Post-Vac-Syndrom Wenn die Corona-Impfung krank macht: Hier gibt es in Gütersloh jetzt Hilfe

Kreis Gütersloh. Die Corona-Impfung rettet Leben und verhindert schwere Erkrankungen. Sie kann aber auch Nebenwirkungen verursachen. Das geschieht zwar selten, dafür dann aber oft umso heftiger und lang anhaltend. Diese schmerzliche Erfahrung hat auch Svenja H. (Name geändert) aus dem Kreis Gütersloh machen müssen. &bdquo;Ich leide seit zwei Jahren unter breit gefächerten Beschwerden. Gelenk- und Muskelschmerzen, Herzrasen, Atemnot und Lungenprobleme machen mir am meisten zu schaffen. Alles begann nach meiner ersten Impfung“, erzählt die Frau, die aufgrund der thematischen Brisanz anonym bleiben möchte. Innerhalb weniger Wochen hat sich ihr Leben drastisch verändert. Bei Fällen wie ihr sprechen Fachleute vom sogenannten Post-Vac-Syndrom (englisch: Vaccination = Impfung). Betroffene haben meistens kaum Möglichkeiten, sich darüber auszutauschen. Um das zu ändern, engagiert sich die 44-Jährige nun als Initiatorin einer Selbsthilfegruppe für den Kreis Gütersloh. &bdquo;Mein Ziel ist der gegenseitige Austausch unter Betroffenen aber auch deren Angehörigen. Es geht darum, dass Menschen einander zuhören, die wissen, worüber sie sprechen. Die Gruppe soll über Erfahrungen und Informationen berichten und sich gegenseitig bestärken, aber natürlich auch Tipps und Erfahrungen über Therapien austauschen“, erklärt Svenja H. Sie selbst kommt aus der Pflege und hat einen somit einen gewissen medizinischen Background. Ihren ursprünglich erlernten Beruf kann sie allerdings seit Beginn der Symptome nicht mehr ausüben. Sie hat das Glück, dass ihr Arbeitgeber ihr einen anderen Posten anbot. Newsblog:Coronavirus im Kreis Gütersloh - alle Entwicklungen im Überblick In den letzten anderthalb Jahren hat sie ein Martyrium durchlebt, war nach eigener Aussage bei zehn Ärzten in Behandlung. &bdquo;Man wird nicht ernst genommen, als Leugner dargestellt. Im schlimmsten Fall wird einem erzählt, man bilde sich alles ein.“ Svenja H. erkrankte kurz nach ihrer Erstimpfung gegen Ende Januar 2021. Ein Zufall? Im Kreis Gütersloh gibt es einige Betroffene, die am Post-Vac-Syndrom leiden Fakt ist: Auch im Kreis Gütersloh gibt es einige Betroffene, die nach der Corona-Impfung langanhaltende gesundheitliche Beschwerden entwickelt haben. Wie viele Fälle wurden dem Gesundheitsamt gemeldet, in denen eine über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitliche Schädigung vorlag? &bdquo;13 Fälle waren es im Jahr 2021, drei im Jahr 2022“, teilt Anne Bunte, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes mit. Ein Post-Vac-Syndrom kann zwar auch aus anderen Impfungen resultieren (etwa der Grippe-Impfung), allerdings würden sich diese Zahlen ausschließlich auf Corona beziehen. Gesprochen wird zumeist immer noch von seltenen Einzelfällen. Weil gegen Covid aber eben sehr viele Menschen in einem kurzen Zeitraum geimpft wurden, fallen diese Fälle jetzt umso mehr auf. Beschwerden von Gütersloherin halten seit über einem Jahr an Einige Experten sprechen mittlerweile gar von 25.000 bis 27.000 Menschen deutschlandweit (bei 180 Millionen verabreichten Impfdosen), die am Post-Vac-Syndrom leiden. Gut zwei Jahre nach Beginn ihrer Probleme sind die Beschwerden bei Svenja H. kaum besser geworden. &bdquo;Ich kann keinen Kilometer am Stück gehen, Treppensteigen ist eine Qual.“ Aktuell ist sie bei einem Arzt in der Region in Behandlung und zudem an einer Aufnahme zur bisher einzigen Ambulanz für das Post-Vac-Syndrom an der Uniklinik in Marburg interessiert. Dort werden etliche Fälle behandelt, die in enger Assoziation zu einer Impfung aufgetreten sind. &bdquo;Auf der Warteliste stehen allerdings 6.000 Personen“, sagt Svenja H. Menschen, um die sich gekümmert werden muss. Auch deshalb hat sie mit Unterstützung der Bürgerinformation Gesundheit und Selbsthilfekontaktstelle des Kreises Gütersloh (BIGS) die Gruppe ins Leben gerufen. Selbsthilfegruppe in Gütersloh startet am Mittwoch, 18. Januar Angesprochen sind Menschen im berufstätigen Alter, die nach der Corona-Impfung an schweren Nebenwirkungen mit langanhaltenden Symptomen erkrankt sind. Dazu zählen etwa Brainfog (Nebel im Kopf), Missempfindungen, Fatique (signifikanter Erschöpfungszustand), Herz-Kreislauf-Probleme, aber auch Muskelschwäche, Seh- und Schlafstörungen sowie kognitive und neurologische Einschränkungen. &bdquo;Wir wollen uns austauschen, aber natürlich auch darüber beraten, wie es möglich ist, zukünftig noch bessere Hilfe zu bekommen“, erklärt Initiatorin Svenja H. Am Mittwochabend, 18. Januar, um 18.30 Uhr, kommt die Gruppe in Herzebrock zum ersten Mal zusammen. Gruppe soll sich in geschütztem Raum in Gütersloh treffen Der genaue Veranstaltungsort ist bewusst nicht öffentlich bekannt gemacht worden. Denn so soll es der Gruppe ermöglicht werden, sich in einem geschützten Raum zu treffen und etwa radikale Personen daran gehindert werden, die Veranstaltung für ihre Zwecke zu missbrauchen. &bdquo;Erfahrungen aus anderen Kreisen und Städten lassen dies allerdings auch nicht befürchten“, erklärt Kreis-Pressesprecher Jan Focken. Um auf Nummer sicher zu gehen, haben sich die Teilnehmer für die Premiere wie auch für folgende Veranstaltungen anzumelden, per E-Mail unter der Adresse Selbsthilfe-Post-Vac-Syndrom@web.de. &bdquo;Bisher gab es Anfragen von Verwandten von Betroffenen, Kreistagsmitgliedern und Journalisten, aber keine von Betroffenen“, teilte der Kreis Gütersloh auf die Frage nach der Resonanz mit. Svenja H. hofft auf einen Aufbruch. &bdquo;Manche müssen sicherlich erst einmal die Scheu verlieren, um über dieses schwierige Thema zu sprechen.“ Zur Sprache kommen soll beim ersten Treffen auch die Ungerechtigkeit beim Unterschied zwischen Long-Covid und Post-Vakzin. &bdquo;Wir müssen alles selber bezahlen, während bei Long Covid viele Leistungen von der Kasse übernommen werden“, sagt Svenja H. Sie findet: Wer durch eine Impfung nachweislich Schaden erleidet, der müsse schnelle und unbürokratische Hilfe bekommen.

Mehr zum Thema