Kreis Gütersloh Inzidenz über 500, kaum Infizierte im Krankenhaus: Ist Omikron harmloser?

Kreis Gütersloh. 20 Corona-Infizierte werden aktuell in den vier Krankenhäusern im Kreis Gütersloh behandelt. Drei von ihnen liegen auf der Intensivstation und müssen auch beatmet werden. Zum Vergleich: Vor einem Jahr war die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern viermal, die der beatmeten fünfmal so hoch wie jetzt. Während die Inzidenz aktuell immer weiter ansteigt und mittlerweile bei über 500 liegt, scheint das zumindest derzeit noch keine extremen Auswirkungen auf die Hospitale zu haben. Die Ruhe vor dem Sturm? "Es ist allgemeiner Konsens, dass die Omikron-Variante höchstansteckend ist, auch ansteckender als die anderen Varianten", sagt Wolfram Coesfeld, Vorsitzender des Gütersloher Ärztevereins. Omikron löse zwar auch bei geimpften oder geboosterten Patienten eine Infektion aus, diese verlaufe aber in den meisten Fällen deutlich milder. "Das zeigen alle Statistiken. Sie landen viel seltener auf den Intensivstationen." Omikron-Infizierte klagen über grippale Symptome - häufig nicht über Luftnot "Aktuell ist die Lage auf der Intensivstation entspannt", bestätigt auch Norbert Zoremba, Chefarzt für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am St.-Elisabeth-Hospital in Gütersloh den Eindruck. Generell würden aber zunehmend jüngere, ungeimpfte Covid-Patienten behandelt. Patienten, die sich mit der Omikron-Variante infiziert haben, würden häufig über grippale Symptome klagen. Luftnot – häufig der Grund für eine Behandlung auf der Intensivstation - scheint laut Zoremba allerdings seltener aufzutreten. "Das erklärt möglicherweise den Rückgang der Intensivpatienten, den wir aktuell sehen." Auch im Sankt Vinzenz Hospital in Rheda-Wiedenbrück und im Gütersloher Klinikum ist es momentan laut eigenen Angaben ruhig. Zehn Prozent der Corona-Patienten geimpft - der Rest ungeimpft "Die Patienten, die bei uns aktuell behandelt werden, sind um die 60 Jahre alt; Frauen und Männer sind in etwa gleich verteilt", sagt auch Fikret Er, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Gütersloher Klinikum, "etwa zehn Prozent der Patienten, die bei uns stationär aufgenommen werden, sind vollständig geimpft, der Rest ist ungeimpft." Bisher sei noch bei keinem der Patienten die Variante Omikron nachgewiesen worden, so Er. Eine zeitliche Verzögerung zwischen dem Anstieg der Infektionen in der Bevölkerung und der Hospitalisierung sei auch in den vergangenen Wellen zu beobachten gewesen. Bisher habe es immer rund zwei Wochen gedauert, bis man den Anstieg der Inzidenz auch in der Klinik gespürt habe.Fikret Er: "Wir sind aber tatsächlich vorsichtig optimistisch, dass die Omikron-Variante nicht zu einer derart starken Hospitalisierung führt wie die Zahlen es erwarten ließen." Im Sankt Vinzenz Krankenhaus dominiert Omikron bereits zu 80 Prozent. Der überwiegende Teil der Patienten sei aber auch dort ungeimpft, so Georg Rüter.Lesen Sie auch: Erkennen Corona-Schnelltests auch die Omikron-Variante? Milderer Verlauf der Omikron-Variante? "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der krankenhauspflichtigen Patienten zunehmen wird, da die Zahl der Infizierten in der Bevölkerung steigt", sagt Chefarzt Fikret Er, "in diesem Zuge werden wir auch eine wachsende Zahl von Infektionen mit der Omikron-Variante erleben."Man setze daher unter anderem auf eine intensivierte Teststrategie mit nahezu täglicher Testung von Beschäftigten und Patienten - unabhängig von ihrem Impfstatus. Planbare und nicht dringend notwendige Operationen würden um etwa ein Viertel reduziert, um die Ressourcen auf der Intensivstation und allen anderen Stationen des Krankenhauses zu schonen.Ähnlich plant man derzeit am St.-Elisabeth-Hospital. Auch dort geht man davon aus, dass die Inzidenz im Kreisgebiet weiter deutlich ansteigen wird. Laut Chefarzt Norbert Zoremba deute sich zwar ein milderer Verlauf bei der Omikron-Variante an, die deutlich schnellere Übertragbarkeit könnte dennoch in den kommenden Wochen wieder zu einer stärkeren Belastung der Kliniken führen – möglicherweise auch verstärkt auf den Normalstationen."Wir prüfen unsere Kapazitäten täglich und treffen Anpassungen. Vereinzelt müssen planbare Operationen verschoben werden, die eine intensivmedizinische Betreuung nach sich ziehen." Das werde individuell mit den behandelnden Ärzten entschieden.Lesen Sie auch: Intensivpflegerin aus dem Gütersloher Klinikum gibt ehrliche Einblicke "Am wichtigsten ist und bleibt das Impfen" Georg Rüter verweist beim Blick auf die kommenden Wochen auf die Tatsache, dass die Zahl der Krankenhauspatienten bereits seit Mitte Dezember sinkt. Von daher falle es etwas schwer, einen Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen zu sehen."Am wichtigsten ist und bleibt das Impfen. Wir sind froh, den überwiegenden Teil unserer Belegschaft noch vor Weihnachten geboostert zu haben. Immer wieder mussten wir die Erfahrung machen, dass wir die einzigen waren, die Impfstoff vor dem Verfall gerettet haben." So auch vor den Feiertagen, an denen im Sankt Vinzenz Krankenhaus außer etwa 1.000 Mitarbeitern auch 400 Familienangehörigen die Restposten erhalten hätten.

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