Bielefeld. 150 Unfälle passierten 2008 auf dem Ostwestfalendamm. Bei drei Viertel war zu hohe Geschwindigkeit die Ursache, beklagt Polizeipräsident Erwin Südfeld. Der OWD, über den täglich fast 80.000 Autos rollen, ist deshalb in Bielefeld Schwerpunkt der neuen bundesweiten Präventions-Kampagne "Runter vom Gas", mit der die Polizei Rasern den Kampf ansagt. Freitag hängte sie die ersten Transparente auf.
14 große Banner spannt die Polizei in den nächsten sechs bis acht Wochen an Brücken und Rändern von OWD und anderen Ausfallstraßen, um die Autofahrer zu warnen. Begleitet wird die Aktion durch verschärfte Kontrollen und aufklärende Handzettel. "Die Transparente sollen Auto- und Motorradfahrer jeden Tag aufs neue an die Gefahren erinnern", sagte Verkehrssicherheitsberaterin Ramona Mede beim Aktions-Auftakt auf der Brücke Haller Weg.
Die verteilten Handzettel geben mit teils drastischen Bildern von schweren Unfällen "Denkanstöße" (s. Kasten) und mahnen: "Setzen Sie nicht Ihr Leben aufs Spiel." Jährlich sterben in Deutschland 4.500 Menschen auf Straßen, 400.000 werden verletzt. Auf einer Karte steht: "Sie klettern nicht auf Hochspannungsmasten, Sie verkleiden sich zur Jagdsaison nicht als Hirsche, Sie föhnen sich das Haar nicht in der Badewanne. Warum fahren Sie zu schnell?"
Auf den acht Ausfallstraßen OWD, Artur-Ladebeck-, Detmolder, Eckendorfer, Heeper, Herforder, Jöllenbecker Straße und Südring passieren 25 Prozent der über 9.000 Unfälle in Bielefeld, stellte das Verkehrskommissariat fest. "Deshalb haben wir uns hier 2008 auf Tempo- und Rotlicht-Überprüfungen konzentriert", so Direktionsleiter Andreas Krummrey. Mit ersten Erfolgen, wie sinkende Unfallzahlen belegen.
Auch die aktuelle Kampagne läuft auf diesen Gefahrenstrecken. "Gerade auf dem OWD ist die Akzeptanz des Tempolimits (am Tag 100, nachts 80 Stundenkilometer) bedenklich gering", berichtet Krummrey aus den Erfahrungen der Polizei: "Wer 100 fährt, muss damit rechnen, dass man ihm den Vogel zeigt. Es ist ein Wunder, dass nicht noch mehr passiert. Hier wird richtig gerast."
Aufklärung allein reiche aber nicht aus, ist die Polizei überzeugt. Deshalb wird das Tempolimit auch verstärkt überwacht. "Wir werden intensiver mit Zivilfahrzeugen der Autobahnpolizei kontrollieren, die bei Verstößen den Verkehrssünder verfolgen und stoppen", kündigte Krummrey an. Radarfallen würden sich nicht eignen, weil es keine passenden Stellen zum Anhalten der Temposünder gebe. Begleitet wird die Aktion von Laser-Messungen, die zeigen sollen, ob die Kampagne fruchtet.
Als positiven Nebeneffekt erhofft sich Krummrey, dass der Lärm reduziert wird. Über den klagen die Bewohner der umliegenden Wohngebiete. www.runter-vom-gas.de