Corona-Lage spitzt sich zu 107 Corona-Infizierte in Krankenhäusern - Gütersloher Klinikum verschiebt Operationen

Gütersloh. Seit Wochen steigen die Infektionszahlen im Kreis Gütersloh – die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut RKI inzwischen bei 713,2. Das macht sich auch in den Gütersloher Krankenhäusern bemerkbar. Am Klinikum Gütersloh ist es zu erheblichen Ausfällen beim Personal und dadurch zu Einschränkungen bei Operationen und Behandlungen gekommen. Am Sankt-Elisabeth-Hospital hat es zwar noch keine Verschiebungen operativer Eingriffe gegeben. Und Schließungen von Stationen sind ebenfalls nicht vorgesehen. Doch auch dort erhöht sich die Belastung. &bdquo;Aufgrund der steigenden Infektionszahlen ist die Gesamtlage im Kreis Gütersloh angespannt. Das zeigt sich in der hohen Auslastung aller Krankenhäuser des Kreises“, erklärt Geschäftsführer Stephan Pantenburg. Wie ernst ist die Corona-Lage jetzt und wie schlimmer wird der Winter? Ein Über- und Ausblick. Seit etwa vier Wochen verzeichnet auch das Klinikum an der Reckenberger Straße 19 einen deutlichen Anstieg der Coronainzidenz. &bdquo;Das merken wir zum einen durch vermehrte Personalausfälle aufgrund von Infektionen im privaten Umfeld“, so Axel von Bierbrauer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin III. Aber auch die Anzahl von Patienten, die mit einer begleitenden Infektion aus anderen Gründen behandelt werden müssten, sowie &bdquo;in geringerem Ausmaß“ die Anzahl der Patienten, die wegen einer Corona-Infektion behandelt werden müssten, hätten sich erhöht. Der Anstieg ist nicht zu unterschätzen: &bdquo;Innerhalb der letzten zwei Wochen haben sich die Infektionszahlen bei den stationären Patientinnen und Patienten, aber auch bei den Personalausfällen fast verdoppelt“, erklärt von Bierbrauer. Derzeitig liegen im Klinikum Gütersloh 18 Patienten mit einer Corona-Infektion, davon einer auf der Intensivstation. &bdquo;Beim Personal fallen aktuell etwa 40 Kolleginnen und Kollegen aus, weil sie sich in Quarantäne befinden“, verdeutlicht Klinikum-Geschäftsführerin Maud Beste das Ausmaß der Ausfallquote. Diese Personalengpässe würden in bestimmten Bereichen Einschränkungen der Kapazitäten erforderlich machen, etwa bei geplanten Eingriffen und Behandlungen. 40 Mitarbeiter im Klinikum Gütersloh derzeitig in Quarantäne Auch am Sankt-Elisabeth-Hospital herrscht eine hohe Auslastung der Stationen und zunehmende Belastung. Einen der Hauptgründe dafür nennt Hospital-Sprecherin Nadine Mense: &bdquo;Derzeit steigt die Zahl der Patienten, die mit Covid in unser Haus kommen, stark an.“ Im Hauptstandort am Stadtring Kattenstroth werden gegenwärtig 27 Covid-Patienten versorgt, in Harsewinkel sind es zehn. An beiden Standorten drückt der Schuh beim Personal zunehmend. &bdquo;Die Anzahl der infizierten Mitarbeiter nimmt zu, ebenso wie die Inzidenz in der Bevölkerung wieder ansteigt. Das betrifft alle Berufsgruppen gleichermaßen“, erläutert Nadine Mense. Die Ausfallquote sei demnach zurzeit höher. Konkrete Zahlen teilt das Hospital nicht mit. Patienten, die mit einer Corona-Infektion im Sankt-Elisabeth-Hospital behandelt werden müssen, liegen dort überwiegend auf den Normalstationen. &bdquo;Wir beobachten kaum schwere Verläufe mit Intensivpflichtigkeit“, sagt Nadine Mense. Demnach sei die Intensivstation zwar gut ausgelastet, aber nicht vorrangig durch Covid-Patienten. Influenza und Infektionen sind mitentscheidende Faktoren Keine Auswirkungen hat nach Auskunft der beiden Gütersloher Krankenhäuser die seit März 2022 geltende einrichtungsbezogene Impfpflicht. Beschäftigungsverbote seien nicht ausgesprochen worden. Vor dem Hintergrund steigender Fallzahlen bei zunehmenden Ausfällen von Personal wächst jedoch die Bersorgnis beim Blick auf die kommenden Wochen und Monate sowie den bevorstehenden Winter. Oder etwa nicht? &bdquo;Es gibt niemanden, der im Detail die weitere Entwicklung im Herbst und Winter vorhersagen kann. Hier müssen Entscheidungen von Woche zu Woche getroffen werden“, stellt Klinikum-Geschäftsführerin Maud Beste klar. Zu berücksichtigen sei dabei auch, dass zusätzlich zu den Corona-Infektionen saisonübliche Infekte, beispielsweise Atemwegsinfektionen, auftreten. Auch der Aspekt, zu welchem Zeitpunkt unter welchem Ausmaß eine Influenza-Epidemie hinzukäme, spiele eine Rolle. Der Ausfall von Klinikpersonal sei nicht nur ein Corona-Infektions-Problem. &bdquo;Wichtig wird sein, einen möglichst breiten Influenza-Impfschutz zeitgerecht zu etablieren“, sagt Maud Beste und fügt hinzu: &bdquo;Auf Personalmangelsituationen wir weiterhin mit der Verschiebung elektiver Behandlungen, bei denen dies ärztlich vertretbar ist, reagieren müssen.“ Unbekümmerte Maskenverweigerer sorgen für Kummer Sorge bereitet den Verantwortlichen am Klinikum Gütersloh vor dem Hintergrund der steigenden Zahlen aber auch die Unbekümmertheit eines Teils der Bevölkerung. &bdquo;Wir beobachten hier zum Beispiel eine zunehmende Nachlässigkeit bei der Maskenpflicht, da diese in vielen anderen Bereichen nicht mehr gilt“, erklärt Geschäftsführerin Beste. Nach wie vor gilt aber, dass das Tragen einer FFP2-Maske in Gesundheitseinrichtungen jedoch zwingend vorgeschrieben ist. Nicht ohne Grund. Auch am Sankt-Elisabeth-Hospital haben sich die zahlreichen Schutzmaßnahmen, &bdquo;wie das konsequente Tragen einer Maske“, schließlich bewährt. &bdquo;Wir konnten in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren Erfahrungen sammeln und unser Hygienekonzept stetig weiterentwickeln“, erklärt Sprecherin Nadine Mense. Regelmäßig tagt am Sankt-Elisabeth-Hospital der Krisenstab. Dieser bewertet die aktuelle Situation und führt gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen ein. Geschäftsführer Stephan Pantenburg weiß: &bdquo;Es bleibt spekulativ, wie sich die nächsten Wochen und Monate entwickeln werden.“ Aktuell sehe man sich aber &bdquo;bestmöglich vorbereitet“. Tagesbehandlungen? So denkt man in Gütersloh über den Lauterbach-Vorschlag Zur kurzfristigen Entlastung sollen Behandlungen in Krankenhäusern nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in bestimmten Fällen künftig auch als Tagesbehandlung möglich sein. So seien nicht mehr so viele Betten nötig und es können Pflegepersonal in der Nacht eingespart werden. Was hält man in Gütersloh von diesem Vorschlag? &bdquo;Die genaue Ausgestaltung des Vorschlags ist noch nicht klar und ausgereift“, sagt Maud Beste vom Klinikum. Deshalb könne man die Chancen und Risiken einer solchen Maßnahme noch nicht einschätzen. Aber, so die Klinikum-Geschäftsführerin: &bdquo;Insgesamt wäre eine grundlegende Strukturveränderung der Finanzierung des Gesundheitswesens sicher sinnvoller als kleinteilige Reformen.“

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