Mutmaßliche Vergewaltigung Narkose-Arzt bestreitet Vorwürfe und verweist auf Täterbeschreibung des Opfers

Gütersloh. Bislang hat er geschwiegen. Er hat kaum ein Wort verloren über das, was ihm zur Last gelegt wird. Nichts zu dem Umstand, drei Patientinnen im St.-Elisabeth-Hospital in Gütersloh sexuell missbraucht und vergewaltigt zu haben, nichts zum Besitz von kinderpornografischen Dateien. Seit Montag, 21. Juni, ist das anders: Der Assistenzarzt Nils Nigel T. (43) aus Oelde, der sich seit Dezember in Untersuchungshaft befindet, hat sich im Landgericht Bielefeld zu den Anklagepunkten erstmals öffentlich geäußert und alle Vorwürfe bestritten: &bdquo;Das passt alles nicht." Angeklagter behauptet, ein Alibi zu haben Zu den angenommenen Tatzeiträumen habe er ein Alibi, erklärt Nils T., der im stahlblauen T-Shirt und mit wachem Blick auf der Anklagebank sitzt. Dem Vorsitzenden Richter Carsten Wahlmann sagt er: &bdquo;Entweder war ich in den Operationssälen oder in Besprechungen mit Kollegen." Ihm sei bis heute schleierhaft, warum die Ermittler nur zwei der sechs Zeugen, die mit ihm in dem Besprechungsraum gewesen seien, vernommen haben. &bdquo;Nach so langer Zeit können diese sich wohl auch nicht mehr genau erinnern." Auch zu dem angeblichen Übergriff am 21. September verweist der Mediziner auf die falsche Täterbeschreibung in der Erinnerung der Patientin. &bdquo;Die hat mich als schlank und mit kurzen, grauen Haaren beschrieben. Seit zehn Jahren bin ich korpulent und trage lange Haare sowie einen Rund-um-den-Mund-Bart." Die Anwältin, die eines der Opfer als Nebenklägerin vertritt, glaubt dieser Aussage nicht: &bdquo;Meine Mandantin kann sich genauestens an den Täter erinnern. Und das wird sie auch hier im Gericht aussagen." Die Staatsanwaltschaft wirft Nils T. vor, zwischen September und Dezember 2020 drei frisch operierte Frauen mit Medikamenten sediert und sich dann an ihnen vergangen zu haben. So berichtet eine 37-jährige Patientin, dass ihr der Arzt in ihrem Krankenzimmer eine Betäubungsspritze verabreicht habe. Sie sei danach benommen gewesen und T. habe dann den Oralverkehr ausgeübt. DNA des Opfers an Genitalien festgestellt Nachdem die Polizei eingeschaltet worden ist, haben die Kripobeamten Nils T. untersucht und an seinen Genitalien die DNA des Opfers sichergestellt. Ein klarer Beweis also, den sich der Beschuldigte am Montag so erklärt: &bdquo;Ich habe die Patientin berührt und irgendwie müssen dann kleinste Anhaftungen an meinen Körper gelangt sein." Richter Carsten Wahlmann kontert: &bdquo;Es gibt inzwischen ein Ergänzungsgutachten des Landeskriminalamtes, das eine Sekundärspur ausschließt." Nils T. schildert während der Verhandlung oft den genauen Ablauf nach einer Operation. Damit will er wohl verdeutlichen, dass es kaum Möglichkeiten für derartige sexuelle Übergriffe gäbe und dass er nie allein mit den Patientinnen gewesen sei. Zu den auf USB-Sticks und auf seinem Laptop entdeckten Dateien mit kinderpornografischen Inhalten könne er im Moment noch nichts genaues sagen. Nils T.: &bdquo;Diese Dateien waren gelöscht und sind wieder hergestellt worden. Ich glaube, dass ich diese versehentlich mit anderen Dateien heruntergeladen habe. Das muss ich mir noch einmal genau anschauen." Doch eines wisse er definitiv: &bdquo;Ich bin nicht pädophil veranlagt." Marihuana für krebskrankes Familienmitglied angebaut? Seine wegen Drogenbesitzes und Handelns mit Marihuana angeklagte Ehefrau Jenifer G. (43) hat den Anbau von Marihuana in einer von ihrem Rechtsanwalt Sascha Haring vorgelesenen Erklärung eingeräumt. Zu keinem Zeitpunkt seien die Pflanzen aber für den Verkauf gedacht gewesen, einzig und allein für ein krebskrankes Familienmitglied, um dessen Schmerzen zu lindern. Der behandelte Urologe habe die Verschreibung des Betäubungsmittels verweigert. Deshalb, so Haring, habe sich seine Mandantin für den Anbau entschieden. Ihren Ehemann habe sie darüber &bdquo;nur" informiert. Ansonsten habe er damit nichts zu tun. Auf den Hinweis des Vorsitzenden Carsten Wahlmann, dass Nils T. sogar ein Berufsverbot drohe, reagiert der Angeklagte gelassen und sachlich: &bdquo;Nach diesen Vorwürfen und einer Art Vorverurteilung in den Medien finde ich doch nie wieder einen Job." Der Prozess wird am Mittwoch, 23. Juni, fortgesetzt.

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