Gütersloh Vorstoß der UWG "kein politischer" Marketing-Coup

Gütersloh. Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) Gütersloh will das Namensrecht am Heidewaldstadion kaufen. Aber nicht, um es umzubenennen: "Wir wollen nur, dass es weiter Heidewaldstadion heißt", sagte Fraktionssprecher Peter Kalley. Der Name sei wichtig für die Identität der Stadt. Die Bürger seien aufgerufen, eine Spende auf ein Sonderkonto der UWG zu überweisen, damit das Namensrecht gekauft und "nicht für ein paar schnöde Euros verhökert" werde.In einem Brief an Bürgermeister Henning Schulz, gestern verschickt und mit "Angebot über den Erwerb der Namensrechte am Heidewaldstadion" überschrieben, macht die UWG deutlich, dass sie das Stadion für so identitätsprägend hält wie den Wasserturm, die Martin-Luther-Kirche oder die Weberei. Es gelte, die historische Bezeichnung "Heidewaldstadion" dauerhaft zu sichern. "Wir finden, man kann nicht alles verscherbeln", sagte Kalley.Den Verdacht, es handele sich nur um einen politischen Marketing-Coup, wies Kalley zurück. "Uns ist ernst damit. Wir wollen uns auch finanziell engagieren." Freilich habe die UWG bislang kein Konto eingerichtet und habe es auch nicht vor. Sie warte vielmehr darauf, dass ein potentes Unternehmen den Anfang mache, einen Geldbetrag zur Verfügung stelle und über die UWG dann die Aufstockung laufe. "Wir selber werden nicht den ersten Schritt tätigen."Ob diese Strategie greift, ist allerdings fraglich. Weder der FC Gütersloh noch Stadtverwaltung haben bislang Kenntnis von Interessenten für den Namenskauf. Vor exakt einer Woche waren Verein und Stadt mit der Idee an die Öffentlichkeit getreten: Präsident André Niermann, Bürgermeister Henning Schulz und Sportdezernent Andreas Kimpel hatten sie ins Spiel gebracht, um die Zukunft des Oberligisten zu sichern. Unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen das möglich wäre, ob es dazu einer formellen Ausschreibung bedürfte und in welcher Weise daran die politischen Gremien zu beteiligen wären, all das ist freilich bislang weder geklärt noch überhaupt geprüft, sagte der Leiter der städtischen Abteilung für Personal und Organisation, Dr. Markus Kremer gestern. "Zunächst soll abgewartet werden, ob es überhaupt ein grundsätzliches Interesse daran gibt."Das Unternehmen Miele beispielsweise, einst ein großer FCG-Sponsor, steht dafür schon mal nicht zur Verfügung. Unternehmenssprecher Carsten Prudent teilte auf Anfrage mit, Miele sei im Stadion mit Bandenwerbung und im Vereinsmagazin mit Anzeigen vertreten. Dafür zahle man dem Verein eine vierstellige Summe, die jedes Jahr neu festgelegt werde. Insofern sei Miele ständig mit dem FC Gütersloh im Gespräch. Aber: "Eine substanzielle Ausweitung, insbesondere in Verbindung mit einer Rolle als Namenssponsor für den Verein oder das Stadion, steht für Miele nicht auf der Agenda."Auch Bertelsmann macht dahingehend wenig Hoffnung. Bertelsmann zähle zwar zu den Unterstützern des FC Gütersloh, sei auch jederzeit für neue Ideen der Verantwortlichen offen, aber der Schwerpunkt der Spenden und des Sponsoring liege auf Feldern, die eng mit den Geschäften des Unternehmens verknüpft seien, zum Beispiel Kultur- und Leseförderung. "Entsprechend macht ein Namenssponsoring des Heidewaldstadions aus Marketing-Perspektive für Bertelsmann wenig Sinn", teilte Konzernsprecher Stefan Knüttel mit.Bertelsmann, so Knüttel weiter, habe den FC Gütersloh in den vergangenen zehn Jahren insgesamt mit annähernd einer halben Million Euro unterstützt. Großteils sei das Geld in die Jugendarbeit des Vereins geflossen, aber nicht ausschließlich.Am 17. Dezember, kommende Woche Donnerstag, will der Verein in seiner Hauptversammlung entschieden, ob und wie es mit dem Spielbetrieb seiner 1. Mannschaft weitergeht.