Gütersloh Weniger Kunden in Geschäften: Gütersloher Handel klagt über Umsatzeinbußen

Gütersloh. Im vergangenen Winter mussten die Einzelhändler ihre Geschäfte während des Lockdowns geschlossen halten, diesmal hatten nur geimpfte oder genesene Kunden Zutritt zu den Ladenlokalen: Auch im zweiten Jahr der Pandemie hat das Coronavirus das Weihnachtsgeschäft massiv beeinflusst. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, nannte die Weihnachtszeit 2021 daher "eine Katastrophe für den Einzelhandel". Das Stimmungsbild in Gütersloh, das zeigt eine NW-Umfrage, ist ähnlich - es gibt allerdings auch Ausnahmen. Rainer Schorcht, Sprecher der Einzelhändler, nennt bei der Frage nach der Situation des Handels in Ostwestfalen-Lippe Zahlen, die sich mit den Ergebnissen einer aktuellen Trendumfrage des HDE unter 750 Handelsunternehmen decken. Demnach waren die Umsätze im stationären Nicht-Lebensmittel-Handel unter 2G in der Woche vor dem Weihnachtsfest durchschnittlich um 35 Prozent hinter Vorkrisenniveau von 2019 zurückgeblieben. Besonders betroffen gewesen seien davon laut dem Geschäftsführer des gleichnamigen Fotohauses Textil- und Schuhhändler. 2G als "Maßnahme der Politik für die Galerie" Gerade in den Innenstädten, so der HDE weiter, sackten die Frequenzen im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum um rund 42 Prozent ab. Schorcht bestätigt, dass speziell die "risikospezifischen Gruppen" nach seiner Beobachtung der Innenstadt ferngeblieben seien. Und diejenigen, die in die Geschäfte wollten, mussten ihre Immunität gegen das Virus nachweisen. Eine Regelung, die der Handelssprecher kritisch sieht - und für nicht notwendig hält. "Das ist eine Maßnahme der Politik für die Galerie, zur Beruhigung der Bevölkerung", meint Schorcht. Er verweist in dem Zusammenhang darauf, dass bereits mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, aktuell 71 Prozent, vollständig geimpft sind. Dazu werde in den Geschäften auf Masken, Abstände und eine verringerte Zahl von Kunden achtgegeben, berichtet Schorcht. Um den 2G-Nachweis in den Geschäften zu erleichtern, sind zuletzt auch Bändchen in der Innenstadt ausgegeben worden. "Das ist sehr gut angenommen worden", schildert er. Trotz der aktuell schwierigen Situation blickt Rainer Schorcht positiv in die Zukunft: "Ein Einzelhändler muss Optimist sein." Er glaubt, dass den Kunden die Begegnung mit den Fachleuten im Geschäft fehlt und "der Bedarf nur aufgeschoben ist und nachgeholt wird". Kontrolle der 2G-Regel auf Händlern abzuwälzen, sei ärgerlich Beim Modehaus Klingenthal in Gütersloh fasst Geschäftsleiter Johannes Westerheide das Weihnachtsgeschäft im Gespräch mit der NW so zusammen: "Es hätte besser sein, aber auch schlechter laufen können". Besonders die Besucherfrequenz sei in der Filiale am Kolbeplatz in diesem Winter merklich zurückgegangen, Westerheide spricht von einem Minus von 30 bis 40 Prozent gegenüber 2019. "Ärgerlich" findet er in der Rückschau, dass die Kontrolle und Einhaltung der 2G-Regel von der Politik auf die Einzelhändler abgewälzt wird, "die ohnehin schon gebeutelt sind". Gleichwohl habe es den Kunden ein Gefühl von Sicherheit gegeben, wie Westerheide in direkten Gesprächen erfahren hat. Auch die Einführung der Bändchen in der Innenstadt sei in der Not daher die aus seiner Sicht bestmögliche Lösung gewesen. "Immer noch besser als gar nicht geöffnet zu haben" Ein Weihnachtsgeschäft im eigentlichen Sinne habe es nicht gegeben, sagt unterdessen Modehändler Markus Finke - und verweist ebenfalls auf eine deutlich geringere Frequenz an Besuchern in der Stadt, die Laufkundschaft sei weggeblieben. "Aber es ist ist immer noch besser als gar nicht geöffnet zu haben", erklärt Finke, der seine zwei Geschäfte in Gütersloh an Königstraße und Kolbeplatz betreibt. Mit Blick auf die 2G-Regel äußert sich Finke ähnlich wie Schorcht und Westerheide, berichtet aber auch, dass die Kunden der Regelung mit Akzeptanz und Verständnis begegnen würde. "Das läuft alles sehr gesittet ab. Die Kunden sind damit auf der sicheren Seite und wissen ja auch, dass das eine Vorgabe des Staates ist und wir daran nichts ändern können", sagt Finke, der ebenfalls vom Konzept der 2G-Bändchen angetan ist. Bücher sind während der Pandemie weiterhin gefragt Ein "wirklich gutes" Weihnachtsgeschäft verzeichnete laut Vera Corsmeyer die Buchhandlung Markus an der Münsterstraße. Im Unterschied zu Modegeschäften etwa zählen Buchhandlungen in NRW zu den Geschäften des täglichen Bedarfs – eine 2G-Kontrolle ist dort nicht erforderlich. "Viele unserer Kunden haben uns aber trotzdem unaufgefordert ihre entsprechenden Nachweise gezeigt", sagt Corsmeyer. Den Erfolg beim Weihnachtsgeschäft führt sie unter anderem auch darauf zurück, dass im ersten Jahr der Pandemie viele Menschen das Lesen für sich wiederentdeckt oder neuentdeckt haben. Sie blickt daher "vorsichtig optimistisch" in die Zukunft und würde sich freuen, im kommenden Jahr wieder mehr Veranstaltungen der Buchhandlung anbieten zu können.

Mehr zum Thema