Rote Zahlen Bertelsmann schließt nächste Druckerei - 250 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs

Gütersloh. Bertelsmann gibt seine nächste Druckerei auf. Nach Nürnberg und Dresden trifft es nun den Standort Liverpool. Wie die Konzerntochter Prinovis UK in einem Statement verkündet, stellt sie den Betrieb auf dem Gelände des ehemaligen John-Lennon-Flughafens am 30. Juni nächsten Jahres eint. 250 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Als Grund nennt Bertelsmann einen drastisch schrumpfenden Markt und fehlende wirtschaftliche Perspektiven. Schon seit 2019 verzeichne der englische Standort einen starken Rückgang. Alle Umstrukturierungen und Einsparungen haben laut dem Statement nicht geholfen, das Geschäft wieder rentabel zu gestalten. Die Druckerei schreibe unverändert rote Zahlen. Liverpool ist damit binnen kürzester Zeit die dritte Tiefdruckerei, die die Bertelsmann Printing Group aufgibt. Im April 2021 endete das Kapitel in Nürnberg (900 Beschäftigte), Ende 2022 folgt Dresden (470 Beschäftigte). &bdquo;Die Branche leidet unter massiven Überkapazitäten“, sagt Arvato-Sprecher Gernot Wolf. Hinzu komme die enorme Kostensteigerung für Papier und Energie. Gerade bei den Tiefdruckereien, deren Hauptgeschäft es ist, hohe Auflagen zu produzieren, schlage das ins Kontor. Bereits 2014 hatte der Konzern sein Werk in Itzehoe aufgegeben. Lesen Sie auch: Bertelsmann zahlt Extra-Gehalt, um Mitarbeitern zu helfen Einst enorme Auflagen für "Daily Mail" und "Daily Telegraph" gedruckt In Dresden etwa werden Kataloge und Zeitschriften gedruckt, in Liverpool Fernsehzeitschriften und Beilagen großer Zeitungen wie &bdquo;Daily Mail“ oder &bdquo;Daily Telegraph“. Deren Auflagen, so Wolf, sind aber dramatisch geschrumpft, die Entwicklung sei dort nicht anders als in Deutschland. Für den deutschen Markt nennt Wolf das Beispiel, dass der ADAC einst jeden Monat 15 Millionen Exemplare seiner &bdquo;Motorwelt“ von Bertelsmann drucken ließ; inzwischen seien es nur noch vier Millionen Stück, und das nur quartalsweise. Den Standort Liverpool hatte Arvato 2004 eröffnet; mit 165 Millionen Euro war das damals die größte Investition der Firmengeschichte. Nach dem Schließen des Standortes wird die Printing Group nur noch eine Tiefdruckerei betreiben – in Ahrensburg, Schleswig-Holstein. 500 Mitarbeiter seien dort beschäftigt. Die Perspektive für Europas größte Offset-Druckerei in Gütersloh (rund 1.600 Beschäftigte), das betont Bertelsmann immer wieder, sei ungleich besser. Erst kürzlich hatte Konzernchef Thomas Rabe beteuert, Bertelsmann stehe unverrückbar an der Seite von Mohn Media. Auch der CEO der Printing Group, Dirk Kemmerer versicherte, das Unternehmen sei nicht gefährdet. Allerdings müsse auch Mohn Media eine Antwort auf die gestiegenen Kosten finden. Seit September ist die Geschäftsführung darüber mit dem Betriebsrat im Gespräch.

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