Gütersloh Gütersloher Team schwimmt bei den Special Olympics - mit Medaillenhoffnung

Gütersloh. "Los Steffi, zieh! Bis zum Schluss! Auch die Beine!" Dirk Harthun beugt sich über den Startblock am 50-Meter-Becken des Gütersloher Nordbades und sieht zu, wie die Schwimmerin trotz seiner Anfeuerungsrufe kurz vor Erreichen des Beckenrandes abstoppt. Stefanie Reker schiebt die dunkle Schwimmbrille auf die blaue Badekappe, blickt nach oben und reckt einen Daumen aus dem Wasser. "50 Meter sind ganz schön lang", findet sie. Die 33-Jährige ist Teil des Teams vom Wertkreis Gütersloh, das in der kommenden Woche bei den nationalen Spielen der Special Olympics in Berlin startet. Special Olympics ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung - offiziell vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt. "Es geht darum, Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen", sagt Steffen Gerz, Sprecher des Wertkreises. Ein Teilnehmer fällt aus - er hat sich im Training verletzt "Wir sind alle schon ganz aufgeregt", ruft Lisa Flöttmann laut, die in ihrem pinkfarbenen Badeanzug am Beckenrand wie ein bunter Gummiball auf- und abhüpft. Am 19. Juni geht's los, abends ist feierliche Eröffnung im Stadion An der Alten Försterei. "Gemeinsam stark" lautet das Motto, 4.500 Sportlerinnen und Sportler werden in Berlin erwartet. Vier Schwimmer vom Wertkreis sind dabei: Die 32-jährige Amelie Henke und die 33-jährige Stefanie Reker starten in der Disziplin 25 Meter Freistil. Philipp Hengelage (27) schwimmt 50 Meter Freistil und der 25-jährige Jakob Humann ist für 50 und 100 Meter Freistil gemeldet. Eigentlich sollte ein Quintett in die Landeshauptstadt fahren, aber Martin Köster, ebenfalls für die 50 Meter Freistil vorgesehen, verletzte sich im Training. "Das ist so schade", bedauert Trainer Dirk Harthun. "Martin hat im letzten dreiviertel Jahr so einen Sprung gemacht. Sein Schwimmstil ist viel besser geworden: Am Anfang ragte seine Brust noch komplett aus dem Wasser raus. Jetzt liegt er im Wasser wie ein Brett", erzählt der Trainer. Martin hat jedoch schon angekündigt, dass er sein Team als Co-Trainer in Berlin unterstützen möchte. Lesen Sie auch: Erkrankte Reiterin aus dem Kreis Gütersloh verpasst nur knapp Paralympics-Medaille Vom Handballer zum ehrenamtlichen Schwimmtrainer Seit elf Jahren trainiert Harthun ehrenamtlich die Schwimmer, normalerweise arbeitet der 54-Jährige als Betreuer in der Tischlerei des Wertkreises. Eigentlich sei er seit 38 Jahren Handballer beim CVJM Gütersloh, erzählt er. Aber über seine Söhne, die beide beim DLRG aktiv seien, sei er zum Schwimmen gekommen. "Es ist ein großes Glücksgefühl, das einem die Leute vermitteln", sagt er. Eine Schwimmerin habe es vergangene Woche zum ersten Mal geschafft, 400 Meter am Stück zu schwimmen. "Die ist jubelnd mit erhobenen Händen hier durchs Bad gelaufen", sagt er. "Dafür mache ich das." Wenn die Wertkreis-Athleten im Nordbad trainieren, dann ist der Trainer meist mit im Wasser. "Wir haben hier alle Schwimmstile, die man sich vorstellen kann", berichtet Harthun, "auch Hundepaddeln". Er ermuntert Amelie Reker, die langsam brustschwimmend an ihm vorbeizieht. Sie sieht dabei sehr entspannt aus. Ihr Teamkollege Philipp schaut dagegen ein wenig angestrengt durch seine Schwimmbrille. Am Beckenrand steht Betreuerin Patricia Haase und stoppt mit ihrem Handy die Zeit. Medaillenhoffnung: Jakob Humann ist das große Talent des Wertkreises Auf der Nebenbahn zieht spritzend Jakob Humann im Schmetterlingsstil vorbei. Er ist die Medaillenhoffnung der Gütersloher. "Ich schwimme schon lange", erzählt der 25-Jährige, der in seiner Heimatstadt Rietberg Mitglied im Schwimmverein ist. "Ich bin im TuS Viktoria Rietberg", erzählt er stolz. Emilio Bellucci, der Geschäftsführer des Wertkreises, ist gleichzeitig Präsident des Special Olympics Landesverbandes Berlin/Brandenburg. Er freut sich mit seinen Schwimmern. &bdquo;Das wird für alle Teilnehmenden ein wunderbares und prägendes Erlebnis, von dem ich hoffe, dass es im Wertkreis noch viele Menschen motivieren wird, sich sportlich bei uns und mit uns zu betätigen, ganz im Sinne des Athleteneids bei den Special Olympics: ,Ich will gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!'" Nächstes Jahr werden Gütersloh und Ver Host Towns Seit zwei Jahren ist der Wertkreis Mitglied im Landesverband NRW von Special Olympics Deutschland. Gesponsert wird das Team von der Sparkassenstiftung Gütersloh-Rietberg. Das nächste Trainingsziel steht schon fest: Im Herbst sind die Landesspiele in Bonn. Und nächstes Jahr in Berlin die Special Olympic World Games, für die Gütersloh und Verl bereits als Host Towns für die Delegationen aus Estland und Honduras ausgewählt wurden.

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