Kreis Gütersloh Lebkuchen-Hersteller aus dem Kreis Gütersloh trotzt Corona-Pandemie

Borgholzhausen. Wer zu Jahresbeginn in die Lebkuchenfirma Schulze an der Freistraße kommt, hat keine Chance auf den charakteristischen Duft in den Produktionshallen. &bdquo;Wir haben im Januar und Februar immer komplett dicht", sagt Arne Knaust, der das Geschäft des 1830 gegründeten Unternehmens in sechster Generation führt. Wartungsarbeiten und Instandsetzung der Maschinen stehen derzeit an. &bdquo;Das heißt, die ganze Produktion ruht", sagt Knaust. Lesen Sie auch: Weihnachtsduft im Sommer: In dieser Lebkuchenfabrik ist bereits Hochsaison Den Produktionsbeginn nach dem &bdquo;Winterschlaf" veranschlagt er auf Anfang März. Zunächst beginnt die Vorproduktion für garnierte Lebkuchenherzen, beispielsweise fürs Münchener Oktoberfest. Anschließend geht es mit dem Weihnachtsgeschäft weiter, und zwar mit dem Export. &bdquo;Wir bereiten die Container vor, die etwa nach Australien, Japan oder Kanada gehen", sagt Arne Knaust. Von Juni bis November liege die Auslastung der Lebkuchenproduktion bei der Heinrich Schulze Ladencafé GmbH, so der vollständige Name des Unternehmens, bei 100 Prozent. &bdquo;2020 etwa war verkaufstechnisch besser als 2019, obwohl das Café geschlossen war" Im Geschäft des Ladencafés an der Freistraße &bdquo;geht es richtig im September los, wenn erstmals ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommt", erklärt Knaust. &bdquo;Nach dem 24. Dezember fällt das schlagartig ab." Mit Blick auf die seit zwei Jahren währende Corona-Pandemie stehe der Verkauf vor Ort gut da. &bdquo;2020 etwa war verkaufstechnisch besser als 2019, obwohl das Café geschlossen war." Vielleicht habe es daran gelegen, dass die Leute nicht wegkonnten. &bdquo;Wir haben im Laden so viel verkauft wie noch nie zuvor. Die Leute haben uns wegen des Lebkuchens besucht." Einheiten wie die Eimer mit mindestens 700 Gramm bis zu 2,5 Kilogramm hätten enorm zugelegt. 2021 sei sogar noch etwas besser gewesen. Auch, weil Schulze über das Ladengeschäft hinaus als Produzent für den Einzelhandel davon profitiere, dass in der Pandemie mehr für Lebensmittel ausgegeben werde. Was sind die Renner über das Jahr im Ladengeschäft? Arne Knaust nennt drei Top-Produkte: gefüllte Herzen, Kirschbomben und Dominosteine, Klassiker allesamt. Bei allen Produkten &bdquo;haue Weihnachten rein". Den größten Umsatz vor Ort mache Schulze einfach in den letzten drei Monaten des Jahres. Und auch, wenn Schulze gern den Weihnachtsmarkt unterstütze: Den Stress eines vollen Weihnachtsmarkt-Tages habe man sich in den vergangenen beiden Jahren sparen können, weil die Veranstaltung jeweils ausfiel. Schulze hat in der Pandemie alle seine Mitarbeiter gehalten Anders als beim Verkauf im Ladencafé und beim Einzelhandel sehe die jüngere Bilanz bei den garnierten Lebkuchenherzen aus, den klassischen Produkten für Kirmessen, Jahrmärkte und Weihnachtsmärkte. &bdquo;2020 war sehr hart. Wir haben nur circa fünf Prozent unserer ursprünglichen Herzen garniert", sagt Knaust. Das waren vor allem Werbegeschenke im kleinen Rahmen. Allein für das Münchner Oktoberfest produzieren die Borgholzhausener Lebkuchenmacher in coronafreien Jahren mehrere zehntausend Herzen, so Arne Knaust. Die Wiesn aber fiel 2020 ebenso aus wie im vergangenen Jahr. Als 2021 zumindest einige Märkte wieder stattfinden durften und die Bestellungen deutlich anzogen, profitierte Schulze davon, alle Mitarbeiter gehalten zu haben. Bei Schulze arbeiten derzeit 39 Männer und Frauen fest angestellt. Saisonal gehe die Zahl auf rund 70 hoch. &bdquo;Da konnten wir schnell liefern. Das war eine unserer Stärken", sagt Knaust. Der Anteil an abgesetzten Herzen stieg deutlich an. &bdquo;2021 waren wir wieder bei 35 Prozent eines normalen Jahres", sagt Knaust. Engpass bei der Kartonage: Die Rohstoffbeschaffung wird 2022 eine Herausforderung Für 2022 kalkuliere Schulze bei den Jahrmarkt-Produkten mit einem Drittel des gängigen Bedarfs. Für die Produkte vor Ort und den Einzelhandel setzt Knaust auf eine leichte Steigerung. &bdquo;Wir wollen die Qualität halten und gleichzeitig effizienter werden, zum Beispiel beim Energiemanagement und der Nachhaltigkeit." Eine große Aufgabe werde 2022 zudem die Rohstoffbeschaffung sein. Zum Beispiel bei der Kartonage: Die Lieferzeit liege normalerweise bei drei bis vier Wochen. &bdquo;Wir als kleiner Abnehmer wurden mit Zeiten von sieben Monaten konfrontiert. Da ist Weihnachten dann gefühlt drei Mal gelaufen." Was die Firma an der Freistraße ebenso merke wie andere Branchen, sei die Steigerung beim Internethandel. &bdquo;Wir sind gut vertreten in den großen Städten in Norddeutschland", sagt Knaust. Beliebt seinen Produkte made in Borgholzhausen etwa auf dem Hamburger Dom, einem drei Mal im Jahr stattfindenden Jahrmarkt – wenn Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. &bdquo;Leute, die normalerweise die Produkte da gekauft hätten, haben sie komplett bei uns online bestellt", so Knaust. Dass die Lebkuchenfabrik &bdquo;mit einem blauen Auge" durch die Corona-Jahre 2020 und 2021 gekommen sei, liege eben daran, dass das Geschäft sich auf drei Säulen verteile. Ein Drittel mache der – gut gehende – Lebensmittelhandel aus. Ein Drittel decke das Ladengeschäft ab. Und ein Drittel stelle das Geschäft mit garnierten Herzen, Jahrmärkten und Export dar, wobei Letzterer insgesamt zirka 15 Prozent des Geschäfts ausmache. &bdquo;Wir sind breit aufgestellt und haben gerade jetzt bemerkt, dass wir dadurch eine gewisse Unabhängigkeit haben", sagt Arne Knaust. &bdquo;Wir kippen nicht sofort um, wenn eines der Standbeine angesägt wird."

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