierung der alten Klimaschleudern. Um am Brockweg eine funktionierende Baustelle einrichten zu können, brauchen die Arbeiter freilich Platz. Das geht zulasten des Baumbestandes. Fachleute des Bauvereins sagte vor Ort, dass rund 30 Bäume weichen müssten, davon etwa ein Dutzend größere Exemplare, die unter die Baumschutzsatzung fallen. Deren Fällen lasse sich nicht vermeiden, der Bauverein werde aber neupflanzen und vollständig kompensieren. Gefällt wird noch diesen Winter, denn ab März darf man nicht mehr. Über das Großprojekt Brockweg hatte Höfel die Genossen vergangene Woche in einer Mitgliederversammlung informiert. Der Vorstandsvorsitzende legte dort erfreuliche Zahlen für 2024 vor. Zwar sei die Bilanzsumme leicht von 70 auf 68,6 Millionen Euro gesunken, jedoch habe der Verein einen Jahresüberschuss von 1,3 Millionen Euro erzielt. Das Eigenkapital belaufe sich inzwischen auf rund 43 Millionen Euro, was einer Eigenkapitalquote von knapp 63 Prozent entspreche. An seine Mitglieder schüttete der Verein erneut eine Dividende von vier Prozent aus. Auch interessant: Was muss sich im Kreis Gütersloh verbessern? Hagedorn und Co. sprechen über Visionen Die durchschnittliche Kaltmiete bei den 1.276 eigenen Wohnungen liegt bei 6,22 Euro, deutlich unter der Gütersloher Durchschnittsmiete - laut Höfel ein wesentlicher Grund, dass die Leerstandsquote nur 0,6 Prozent beträgt. Heißt: Wer einmal Bauverein-Mieter ist, bleibt es in der Regel auch. Sanierungsprojekte wie am Brockweg, so Höfel, trügen zu solcher Mietertreue bei.

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