Frau an Gütersloher Tankstelle verbrannt: Hat der Ehemann Natalia (28) ermordet?

Gütersloh. Eine Frau. Ein Mann. Vier Kinder. Ein trautes Heim. Doch irgendwann fängt es an. Es wird immer schlimmer: Demütigungen, Drohungen, Gewalt, sexuelle Übergriffe. Natalia K. (28) hat ein fröhliches Lachen und lebhafte Augen. Sie ist kein Mensch, der einfach geht. Oder doch? Lange versucht sie bei ihrem Ehemann Oleksandr K. (36) zu bleiben, der für sie ein fremdes Gesicht zeigt. Schließlich sind da die Kinder, die umsorgt werden wollen. Und dann trifft sie einen anderen Mann, der für sie wie ein Lichtstrahl in einer düsteren Zeit ist. Wochen später ist Natalia tot. Verbrannt in einem Auto. Ein Unfall? Ein Verbrechen? Die Polizei ist misstrauisch und ermittelt monatelang. Nun sind sich die Fahnder sicher: Es ist Mord. Mehr dazu: Tote Frau an Gütersloher Tankstelle - Spektakuläre Wende im Fall des Feuerdramas Beschuldigt wird ihr Partner Oleksandr K., der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt. Er soll seine Ehefrau zuvor getötet und dann ein Unglück vorgetäuscht haben. &bdquo;In der Anklage steht ,aus niedrigen Beweggründen’“, wundert sich sein Strafverteidiger Carsten Ernst aus Bielefeld, der sich zum ersten Mal gegenüber der NW zu diesem Fall äußert. &bdquo;Mein Mandant bestreitet die Tat energisch.“ Prozess könnte noch in diesem Jahr beginnen Wahrscheinlich beginne der Prozess noch in diesem Jahr, obwohl der Eröffnungsbeschluss des Landgerichtes noch nicht vorliege. &bdquo;Ich rechne mit mehreren Verhandlungstagen, denn es ist für mich als auch für die Öffentlichkeit ein spannender und komplizierter Sachverhalt, der dem Beschuldigten vorgeworfen wird.“ Es ist der 10. Oktober 2024, 1.44 Uhr, als eine Brandmeldung bei der Leitstelle der Feuerwehr eingeht: &bdquo;Neben einer Zapfsäule der Aral-Tankstelle an der Marienfelder Straße in Gütersloh steht ein Auto in Flammen.“ Rettungskräfte sind schnell vor Ort. Die Feuerwehr kann den Brand löschen. Auf dem Mittelstreifen der B61 finden die Sanitäter einen schwer verletzen Mann. Im Auto auf dem Beifahrersitz liegt eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche. Es ist schwer, sie zu bergen, weil der Körper durch die enorme Hitze mit dem Inneren des Autos verschmolzen ist. Die Polizei kann die Identität klären. Es handelt sich um Natalie K., die Ehefrau des verletzten Mannes. Was ist dort passiert? Videoaufnahmen der Tankstelle werden gesichtet. Darauf sind Szenen zu sehen, wie Oleksandr. K. gegen 1.40 Uhr mit seinem Auto an einer Zapfsäule vorfährt, aussteigt und einige Zeit mit der Zapfpistole hantiert. Dann beginnt es plötzlich zu brennen. Auch er fängt Feuer und rennt weg. Eine Mitarbeiterin der Tankstelle, die rund um die Uhr geöffnet ist, hat zum Zeitpunkt des Vorfalls geistesgegenwärtig reagiert und den Not-Aus-Knopf gedrückt. Dadurch ist die Stromversorgung zu den Pumpen der Zapfsäulen unterbrochen worden, damit kein weiterer Kraftstoff mehr fließen kann. Polizei geht zunächst von einem Unfall aus Eine Mordkommission (&bdquo;Nord“, wegen Nordring), die durch Kriminalhauptkommissarin Julia Berg des Polizeipräsidiums Bielefeld geleitet wird, übernimmt die Ermittlungen, die mehr als neun Monate andauern. Zu Anfang geht die Kripo noch von einem Unfallgeschehen aus, zumal das ein erstes Gutachten bescheinigt und eine Obduktion des verkohlten Leichnams keine eindeutige Todesursache feststellen kann. Doch ein Verdacht bleibt: Eine Vertuschungstat ist nicht auszuschließen. Freunde, Bekannte und Familienangehörige werden vernommen, auch der inzwischen genesene Ehemann. Dieser soll sich mehrmals in Widersprüche verstrickt haben und auch die Menschen im Umfeld des Ehepaares sollen nach Informationen dieser Zeitung eine Beziehung voller Probleme geschildert haben. Sie sollen von einem Leben der Natalie von totaler Kontrolle und Gewalt durch Oleksandr berichtet haben. Oft soll es zu sexuellen Übergriffen und Schlägen gekommen sein. Lesen Sie auch: Tod an Gütersloher Tankstelle - Schwer verletzter Ehemann gibt keine Erklärung ab Auch gegenüber den Kindern soll sich der Beschuldigte recht aggressiv verhalten haben. Er soll seine Frau verbal erniedrigt und respektlos behandelt haben, obwohl sie sich stets bemüht habe, ihm alles recht zu machen. Natalia aus Gütersloh wollte die Scheidung &bdquo;Das alles hat dazu geführt, dass Natalia nur noch weg von ihm wollte. Sie wollte die Scheidung, weil sie inzwischen auch einen anderen Mann kennengelernt hatte, der ganz anders war und ihr eine neue und bessere Zukunft bieten konnte. Doch das hat Oleksandr nicht akzeptiert und hat gedroht, sich das Leben zu nehmen, wenn sie ihn verlassen würde“, berichtet eine Freundin. Die ganzen Umstände seien für die 28-Jährige nicht einfach gewesen, denn man gehörte ja einer ukrainischen Bibelgruppe (Baptisten) an. &bdquo;Dort herrschen andere Regeln.“ Die Familie ist 2022 kurz nach Kriegsbeginn aus der Ukraine geflohen und nach Deutschland gekommen. In Gütersloh wollen Oleksandr und Natalia K. sich ein neues Leben aufbauen. Sie haben eine Erdgeschosswohnung nahe dem Heidewaldstadion bezogen. Oleksandr hat Arbeit in einer Metallbaufirma in Beelen gefunden. Natalia hat sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Eine Bekannte: &bdquo;Das war nicht leicht, denn das Geld habe nur so einigermaßen gereicht. Einen Tag vor Natalies Tod wollte sie in die Ukraine fahren, um das Auto zu verkaufen und ihren Führerschein umzutauschen. Ihr Mann wollte sie bis zur polnischen Grenze fahren und dann mit dem Zug zurückkommen.“ Natalia soll bereits tot in das Auto gesetzt worden sein Ein neues in Auftrag gegebene gerichtsmedizinisches Gutachten soll die These bestätigt haben, dass Natalia tot in das Fahrzeug gesetzt worden ist. Eine Hitzeeinatmung von Brandrauchgasen soll nicht stattgefunden haben, so die Untersuchungen. Eine Fluchtreaktion sei auf den Videos nicht erkennbar. Sie ist angeschnallt geblieben. Rechtsanwalt Carsten Ernst will sich dazu nicht äußern, auch nicht über seine Verteidigungsstrategie: &bdquo;Details gebe ich nicht bekannt. Ich werde die Vorwürfe in den nächsten Tagen mit meinem Mandanten in Ruhe besprechen, zumal es noch ein anderes Video aus einer anderen Perspektive gibt.“ Lesen Sie auch: 61-Jähriger soll in Gütersloh Nachbarn getötet haben – Todesursache steht jetzt fest Auch die Tatsache, dass Oleksandr. K. sich während der langen Ermittlungen gegen ihn nicht abgesetzt habe, spreche für ihn. Im Moment stecke er die Untersuchungshaft gut weg. Was wird jetzt aus den Kindern? &bdquo;Nach meiner Kenntnis bleiben sie in Deutschland und werden von Angehörigen betreut.“

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