Gütersloh In der Szene noch selten: Gütersloher Reiterverein wird von Frauen gemanagt

Gütersloh. Die Funktionärsposten im Deutschen Pferdesport werden fast ausschließlich von Männern bekleidet. Im Kreisreiterverband Gütersloh halten nur wenige Frauen als Chefin ihrer Pferdesportvereine die Zügel in den Händen. Beim Reiterverein Sundern-Spexard bekleidet Anja Niermann-Moor seit zwei Jahren das Amt der Vorsitzenden. &bdquo;Ich mache es gerne“, bekennt sich die 49-Jährige zu ihrem Ehrenamt. In der schwierigen Zeit der Pandemie hat sie den 1952 gegründeten Traditionsverein mit seinen 420 Mitgliedern übernommen und zum 70. Geburtstag aus der Krise herausgeführt. Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung in der vereinseigenen Reithalle war Anja-Niermann Moor die Nervosität anzumerken. Denn erstmals leitete die Vorsitzende nach zwei Online-Versammlungen eine Beratung in Präsenz. Sehr routiniert führte sie durch den harmonischen Abend und die 95 anwesenden Mitglieder schenkten dem ausschließlich weiblichen Vorstand für zwei weitere Jahre das Vertrauen. "Das Amt der Vorsitzenden zu übernehmen war eigentlich nicht mein Ziel" Als neunjährige hatte Anja Niermann-Moor den Weg zum Hof Frenz und die Liebe zu den Pferden gefunden. Nach einer Pause von 22 Jahren wollten ihre Töchter reiten und dort, wo einst der Funke zum Pferd übersprang, wurde ein Neuanfang in der Stallgasse gewagt. &bdquo;Das Amt der Vorsitzenden zu übernehmen war vor zwei Jahren eigentlich nicht mein Ziel. Als sich kein neuer Vorstand fand, habe ich die ehemaligen Vorstandsmitglieder an den Tisch geholt, um den Verein zu retten und einen neuen Vorstand zu finden. Ich wollte Altes mit Neuem verbinden, um den Reitsport in Spexard aufrecht zu halten“, erklärt Anja Niermann-Moor. Die heutige und langjährige Geschäftsführerin Beatrix Greving-Heinrichsmeier war begeistert von der Idee, nahm Niermann-Moor an die Hand und überzeugte sie schließlich, das Amt der Vorsitzenden selbst zu übernehmen. &bdquo;Wir haben dann ein Team zusammengestellt, die Satzung reformiert und die Leitung des Vereins übernommen“, erzählt Niermann-Moor. "In den ersten fünf Monaten hatte ich ein mulmiges Gefühl" &bdquo;Ich habe bis heute nichts bereut und stehe gerne an der Spitze des Klubs, auch wenn ich in den ersten fünf Monaten ein mulmiges Gefühl hatte und nachts nicht schlafen konnte. Der Verein hat einen guten Weg eingeschlagen, weil alle mit angepackt haben und ein großer Zusammenhalt zu spüren war. Die vielen Corona-Einschränkungen konnten wir gut meistern und gehen gestärkt in das laufende Jahr.“ Mit einer Reihe von Investitionen soll die Reitanlage modernisiert werden. Ein Traktor und ein neuer Spiegel wurden angeschafft. Die Modernisierung des Reithallenbodens, die Erneuerung des Dressur-Außenplatzes und der Geländestrecke sind die nächsten großen Ziele. "Unser Turnier im März wurden von allen Seiten gelobt" Wegen des Ausfalls des Reitunterrichtes im ersten Corona-Jahr fehlten wichtige Einnahmen. Heute steht es wieder gut um die Finanzen, dank der umsichtigen Arbeit der Geschäftsführerin Beatrix Greving-Heinrichsmeier. Das Kassenergebnis mit einem Überschuss von 20.749 Euro konnte sich wieder sehen lassen. Die Reitstunden sind mit 71 Schülern ausgebucht und es gibt eine Warteliste. Drei neue Schulpferde wurden gekauft. Mit der Josefschule wird zusammengearbeitet und die Jugendleiterin Femke Nottbrock berichtete von vielen Aktionen. Zum positiven Ergebnis trug auch nach dreijähriger Pause die Rückkehr in den Turnierkalender bei. &bdquo;Unser Frühlingsturnier im März wurden von allen Seiten gelobt und war eine sehr gute Veranstaltung“, plant Niermann-Moor eine Wiederholung im kommenden Jahr. In die Organisation des Turniers war die stellvertretende Vorsitzende Melina Mantikowski stark mit eingebunden. Zum Vorstandsteam gehört noch die Sportwartin. Das Amt hat jetzt Sarah Oesselke von Gina Bierfischer übernommen. Damit bleiben alle Vorstandsämter in weiblicher Hand. &bdquo;Der Vorstand trifft sich jeden Montag, um die wichtigen Dinge schnell und unkompliziert zu lösen“, erzählt Anja Niermann-Moor, die beruflich im Sekretariat des Städtischen Klinikums arbeitet. Verhandlungen zum Verkauf der 1972 errichteten Reithalle stehen an Vor schwierigen Aufgaben hat die Vorsitzende keine Angst. Aktuell stehen die Verhandlungen zum Verkauf der 1972 errichteten Reithalle an den Grundstücksbesitzer Markus Frenz und die daraus resultierende Verpachtung an. &bdquo;Wir führen gute Gespräche miteinander und die Verträge werden aktuell ausgearbeitet“, erklärt Beatrix Greving-Heinrichsmeier. Die Pachtverträge wurden fristgerecht gekündigt. Nach einem vor 50 Jahren erstellten Vertrag hat der Grundstücksbesitzer das Recht zum Kauf der in die Jahre gekommenen Reithalle. Die neue und größere Reithalle hat der Verein bereits von der Familie Frenz gepachtet. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Vereins gehört die Ehrung von langjährigen Mitgliedern. Unter dem Applaus der Anwesenden wurde Hans Voss für 70-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Seit 60 Jahren sind Norbert Kleinelanghorst und Harald Rethage dabei und auf stolze 50 Jahre blicken Sabine Milchers, Michael Feuerborn, Angela Benning und Rolf Meyer zurück. Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden Herbert Kosfeld, Otto Drücker, Annemarie Frenz, Martina Frenz, Britta Knies, Angelika Feldmeier und Jutta Westermann geehrt. Seit 25 Jahren begeistern sich Martina Heinemeier, Andrea Eickhoff, Magdalena Hirschfelder, Birgit Kintrup, Jenny Kintrup, Nicole Wannhoff, Christiane Klinge und Markus Kühle für den Pferdesport in Sundern und Spexard.

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