Gütersloh Am Wasserwerk Gütersloh: 23 Bäume fliegen durch die Luft

Gütersloh. Baumfällspezialist Reinhard Korsmeier geht beflissen zu Werke. Der 57-Jährige schlägt die Kette in den Baum und der 70-Tonnen-Autokran zieht sie stramm. Dann treibt der Schlosser aus aus Herzebrock zwei Etagen tiefer die Kettensäge durch den Stamm, der Baum hängt am Haken und schwebt dem Boden entgegen. Gut sechs Stunden lang hat es am Montag gedauert, bis alle 23 hochstämmigen Bäume auf dem Betriebsgelände des Wasserwerks Langer Weg der Stadtwerke Gütersloh (SWG) abgesägt waren. Erforderlich wurde die behördlich genehmigte Rodung mitten in der Innenstadt durch Reparaturarbeiten einem Reinwasserbehälter, der Vorratskammer für 4.000 Kubikmeter gefördertes und gereinigtes Trinkwasser. Korrosionsschäden im Sommer entdeckt &bdquo;Der Behälter stammt von 1948, ist nach knapp 75 Jahren Betriebszeit stellenweise sehr geschädigt und muss dringend teilsaniert werden“, erläutert SWG-Sprecher Andreas Freund die Hintergründe. Damit eine Verunreinigung des Trinkwassers vermieden wird, müsse ein Reinwasserbehälter &bdquo;in jeglicher Hinsicht baulich und in der Substanz makellos sein.“ Aufwendig ausgebessert werden müssen deshalb Korrosionsschäden an der Außenwand. Diese wurden bei Inspektionsarbeiten sowie einer Reparatur im vergangenen Sommer festgestellt. Die Arbeiten, geplant mit zwei Monaten Gesamtbauzeit, werden in zwei Phasen durchgeführt – die erste im Frühjahr, die zweite im Herbst 2022. &bdquo;Alles bei laufendem Betrieb.“ Man habe sich bewusst für diese Zeiträume entschieden, weil der Trinkwasserbedarf dann entsprechend niedriger sei, als in den Sommermonaten. Außenwand muss auf 120 Metern Länge saniert werden Maximal 300 Kubikmeter Wasser pro Stunde werden im Wasserwerk Langer Weg, das über zwölf Vertikalbrunnen und Spexard als Gewinnungsgebiet verfügt, aufbereitet. &bdquo;Es gibt noch die Wasserwerke Nordrheda-Ems und Quenhorn“, verrät Bernd Feldmann (52), Leiter der Wassergewinnung: &bdquo;Alle drei speisen das Trinkwasser in Gütersloh ein.“ Damit die sichere Versorgung auch vom Standort schräg gegenüber der Agentur für Arbeit aus weiterhin reibungslos klappt, stehen nun die Ausbesserungsarbeiten insbesondere der beschädigten Moniereisen an. Die sind gleichsam aufwendig wie teuer. &bdquo;Die Investition liegt im oberen fünfstelligen Bereich und wird durch die Stadtwerke Gütersloh GmbH getragen“, sagt SWG-Sprecher Andreas Freund. Im Detail muss unter anderem die Außenwand auf einer Gesamtlänge von 120 Metern saniert werden. Stadtwerke: Keine Alternativen zur BaumfällungDie baulich nicht anders umsetzbare Teilsanierung ist unumgänglich. Das gilt nach den Stadtwerken auch für das Fällen der Bäume, Alternativen wurden erfolglos geprüft. Zwei Gründe gibt es dafür: Zum einen muss die Baugrube auf einer Länge von bis zu 60 Metern und einer Breite von vier bis neun Metern ausgehoben und mit Stützwänden versehen werden. &bdquo;Um die Arbeiter in der Grube vor Erdrutschen zu schützen.“ Neben dem Sicherheitsaspekt existieren auch bauliche Gründe: Während es früher, also auch 1948, als unproblematisch galt, Bäume auf auf den Erdhügeln von Reinwasserbehältern zu pflanzen, würden diese &bdquo;nach dem Stand der heutigen Technik“ aber nicht mehr bepflanzt, so Andreas Freund. Die jetzt gefällten Bäume, hätten inzwischen eine stattliche Größe erreicht und entsprechendes Wurzelwerk gebildet, das sich mit dem Gewicht negativ auf die Statik des Reinwasserbehälters auswirke.Ersatzbepflanzung: 19 Bäume in der Stadt, zehn im Bürgerwald &bdquo;Die Fällung der Bäume wäre deshalb in Kürze ohnehin notwendig geworden“, erklärt Andreas Freund. Von den insgesamt 23 zum Teil besonders stattlichen Gewächsen standen 18 Buchen und eine Kastanie unter besonderem Schutz, weshalb der Fachbereich Grünflächen der Stadt Gütersloh die Baumfällungen erst nach einer entsprechenden Ortsbegehung unter Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange amtlich genehmigt hat. &bdquo;Die beiden Naturschutzverbände GNU und BUND wurden über die geplante Fällung bereits im Dezember 2021 informiert.“ Beide hätten die einwöchige Informationsfrist verstreichen lassen. Mit 19 Bäumen innerhalb des Stadtgebiets müssen die Stadtwerke innerhalb des Jahres für eine Ersatzbepflanzung sorgen. Zusätzlich habe man vor, zehn Bäume im Bürgerwald zu pflanzen, so SWG-Sprecher Andreas Freund. &bdquo;Die Kosten für die Ersatzbepflanzung sowie die Baumfällung belaufen sich auf knapp 20 Prozent der Gesamtinvestition.“

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