Schausteller von Kopf bis Fuß Güterslohs "Mr. Kirmes" August Schneider ist tot

Gütersloh. Gerade Körperhaltung, federnder Gang, sonore Stimme, fester Händedruck - so kam er jahrzehntelang in die Redaktion, wenn es darum ging, die nächste Michaeliskirmes anzukündigen. Ein Mann, der nicht zu altern schien. Doch nun trauert der Deutsche Schaustellerbund um eines seiner bekanntesten Schausteller-Urgesteine. August Schneider ist am späten Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren gestorben. Güterslohs Bürgermeister Norbert Morkes bekundete noch am gleichen Abend als einer der ersten öffentlich sein Beileid. "Ich habe einen guten Freund verloren" Auf seinem privaten Profil im sozialen Netzwerk veröffentlichte er ein gemeinsames Foto mit dem Schausteller und schrieb dazu: "Ich habe einen guten Freund verloren. Die Kirmes Gütersloh war sein Leben. Danke für wunderschöne, tolle gemeinsame Zeiten." Mittlerweile haben unter dem Foto etliche Bürger und Weggefährten ebenfalls ihr Beileid ausgesprochen. Der Tenor: "August Schneider hat die Gütersloher Kirmes erst richtig groß gemacht." Schneider wuchs in einer Soester Schausteller-Dynastie auf, er war eines von sechs Kindern, das schon als Knirps den Eltern beim Geschäft half. Ketten-Karussell, Auto-Scooter, Achterbahnen - der in Neuss geborene Schneider war sein Leben lang Schausteller von Kopf bis Fuß. Als der Vater zum Kriegsdienst eingezogen wurde, baute er mit zwölf Jahren die Schaugeschäfte mit seinen Geschwistern alleine auf. Mit 16 Jahren war er in Eigenregie für den Transport und den Auf- und Abbau eines neuen Kettenkarussells verantwortlich. In seiner Jugend betrieb er zudem sein erstes eigenes Geschäft, einen frühen Automatenbetrieb, Blinker genannt. Er konnte sich nie vorstellen, in Rente zu gehen Mit nur 20 Jahren initiierte er die Gründung des Schaustellervereins Gütersloh-Lippstadt; die Spitze führte er bis zuletzt mit seinem Sohn Manuel. Es ist das jüngste von vier gemeinsamen Kindern mit seiner Frau Renate, eine geborene Lemoine. Sie lernte er 1956 kennen, 1958 heirateten die beiden. Im gleichen Jahr wurde Tochter Jeannette geboren, es folgten Fredi 1960, Alexandra 1968 und Manuel 1971. Die Söhne sind ebenfalls als Schausteller tätig. August Schneider selbst konnte sich niemals vorstellen, in Rente zu gehen. Die Bewegung und der Stress halte ihn fit. Sich aufs Sofa vor den Fernseher zu setzen, gehöre zu den langweiligsten Tätigkeiten überhaupt; tue er es doch, habe er das Gefühl, sofort zu altern, sagte er 2019, einem für ihn ganz besonderem Jahr. Mit einer ganz besonderen Auszeichnung geehrt Denn 2019 erhielt er mit der Goldenen Ehrennadel mit Brillant die höchste Auszeichnung des Deutschen Schaustellerbundes. Eine Ehrung, die vor ihm erst ein anderer Schausteller bekommen hatte. &bdquo;Volksfeste sind mein Lebenselixier. Schausteller zu sein, ist für mich kein Beruf, sondern Berufung, daher weiß ich auch nicht, was Ruhestand sein soll", sagte er damals. Lediglich die Corona-Pandemie bremste den nimmermüden Schausteller aus. Plötzlich war er zur Untätigkeit gezwungen, machte sich angesichts monatelanger Lockdowns auch Sorgen um die Existenz seiner ganzen Branche. Und ließ doch die Hände nicht ruhen. Mit aufwendigen Konzepten machte er die Kirmes für Besucher sicher, sobald das gesetzlich erlaubt war. Im Lockdown mit Konzertorgel auf Rundtour in Gütersloh Im ersten Lockdown gingen er und sein jüngerer Bruder Walter zudem mit Schneiders Konzertorgel auf Rundtour zu vier Gütersloher Altenheimen, um den isolierten Bewohnern mit der Musik ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern - was glänzend gelang. "Kirmes ist Gesundheit, die Menschen brauchen Abwechslung und Unterhaltung", davon war August Schneider nicht nur überzeugt. Er war - als Macher - auch das beste Beispiel für seine Worte.

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