Gütersloh Mit gemeinnütziger Firma: Gütersloher Patient fördert Long-Covid-Forschung

Gütersloh. Wie entschlossen sich Martin Hippe im Kampf gegen seine eigene Krankheit engagiert, lässt sich aktuell in der ARD-Mediathek verfolgen. Dort ist der Gütersloher Jurist (wie berichtet) als einer der Protagonisten in Eckardt von Hirschhausens' Fernsehdokumentation über &bdquo;die Pandemie der Unbehandelten“ zu sehen. Seit zehn Jahren leidet der 33-Jährige unter ME/CFS, einer schweren Form von Long Covid, bei der Betroffene permanent erschöpft und oft dauerhaft ans Bett gefesselt sind. &bdquo;Beide Krankheiten sind wenig erforscht und von Politik und Gesellschaft bislang eher oberflächlich behandelt worden. Das muss sich ändern“, sagt Hippe. Als Mitbegründer einer gemeinnützigen GmbH (gGmbH) will er nun seinen Teil dazu beitragen, die biomedizinische Erforschung von ME/CFS und Long Covid spürbar zu intensivieren. 25.000 Euro Startkapital: Spender und Aufmerksamkeit gesucht Seit dem 1. Juli gibt es die ME/CFS Research Foundation (frei übersetzt: Forschungs-Stiftung), die der Gütersloher als Co-Founder gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmensberater Jörg Heydecke initiiert hat. &bdquo;Ich wollte einen Verein gründen um etwas gegen die Krankheit zu tun. Auch Jörg wollte etwas unternehmen. Über Twitter haben wir uns kennengelernt“, schildert Hippe. Nach einem Treffen in Gütersloh war die Idee ausgereift, die seit Monatsbeginn nun offiziell und steuerrechtlich als Kapitalgesellschaft mit gemeinwohlorientiertem Zweck fixiert worden ist. Mit einem Startkapital von 25.000 Euro wollen die beiden die Forschung der rätselhaften Krankheiten initiieren und finanzieren. Sie suchen mehr Aufmerksamkeit und vor allem Spender für eine Angelegenheit, die zunehmend an Bedeutung gewinne. &bdquo;Bereits vor der Pandemie gab es schätzungsweise rund 300.000 Betroffene in Deutschland, darunter 40.000 Kinder und Jugendliche“, weiß Martin Hippe. Jetzt käme noch einmal die schnell wachsende Zahl an Long-Covid-Patienten hinzu. &bdquo;Es wird immer mehr Leute geben, die darunter leiden werden. Wir steuern meines Erachtens sehenden Auges in eine makroökonomische und sozialstaatliche Katastrophe, die es zu verhindern gilt.“ Patient und Angehöriger: Beide Hauptorganisatoren sind betroffen Der Co-Founder aus Gütersloh ist als ME/CFS-Patient selbst betroffen, der Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter Jörg Heydecke durch einen Fall in der Familie. &bdquo;Vor Mitte 2021 gab es keine öffentlichen Forschungsgelder für ME/CFS in Deutschland. Für mich als Angehöriger eines Patienten unfassbar“, sagt der Hamburger. Er kritisiert, dass das Chronische Fatigue-Syndrom von einigen Ärzten sogar als psychosomatische Erkrankung abgetan wird, was &bdquo;längst widerlegt“ sei. Erst durch Corona seien die Erkrankungen als relevantes Problem erkannt worden, inzwischen gebe es sogar erste Forschungsmittel auf Bundes- und Länderebene. So hat der Haushaltsausschuss des Bundestages im Mai beschlossen, fünf Millionen Euro für die klinische Erforschung von Therapiemöglichkeiten zu ME/CFS und dem Post-COVID-Syndrom zur Verfügung zu stellen. Das sei begrüßenswert, &bdquo;ist jedoch bei Weitem nicht ausreichend“. Forschungsstellen an Universitäten sollen aufgebaut werden Für Martin Hippe gibt es interessante Forschungsansätze zu seiner Erkrankung – in Deutschland wie international. &bdquo;Aber es sind viel zu wenig Forscher, Projekte und Budgets, die dafür zur Verfügung stehen.“ Die ME/CFS Research Foundation soll das ändern. &bdquo;Wir wollen Forschungszentren etablieren. Das heißt im Detail, mehr Forschungsstellen zu schaffen, um biomedizinische Forschung an Universitäten erst zu ermöglichen“, sagt Hippe. Konkrete Projekte gibt es noch nicht. Dafür sei der Zeitpunkt zu früh. Gegenwärtig werde ein Beirat mit internationalen, renommierten Forschern und Wissenschaftlern zusammengestellt. &bdquo;Dieser Beirat gibt dann Empfehlungen ab, welche Projekte wissenschaftlich relevant und realisierbar sind.“ Der konkrete Auf- und Ausbau von Forschungs-Kapazitäten soll gefördert werden. &bdquo;Eine spätere internationale Expansion in Europa ist geplant.“ Erste Förderer haben finanzielle Zusagen gemacht Bei ihrem Vorhaben kooperieren Martin Hippe und Jörg Heydecke mit den Patientenorganisationen und führenden Experten, die sich seit langen für eine Verbesserung der Situation einsetzen. Ärztin Carmen Scheibenbogen etwa, von der Berliner Charité, wird in der Pressemitteilung zur Gründung der gemeinnützigen GmbH zitiert mit den Worten: &bdquo;Ich freue mich, dass die ME/CFS Research Foundation zukünftig Forschungsprojekte in größerem Umfang als bisher ermöglichen wird.“ Für die Verwirklichung ihrer Pläne liegen den Machern bereits erste finanzielle Zusagen von Förderern vor. Weitere Informationen findet man im Internet unter www.mecfs-research.org.

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