Gütersloh Ärger mit der Telekom: Rentner-Paar aus Gütersloh seit Wochen ohne Telefon

Gütersloh. Ein schlechter Scherz? Von wegen! Leider ist es bittere Realität, hat der Gütersloher Ydo Sol (62) feststellen müssen, dass die Telekom offenbar keinen sonderlich großen Wert auf die Kundenzugehörigkeit seiner Eltern legt. Dabei sind sein Vater Johann (92) und seine Mutter Cobi (91) doch seit Jahrzehnten treue Abnehmer der Kommunikationstechnik aus dem Hause mit dem magentafarbenen T. Wenn auch &bdquo;nur“ mit einem uralten, reinen Telefonie-Festnetz-Anschluss. &bdquo;Der reicht uns halt.“ Für schnöde 17,60 Euro im Monat ist das Rentner-Ehepaar damit in seiner Wohnung im Gütersloher Norden jederzeit telefonisch erreichbar. Also, zumindest sollte es das sein. Gerade klappt das mal wieder nicht so optimal. Die Leitung steht still, wegen einer Störung – übrigens nicht zum ersten Mal. Und wohl auch noch für gut 13 Wochen, wie der Anbieter freundlich mitgeteilt hat. Da hapert es augenscheinlich nicht nur am Service sondern auch an der Kommunikation. Tête-à-Tête mit der Telekom-Warteschleife Wenn die Entstörung für Empörung sorgt - ein Stück Realsatire: Tut, tut, tut! Das Besetzt-Zeichen hört, wer dieser Tage die Sols in ihrer Mietwohnung im Mehrparteien-Haus in Avenwedde-Amt erreichen will. Wechselweise bekommt man auch die Ansage &bdquo;Der gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit nicht zu erreichen“ zu Ohr. Dass im Prinzip kein Anschluss unter ihrer Nummer herrscht, darin sind die gebürtigen Niederländer, die aus der Nähe von Groningen stammen, fast schon geübt. Sie tragen es mit Fassung. &bdquo;Letztes Jahr hatten wir das schon mal“, berichtet Sohn Ydo. &bdquo;Da gab es 19 Tage lang kein Telefon.“ Vom 17. Februar bis 8. März 2021 sei die Leitung damals tot gewesen. Die Wiederbelebung hatte nach tagelangem Tête-à-Tête zwischen Sol Junior und der Telekom-Warteschleife Erfolg. Doch nun, fast ein Jahr später, hat das Festnetz bei den Sol Seniors erneut seinen Geist aufgegeben. Schuld ist offenbar ein defektes Erdkabel. Das ist jedoch nicht erst seit gestern kaputt. Seit Anfang des Monats läuft nichts mehrFrau Sol hat Protokoll geführt: Zwischen dem 27. und 31. Januar war Funkstille. Ein Techniker kam. &bdquo;Dann konnten wir tatsächlich mal 20 Stunden telefonieren“, lacht Gatte Johann sonorig. Doch denkste! Am 2. Februar macht der Festnetz-Anschluss erneut die Grätsche. Seitdem funktioniert nichts mehr. Dabei seien seine Eltern auf ihren Festnetz-Anschluss angewiesen, erklärt Ydo Sol. Auf Internet würden sie bewusst verzichten und das Handy sei zu umständlich zu bedienen. Der Filius hilft und unterstützt wo es nur geht, denn Vater Johann Sol erholt sich gerade von einem Oberschenkelhalsbruch. Der 93-Jährige, einst Gründer der Volleyballabteilung des GTV, hat sich hierzulande einen Namen als Künstler gemacht und zwischen 1972 und 1976 seine seine Brötchen als Chefdesigner beim Textilriesen Vossen verdient. &bdquo;Wir brauchen das Telefon, zum Beispiel um Arzttermine zu vereinbaren“, erklärt der sympathische Niederländer. Seine Frau Cobi, früher niederländische Auswahl-Volleyballerin, fügt hinzu: &bdquo;Oder um Kontakt zu unseren Verwandten und Freunden zu halten.“ &bdquo;Ich wollte schon den Schraubenzieher holen“ Also haben die Sols erneut die Telekom kontaktiert. Wieder habe er &bdquo;Tage in Hotlines verbracht“, schmunzelt Ydo Sol. Und komische Dinge erlebt. Einmal erhalten die Eltern auf ihrem Handy eine SMS mit einem Link zur Online-Störungsstufe und der Botschaft: &bdquo;Gleich können Sie, Schritt für Schritt, die Störung selbst beheben.“ Stirnrunzeln paart sich mit Kopfschütteln! &bdquo;Ich wollte schon den Schraubenzieher holen“, schmunzelt Johann Sol. Ein anderes Mal empfiehlt eine freundliche Telefonstimme wiederholt, doch den Router zu reseten, obwohl doch nur der Call Plus/Standard-Tarif, also ohne Internetzugang, existiert.Mitarbeiter Tim F.: Arbeiten unter Hochdruck, Störungsende am 25. Mai Zweimal war ein Techniker da. Gebracht hat es nichts. Es folgt die Krönung: In der vergangenen Woche meldet sich ein Tim F. vom Technischen Kundendienst am Telekom-Standort Rostock per Whatsapp bei Ydo Sol, um das Problem zu lösen. Die großen Hoffnungen am Dalkestrand ruhen nun auf der Expertise eines Fachmanns von der Ostsee. Der teilt kurz und knackig mit: &bdquo;Unser Bautrupp arbeitet mit Hochdruck an der Entstörung.“ Nächster Satz: &bdquo;Das aktuelle Störungsende ist der 25. Mai.“ Euer Ernst, liebe Telekom? Die NW hakt nach und erhält prompt eine Antwort Das rüstige Rentnerpaar soll also noch drei weitere Monate ohne Telefon bleiben, aber jeden Monat 17,60 Euro abdrücken? Am vergangenen Donnerstag hat die NW den Magenta-Riesen kontaktiert und um eine Stellungnahme im Fall der Sols gebeten. Und siehe da. Diesmal vergeht so wenig Zeit, dass man nicht spontan auf die Idee kommen könnte, halbtags Kommunikationstechnik zu studieren, um das Problem selbst zu lösen. Schon einen Tag später folgt via Mail eine ausführliche Erklärung: Ein Kabel sei durch eindringendes Wasser beschädigt worden. &bdquo;Aus diesem Grund können einzelne Kunden in Gütersloh das Internet und Telefon derzeit nicht wie gewohnt nutzen“, teilt ein Sprecher mit. Zunächst habe die Fehlerstelle aufwendig eingemessen werden müssen, &bdquo;denn wir können nicht auf Verdacht einfach die Straße oder den Gehweg aufreißen, um die Schadensstelle zu finden.“ Telekom teilt mit: Die Entstörung soll am Montag erfolgen.Wasserschäden, so der Telekom-Sprecher, seien grundsätzlich schwieriger und nur mit erheblichem Aufwand zu lokalisieren. &bdquo;Oftmals ist das Kabel gleich an mehreren Stellen defekt.“ Nun seien für die Entstörung leider umfangreiche Tiefbauarbeiten erforderlich, die &bdquo;immer von einer Reihe weiterer Faktoren abhängig“ seien: zum Beispiel könnten einsetzende Regen- oder Schneefälle, Frost oder Sturm die Arbeiten behindern oder sogar unmöglich machen. Also schlechte Aussichten? Scheinbar nicht, denn abschließend teilt der Telekom-Sprecher noch mit: &bdquo;Die Entstörung in Gütersloh soll nach aktueller Planung nächsten Montag (also am 21. Februar, d.Red.) erfolgen.“ Und gerne wolle man informieren, sobald die Arbeiten abgeschlossen seien. Am Montagabend war aus Avenwedde noch nichts Neues zu hören - und "der gewünschte Gesprächspartner" nach wie vor nicht zu erreichen. Wir sind gespannt und bleiben am Ball.

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