Finanzkrise Nach Unruhe bei der AWO: Wie es beim Gütersloher Kreisverband weitergeht

Kreis Gütersloh. Die finanzielle Schräglage der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ostwestfalen-Lippe hat weitere Ausmaße angenommen und dabei auch im Kreis Gütersloh für Unruhe gesorgt. Nachdem der Bezirksverband vergangene Woche überraschend erklärt hatte, aus der Tarifbindung auszusteigen, da er nicht in der Lage dazu sei, tausenden Mitarbeitern die tariflich vereinbarte neue Zulage im Sozial- und Erziehungsdienst zu zahlen, stand auch das Telefon von Ulrike Boden (62) kaum noch still. &bdquo;Ich habe viele Anrufe erhalten, weil Mitarbeiter in großer Sorge sind“, erzählt die Geschäftsführerin des Gütersloher Kreisverbandes. Jetzt ihre gute Nachricht: Der hiesige AWO-Kreisverband hat Stellung bezogen und wird seine Mitarbeiter auch weiterhin nach Tarif bezahlen. &bdquo;Wir werden nicht aus der Tarifbindung austreten, denn wir sind als Kreisverband rechtlich eigenständig, vom Bezirksverband unabhängig und in der glücklichen Lage, zahlen zu können“, erklärte Ulrike Boden. Auch die Kreisverbände Herford und Paderborn hatten sich ausdrücklich zur Tarifbindung bekannt. Zudem würde die AWO im Kreis Gütersloh auch alle Erhöhungen mittragen, die die Gewerkschaft Verdi aktuell mit den Arbeitgebern verhandele. Finanzierung der Arbeit für 2023 sichergestellt Zum Bekenntnis gehöre auch die Zahlung der im Dezember vereinbarten Zulage für den Sozial- und Erziehungsdienst, die gut 95 Prozent der Mitarbeitenden des Gütersloher Kreisverbandes erhalten würden. Sie beträgt im Öffentlichen Dienst etwa 130 bis 180 Euro im Monat und ist als Anerkennung für die Arbeit etwa von Kita-Mitarbeiterinnen gedacht. Ulrike Boden, seit 32 Jahren Kreisgeschäftsführerin, hatte in den vergangenen Tagen mit den Kommunen und dem Kreis Gütersloh, durch deren Zuschüsse die Arbeit hauptsächlich finanziert wird, ausgiebig über die Lage gesprochen und ihren Standpunkt deutlich gemacht. Die Verhandlungen mit den Kostenträgern verliefen erfolgreich. &bdquo;Die Reaktionen aus den Kommunen war durchweg positiv. Der Konsens war, dass alle an einer Fortsetzung der guten Arbeit interessiert sind und sich für die Tarifbindung ausgesprochen haben. Darüber bin ich wirklich glücklich.“ Die Finanzierung der Arbeit des Kreisverbandes Gütersloh für das Jahr 2023 sei somit sichergestellt. Drei Kreisverbände sprechen sich für Tarifbindung aus, drei verhandeln noch Im Kreis Gütersloh beschäftigt die AWO rund 700 Menschen (&bdquo;Tendenz steigend“), die zuständig sind für etwa 112 Einrichtungen und Angebote. Dazu zählen unter anderem 35 Offene Ganztagsschul-Betreuungen (OGS) kreisweit, die Sozialarbeit an 59 Schulen oder den Betrieb von drei Jugendzentren, teilstationären Jugendeinrichtung sowie verschiedene Beratungsstellen. Mit der Bekräftigung der vollumfänglichen Tarifbindung wolle sich der Gütersloher Kreisverband bewusst hinter Mitarbeitenden seiner Einrichtungen und Dienste stellen, wie Ulrike Boden versicherte. Während mit Gütersloh, Paderborn und Herford drei der insgesamt sieben AWO-Kreisverbände sich zur Tarifbindung ausgesprochen hätten, müssten in Lippe, Minden und Höxter noch verhandelt werden. Der AWO-Bezirksverband, der in OWL rund 4.500 Mitarbeitende in 200 Einrichtungen und Diensten beschäftigt, war zu Jahresbeginn aus dem Arbeitgeberverband als Vollmitglied ausgetreten und hatte so die Tarifbindung verlassen. Hintergrund: Die Zahlung der neuen Zulage im Sozial- und Erziehungsdienst hätte einen Millionenbelastung ausgemacht, die nicht zu stemmen sei. Die Hintergründe der finanziellen Schieflage des Bezirksverbandes ließ Ulrike Boden unkommentiert (&bdquo;Dazu möchte ich mich nicht äußern“), doch die unschönen Folgen des Tarifausstiegs des Bezirksverbands hat sie zumindest im Kreis Gütersloh wieder etwas einfangen und die Wogen glätten können.

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