48 Millionen Euro Rekordinvestition: Ausbau des Klinikums Gütersloh nach Verzögerung gestartet

Gütersloh. Nicht nur die Gütersloher Schulen stehen vor immensen baulichen Herausforderungen. Auch am Klinikum Gütersloh werden vier Jahre lang die Baukräne rotieren. Mit einem halben Jahr Verzögerung ist jetzt der Startschuss für die Rekordinvestition in Höhe von knapp 48 Millionen Euro gefallen. In der Summe enthalten ist nach Angaben einer Sprecherin ein Sicherheitspuffer von 5 Millionen Euro, der angesichts steigender Baupreise mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tragen kommen werde. Kernelement des Projekts ist der Neubau eines Zentral-OP. Neue Verwaltung Die Arbeiten des ersten von zwei Bauabschnitten haben im Oktober auf einem Grundstück an der Brunnenstraße begonnen. Dort wurde die vorhandene Bebauung abgerissen und ein Fundament für das neue Verwaltungsgebäude erstellt. Eigentlich sollte es bereits im April losgehen. Doch aufgrund der erhöhten Nachfrage der Baubranche und der gleichzeitig vermehrten Lieferschwierigkeiten mit erheblichen Verzögerungen sei der Baubeginn in die zweite Jahreshälfte verlegt worden, hieß es. Seitdem gehe es zügig voran. Der Neubau neben dem Ärztehaus II wird nach Aussage von Klinikums-Sprecherin Ann-Katrin Johannsmann in hochwertiger Modulbauweise und im besonders energiesparenden KfW-40-Standard errichtet. Das Gebäude umfasst 28 Büros und einen Konferenzraum. Kostenpunkt: 4,3 Millionen Euro. Nach der für April 2023 geplanten Fertigstellung erfolgt der Umzug der Beschäftigten aus der alten Verwaltung in den Neubau. Zentral-OP und Lüftungszentrale Das aus den 1950er Jahren stammende sanierungsbedürftige Verwaltungsgebäude an der Virchowstraße wird abgerissen und macht Platz für den neuen Zentral-OP mit sieben Sälen und einer neuen Lüftungszentrale. Die Erweiterung soll im Herbst 2024 in Betrieb gehen. Schon seit 2018 laufen die OP-Planungen. Sie sahen ursprünglich nur die Sanierung im Bestand und die Erweiterung um zwei auf neun Operationssäle vor. Doch habe man sich davon wegen der sehr hohen Kostenrisiken verabschiedet, begründete Klinikums-Geschäftsführerin Maud Beste vor einem Jahr bei der ersten Präsentation der Neubaupläne diesen Schritt. Operative Intensivstation Im zweiten Bauabschnitt erfolgt anschließend der Um- und Rückbau des alten OP-Trakts in zwei Säle, so dass künftig insgesamt neun OP-Säle am Klinikum zur Verfügung stehen. Zugleich wird freiwerdender Platz für den Bau einer neuen operativen Intensivstation mit elf Intensivbetten, überwiegend mit sogenannten Hygieneschleusen, genutzt. Laut Plan soll dieser Bauabschnitt Mitte 2026 abgeschlossen sein. Verbesserung der Versorgung Wie Geschäftsführerin Beste jetzt unterstrich, würden durch die Umnutzung eines Teils des ehemaligen Zentral-OP als Intensivstation dringend erforderliche Intensivkapazitäten für den Kreis Gütersloh geschaffen. Sie sprach von einer erheblichen Verbesserung der medizinischen Betreuung der Patientinnen und Patienten im Klinikum. Wie berichtet, besteht im Kreis Gütersloh im Vergleich zu anderen Regionen eine deutliche Unterversorgung mit Intensivkapazitäten. Nach Auskunft der Bezirksregierung ergibt sich hier ein Verhältnis von 15 Betten je 100.000 Einwohner und damit das niedrigste im Regierungsbezirk Detmold. Die meisten anderen Kreise erreichten nach Angaben des Klinikums einen Wert um 30 Betten/100.000 Einwohner. Das bestehende Missverhältnis im Kreis Gütersloh habe in der Pandemie wiederholt dazu geführt, dass Patienten in umliegende Kreise oder Städte verlegt werden mussten. Künftig verfügt das Klinikum über insgesamt 29 statt 18 Intensivbetten. Beste kündigte auch Verbesserungen der Arbeitsabläufe infolge der Investitionen an. So seien eine höhere Effizienz der Prozesse und eine deutlich höhere Energieeffizienz des Gebäudes und der Lüftungstechnik zu erwarten. Höhere Kosten Wie Sprecherin Johannsmann mitteilte, liegen laut den aktuellen Berechnungen die Gesamtkosten inklusive einer Indexierung über die gesamte Bauzeit bei rund 42,6 Millionen Euro und damit 11 Prozent über der Kostenschätzung. Absolut entspreche dies einer Veränderung um 4,2 Millionen Euro. Inklusive Risikopuffer sei damit mit einer Gesamtinvestition von 47,7 Millionen Euro zu rechnen. Zurückzuführen seien die Abweichungen zum einen auf die erheblichen Kostensteigerungen in der Baubranche; zum anderen auf die Entscheidung für einen höheren Energieeffizienzstandard und die Nutzung von Photovoltaik. Um das Projekt finanziell zu stemmen, hatte der Stadtrat voriges Jahr die Aufstockung eines Gesellschafterdarlehens um knapp 26 auf 38,5 Millionen Euro beschlossen. Auf Nachfrage bestätigte Johannsmann, dass die Stadt Gütersloh dieses Darlehen bereits Mitte dieses Jahres noch einmal aufgestockt habe, um die absehbar deutlichen Kostensteigerungen abzufedern. In dem Betrag, der freilich nicht genau beziffert wurde, sei der Risikopuffer von 5 Millionen Euro enthalten. Das Klinikum prüfe darüber hinaus, ob Kosten für Bauinvestitionen in den Klimaschutz zum Beispiel durch Förderprogramme refinanziert werden können. Die Mittel für den Bau der Verwaltung würden vollständig über einen Kredit finanziert, den das Klinikum Gütersloh aufgenommen hat.

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