Gütersloh Auf Stimmenjagd in Gütersloh: Was Daniel Loermann (FDP) bewegen will

Gütersloh. Samstags, 11.15 Uhr, Berliner Straße: Einkaufslustige schieben sich durch die Gütersloher Innenstadt. Mittendrin: Daniel Loermann, Landtagswahlkandidat der FDP an seinem Wahlkampfstand. &bdquo;Darf ich Ihnen vielleicht einen Flyer mitgeben?“ – &bdquo;Nein, das ist nicht meine Partei“. Davon lässt sich der 37-jährige Zahnarzt aus Harsewinkel nicht entmutigen: &bdquo;Was ist mit Ihnen? Für Sie einen Flyer?“ – &bdquo;Ich habe schon per Briefwahl gestimmt – für Sie“. Ein Lächeln auf Loermanns Lippen: &bdquo;Vielen Dank, noch einen schönen Tag“. &bdquo;Ich biete vielen Menschen Flyer an, aber ich möchte auch keinem zu sehr auf die Füße treten oder sie zwangsläufig in ein Gespräch verwickeln“, erklärt er. Viele hätten auch schon per Briefwahl gestimmt. Der Satz &bdquo;Ich habe mein Kreuz schon gesetzt“, fällt an diesem Tag mehrfach. Aber es gibt auch diejenigen, die aktiv das Gespräch suchen. &bdquo;Was wollen Sie auf jeden Fall umsetzen, wenn Sie gewählt werden?“, &bdquo;Was wollen Sie für Kitas und Schulen tun?“ und &bdquo;Wie stehen Sie zur Digitalisierung?“, sind einige dieser Fragen. Jede Antwort kommt von Loermann wie aus der Pistole geschossen, mit Fakten unterfüttert und stets freundlich. 2020 tritt er in die Partei ein Dabei ist er eigentlich noch eine Art Polit-Newcomer. Erst 2020 trat er in die FDP in Harsewinkel ein. &bdquo;Politisch interessiert war ich schon immer und habe FDP gewählt“, sagt er. Als selbstständiger Zahnarzt sei er auch mit den Corona-Hilfen konfrontiert worden und ihm habe der Vorschlag von FDP-Bundesparteichef Christian Lindner, Corona-Hilfen über Finanzämter statt Bezirksregierungen zu verteilen, sehr gut gefallen. &bdquo;Umgesetzt wurde davon am Ende nichts, aber das war für mich der Auslöser, mich selbst zu engagieren.“Und von dort ging es steil bergauf: Loermann wird Vorsitzender des FDP-Stadtverbandes Harsewinkel und sachkundiger Bürger im Gesundheitsausschuss des Kreises Gütersloh und in der FDP-Ratsfraktion Harsewinkel. &bdquo;Wenn ich mich engagiere, dann mit voller Überzeugung.“Dass das durchaus anstrengend sein kann, bekommt er im Wahlkampf zu spüren: &bdquo;Ich habe absoluten Respekt vor den Profi-Politikern.“ Politische Termine und seine beruflichen Termine als Zahnarzt unter einen Hut zu bekommen, sei für ihn eine Herausforderung. &bdquo;Die Wahl ist ein ambitioniertes Vorhaben“, gesteht er und lacht. Anmerken lässt er sich von all dem Stress aber nichts. Gesundheitspolitik als Kernthema Die Gesundheitspolitik ist dem gebürtigen Dortmunder als Zahnarzt natürlich ein besonderes Anliegen. Er will dem Ärztemangel vor Ort entgegenwirken. &bdquo;Städte wie Münster oder Bonn haben auf 100.000 Einwohner 300 Ärzte. Wir im Kreis Gütersloh 120. Davon sind nur 60 Hausärzte, 50 Prozent sind davon älter als 60“, liefert er Zahlen wie aus dem Effeff, um das Problem zu beschreiben. Sein Lösungsvorschlag: Stipendien, um angehende Ärzte aufs Land zu holen und und so auch langfristig für die Region zu begeistern. Auch die Digitalisierung sei wichtig. &bdquo;Meine Praxis ist komplett durchdigitalisiert, aber Anträge an die Krankenkasse müssen wir noch per Fax verschicken“, moniert er. &bdquo;Da kann man viel mehr erreichen“, findet er. Aber nicht nur die Gesundheitspolitik spielt eine Rolle für ihn, auch andere Bereiche wie Schulen, Wirtschaft und Naturschutz hat er mit im Blick. &bdquo;Wir als FDP sehen die Aufgabe des Staates darin, ein Sprungbrett darzustellen. Dass man wirklich vorwärts kommen kann aus eigener Kraft. Diese Chancengleichheit ist das A und O für mich“, sagt er den potenziellen Wählern, die die Berliner Straße entlanglaufen, für ein kurzes Gespräch anhalten und dann samt Flyer, Kugelschreiber und Co. weiterziehen.&bdquo;Jedes Kind muss vernünftigen Unterricht bekommen, der auf das Leben vorbereitet“, sagt er. &bdquo;Wir haben in unser Programm geschrieben, dass jedes Kind am Ende seiner Schulzeit eine App programmiert haben sollte. Das ist mir, um ehrlich zu sein, etwas peinlich.“ Aber wieso das? &bdquo;Meine Frau ist Südkoreanerin und ich habe eine Nichte, die dort in der 3. Klasse schon eine eigene App programmiert hat.“ Die Kinder in Südkorea lernten das also schon in der Grundschule.&bdquo;Die Chance, dass ich als Newcomer gewinne, ist relativ gering“ Apropos Südkorea – das Land gehört für ihn neben Frankreich und den USA zu seinen Lieblingsreisezielen. Außer dem Reisen liebt der Zahnarzt noch das Radfahren im Kreis Gütersloh und das Spazieren mit seinem Koreanischen Jindo Hund. Darüber hinaus ist er im Kirchenvorstand der katholischen Kirche St. Lucia aktiv. Ob für all das noch genügend Zeit bleibt, sofern die Wahl erfolgreich verläuft? Dass das tatsächlich so kommt, glaubt Loermann selbst nicht: &bdquo;Ich habe mit Listenplatz 86 einen relativ niedrigen Listenplatz. Die Chance, dass ich als FDP-Kandidat und als Newcomer diesen Wahlkreis direkt gewinnen werde, ist relativ gering.“ Trotzdem hoffe er auf ein gutes Ergebnis für die FDP über die Zweitstimme. Tapfer wirbt er deshalb weiter bei den Fußgängern: &bdquo;Darf ich Ihnen vielleicht einen Flyer mitgeben?“

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