Nur ein Jahr im Amt Kassierer-Skandal: Chef von Gütersloher SPD-Ortsverein zieht Konsequenzen

Gütersloh. Das Plündern der Kasse des SPD-Ortsvereins Gütersloh zieht nun auch im Vorstand Konsequenzen nach sich: Der Vorsitzende Ingo Krüger (61) verzichtet auf eine Wiederwahl. Er wolle wieder &bdquo;Ruhe reinbringen“, sagte Krüger. Die Debatte über den Missgriff des Kassierers habe ihm und der Partei zugesetzt. Neuer Vorsitzender soll Mario Klasfauseweh werden, ein 25-jähriger Jura-Student. Klasfauseweh will sich am Donnerstag in der Jahreshauptversammlung wählen lassen. Er braucht auch neue Stellvertreter. Nachdem bekannt geworden war, dass der Kassierer Benjamin L. 2021 ein halbes Jahr lang immer wieder Beträge auf eigene Konten abgebucht und die Gütersloher SPD-Kasse nahezu geleert hatte, war der Vorstand komplett zurückgetreten. Ihm fehle die Rückendeckung, um weiterzumachen, sagte Krüger. Bei der Jahreshauptversammlung im August, die nach einer turbulenten Aussprache abgebrochen wurde, habe er sich derart attackiert gefühlt, dass er es im Sinne der Partei für besser halte, sich zurückzuziehen. Er wolle niemandem im Wege stehen. Auch die beiden Stellvertreter, Katja Aries und Maja Schucht-Rump, zögen sich zurück, wenngleich vornehmlich aus privaten und beruflichen Gründen. Mittlerweile liegt auch ein Vollstreckungsbescheid vor &bdquo;Damals hat sich der ganze Unmut der Genossen über uns entladen“, so Krüger. Auf der einen Seite habe er dafür Verständnis, auf der anderen Seite sei er sich keiner Schuld bewusst: &bdquo;Selbst Anwälte aus Berlin und aus unserer Bundespartei, die sich die Vorgänge genau angeschaut haben, sind zu dem Schluss gekommen, dass den Vorstand keine Schuld trifft. Es war einzig und allein die kriminelle Energie unseres Kassierers, die uns in diese Lage gebracht hat.“ Dem geschassten Benjamin L., angeklagt des Betruges und der gewerbsmäßigen Untreue, droht eine mehrjährige Haftstrafe. Der 37-Jährige leugnet nichts und hat ein schriftliches Schuldeingeständnis abgegeben: Demnach zweigte er aus der SPD-Kasse rund 54.000 Euro auf eigene Konten ab. Die Taten flogen erst auf, als der SPD-Landesverband wiederholt den Rechenschaftsbericht anforderte und der Vorstand Verdacht schöpfte. Mittlerweile, so Krüger, liege ein Vollstreckungsbescheid gegen L. Vor. Er wolle es dem neuen Vorstand überlassen, den Gerichtsvollzieher in Marsch zu setzen. Ob bei L. etwas zu holen sei, halte er indes für fraglich. Der Ex-Kassierer sei seit einiger Zeit arbeitssuchend, mithin ohne eigenes Einkommen. Getränke sollen die Genossen nun selber bezahlen Dass er in der August-Versammlung von seinen Genossen hart angegangen worden sei, habe ihm zu denken gegeben, so Krüger. Niemand sei auf seine inhaltlichen Ideen für die Zukunft der Gütersloher SPD eingegangen, stattdessen hätten alle nur über das Kassen-Fiasko reden wollen, und das in einem Tonfall, den er missbillige. &bdquo;Ich habe mich daher dagegen entschieden, erneut zu kandidieren.“ Schuld daran seien auch &bdquo;einige verbohrte Altgenossen“. Der Versammlung am Donnerstag im Brauhaus werde er &bdquo;aus privat-persönlichen Gründen“ fernbleiben, so Krüger. Er halte das für besser, damit sie in geordnetem Rahmen ablaufen könne. Vorgeschlagen wird, Klasfauseweh zum Vorsitzenden und Frauke Großer sowie Christian Hukemann zu stellvertretenden Vorsitzenden zu wählen. Als Kassierer steht Thomas Krümpelmann zur Wahl, als Schriftführerin Claudia Krullmann. Klasfauseweh ist 1997 in Gütersloh geboren, seit 2013 Mitglied der Jusos und sachkundiger Bürger sowohl im Stadtrat als auch im Kreistag. Sollten die Genossen ihn zum Chef des rund 250 Mitglieder zählenden Ortsvereins wählen, kommt eine besondere Herausforderung auf ihn zu: Die Parteikasse enthält laut Krüger nur noch 3.000 bis 4.000 Euro. Folge, so Krüger: Die Getränke und Verpflegung sollen die Genossen am Donnerstag selber bezahlen, und die Jubilarfeier wird auf nächsten Sommer verschoben – &bdquo;dann können wir sie draußen begehen, und die Mitglieder können eigene Salate mitbringen“.

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