Bielefeld. Auf seiner Mission als Retter ruinöser Restaurants begegnen Christian Rach stets dieselben Gestalten: Talentfreie Köche, Ahnungslose, Schmutzfinken. Doch "Rach, der Restauranttester" (RTL) hat noch die desolatesten Lokale wieder in Stand gesetzt. Derzeit bastelt er an der Trattoria am Niederwall. Dort sind allerdings weder mangelnde Hygiene noch ein ungezogener Küchenmeister das Problem – sondern die Preise.
Qualität und Umsatz stimmen nicht, im Sommer kommen kaum Gäste, und nächsten Monat eröffnet Kult-Edelimbiss "Vapiano" schräg gegenüber. Francesco Nastri befürchtet, seine Trattoria – seit 21 Jahren in Familienhand – nicht mehr lange halten zu können. "Ich brauchte Rat, ein neues Konzept, deshalb habe ich mich bei der Sendung beworben."
Zwei Vortester haben die Trattoria besucht – und für gut befunden. "Nette Leute und eine Herausforderung für mich", sagt Christian Rach. Deshalb hat er das Bielefelder Ristorante ausgewählt.
Das Problem ist, dass es kein offensichtliches Problem gibt. Die Küche ist gut, das Lokal ist ordentlich besucht. "Und doch funktioniert das hier umsatztechnisch nicht. Ist doch interessant." Vier Tage lang hat Christian Rach das Restaurant auf Herz und Nieren geprüft. Seine Diagnose: Trattoria-Chef Francesco Nastri bietet Pizza, Pasta und Co. zu billig an.
"Ein Phänomen bei Gastronomen", sagt Rach. Das Gefühl, kein Geld mit ihrem Geschäft verdienen zu dürfen, treibe viele um. "Sie meinen, dem Gast noch was schenken zu müssen. Noch nen Grappa oben drauf, Brot mit Kräuterbutter gibts für lau. Das kennt man ja."
Mit drastischen Rabatten am Mittag versucht Nastri, Kundschaft anzulocken. Und die erscheint zahlreich. Was am Ende übrig bleibt, reicht aber nicht. "Heizung, Ladenmiete, Mitarbeiter. Das muss alles bezahlt werden. Das vergisst Francesco."
Christian Rachs Konzept: Noch mehr Qualität – sich die aber bitte auch angemessen bezahlen lassen. Eine Nudelmaschine hat er dem Gastronom spendiert. "Ab sofort werden Nudeln hier selbst hergestellt. Ein riesiger Geschmacksunterschied." Einen neuen Grill hat Nastri auch bekommen.
Punkt zwei der Offensive: Kosmetik im Speisesaal. Die meisten Spiegel an den Wänden hat Rach entfernt. "Das war ja grausam, sich beim Essen von allen Seiten betrachten zu müssen." Auch die ausladende Anrichte in der Mitte des Gastraums ist Geschichte. An der Stelle wird ein Türmchen aus Weinkisten aufgebaut. "Wenn die Leute hier reinkommen, sollen sie glauben, sie sind im Urlaub. Job vergessen, Stress vergessen, Spaß haben."
Spaß hat vor allem der Restaurant-Retter. Er hilft nicht fürs Fernsehen, er hilft den Gastronomen. Deshalb wird er manchmal streng, seltener auch richtig böse. Und weil die Küchenchefs spüren, dass Rach sich ehrlich für sie interessiert, nehmen sie ihn ernst. Teils bis zur völligen Erschöpfung arbeiten Christian Rach und sein jeweiliges Sorgenkind an der Genesung der kränkelnden Lokalität. Zum Dank gibts am Ende für die Kameras manchmal Freudentränen gratis obendrauf.