Forderung an die Stadt Mögliche Wendung in Gütersloh: Doch bald Windkraft auf dem Flugplatz?

Gütersloh. Die Stadt unternimmt einen neuen Anlauf, auf dem Flughafengelände möglichst viel grünen Strom zu gewinnen. Einstimmig erteilten die Ratsfraktionen der Verwaltung den Auftrag, ein weiteres Mal die Möglichkeiten dafür auszuloten. &bdquo;Für alles andere hätte die Bevölkerung kein Verständnis“, sagte CDU-Sprecher Detlev Kahmen. &bdquo;Wenn nicht hier Windkraft und Photovoltaik möglich sein soll, wo dann?“ Allein die Landebahn, so SPD-Sprecher Thomas Krümpelmann, böte enormes Potenzial. 2.252 Meter lang, 46 Meter breit, könne man dort derart viel Photovoltaik aufstellen, dass es für fünf bis zehn Prozent der Gütersloher Haushalte reichte. Weitere 5.000 Haushalte könne man versorgen, indem man an den Rändern des 344 Hektar großen Areals drei Windräder von der Größe jener im Rhedaer Forst errichtete. &bdquo;Die rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich geändert“, sagte Grünen-Sprecherin Birgit Niemann-Hollatz. Bestes Beispiel seien die verkürzten Abstände zu Windrädern. &bdquo;Es gibt eine neue Situation, und deswegen sind wir zuversichtlich, dass dort was gelingen kann.“ Lesen Sie auch: Cyberattacke auf Windkraftanlagen im Kreis Gütersloh Warum die Chancen ziemlich begrenzt sind CDU, SPD und Grüne hatten einen Gemeinschaftsantrag vorgelegt - demnach soll die Verwaltung erkunden, inwieweit sie den Flächennutzungsplan - innerhalb des Regionalplanverfahrens oder separat - so ändern kann, dass er Standorte für Windkraft und Photovoltaik ausweist. &bdquo;Wir tun, was wir können“, sagte Bau- und Umweltdezernentin Nina Herrling. Allerdings seien die Chancen begrenzt - zum einen wegen des Naturschutzes auf dem unbebauten Teil des Geländes, zum anderen, weil auch die Landebahn der 230 Hektar großen Kulisse des Nationalen Naturerbes (NNE) zugeordnet sei. Zudem sei die Landebahn, die wie die übrige Flugplatz-Fläche in Bundesbesitz ist, der Stadt bislang nicht angeboten worden. Vor wenigen Wochen noch habe sie ein Gespräch mit dem Bundesforst geführt; der Bundesforst ist ein Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der sich um die Pflege des Naturerbes kümmert. Was ist mit den Brutplätzen von Kiebietz, Feldlerche und Nachtigall? Hinzu kommt der Vogelschutz. 2013 habe eine Kartierung ergeben, dass dort Kiebitz, Großer Brachvogel, Feldlerche, Wiesenpieper, Rohrweihe, Nachtigall und andere bedrohte Arten brüten, sagte Sandra Stenker vom Fachbereich Stadtplanung. &bdquo;Da das Gesetz aktuell eine Pufferzone von 300 Metern vorschreibt, bleibt für Windkraft nicht mehr viel übrig.“ Für Windräder sehe sie derzeit überhaupt keine Chance: &bdquo;Ganz ehrlich, ich würde dafür keine Änderung des Flächennutzungsplanes auf den Weg bringen.“ Der CDU interessiere dieser Einwand nicht, konterte Kahmen unverblümt. Angesichts des Klimawandels brauche man jede Kilowattstunde grünen Stroms. Die Verwaltung solle nicht sagen, was nicht gehe, sondern Möglichkeiten aufzeigen, wie man was geregelt bekomme. Kahmen: &bdquo;Niemandem ist geholfen, wenn dort in 50 Jahren noch die wunderbare Heidenelke wächst, aber der Mensch nicht mehr vernünftig leben kann.“ Sein Fraktionskollege Hermann Birkenhake erinnerte daran, dass bei der Kartierung 2013 noch eine Zeit gewesen sei, wo man Krähen vergrämt habe. &bdquo;Möglicherweise waren deswegen so viele Vögel da.“ Heute sei die Sachlage eine andere, man brauche daher eine Neukartierung. Laut einer Studie kommen 49 Hektar für Photovoltaik in Betracht &bdquo;Das ist sowieso klar“, sagt Inga Linzel, Leiterin des Fachbereiches Stadtplanung. Bevor man dort tätig werde, sei der Artenbestand neu zu erfassen, ein Vorgang, der ein ganzes Jahr dauere. Optimistischer als bei Windkraft sei sie bei Photovoltaik: &bdquo;Was Solar angeht, müsste etwas zu machen sein.“ 2016 hatte eine Flächenbilanz der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) ergeben, dass innerhalb des Gesamtareals für Photovoltaik 49 Hektar in Betracht kämen – allerdings inklusive der Start- und Landebahn. "Ob was herauskommt, wissen wir nicht, aber wir wollen, dass Bewegung in die Sache kommt", sagte Ausschussvorsitzender Matthias Trepper (SPD). Früher getroffene Entscheidungen seien zu überprüfen. Beispielsweise hatte die Stadt die Potenzialflächen für Windräder aus einem 2012 erstellten Gutachten des Kreises nur teilweise umgesetzt.

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