Bielefeld. Es ruckelt. Ein Raunen geht durch die Waggons. Beifall. Der neue Stadtbahnwagen von MoBiel, Vamos, fährt an. Doch nur wenige Meter, dann hält er wieder. Ist die Probefahrt schon zu Ende? Nein, Glück gehabt. Ein Zug der Linie 3 muss noch vorbeifahren. Dann geht die Jungfernfahrt des Vamos richtig los.
"Der Vamos ist wie ein neues Auto für mich", sagt Stadtbahnfahrer Heinz Horn. Er hat in seinem Führerstand alles im Griff: Ein moderner Touch-Screen-Bildschirm ersetzt Tasten und Hebel. Bis zu 70 Stundenkilometer schnell darf er mit dem Vamos fahren. "Anfangs war ich natürlich ein bisschen vorsichtig, aber jetzt kenne ich mich gut aus." Horn bringt das 2,65 Meter breite und 35 Meter lange Fahrzeug auf der Jungfernfahrt sicher von der Haltestelle Hauptbahnhof zur Endstation Sieker.
Dabei zieht der Vamos die Blicke der Passanten auf sich. Einige bleiben stehen, machen Fotos von dem schnittigen Gefährt. Die weiße Bahn hat fließende Rundungen, Orange und Blau setzen Akzente.
Mit dem neuen Design kommen auch neue Namen: "Stadt Bielefeld" soll der Vamos mit der Nummer 5001 heißen. MoBiel-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann und Oberbürgermeister Pit Clausen tauften ihn gestern mit der obligatorischen Flasche Sekt. "Wir haben den Wagen auf Herz und Nieren geprüft - jetzt kommen die Bielefelder endlich in den Genuss unserer komfortablen Fahrzeuge", sagte Brinkmann.
Bekannte Namen
Die ersten zwölf Bahnen tragen diese Namen: Stadt Bielefeld, Amt Heepen, Stadt Brackwede, Sennestadt, Senne I, Amt Jöllenbeck, Gadderbaum, Amt Dornberg, Quelle, Ummeln, Holtkamp und Schildesche. Die nächsten vier dann die Namen der Partnerstädte Rochdale, Enniskillen/Fermanagh, Concarneau und Nahariya. "Wir sind durch einen Teller mit alten Stadtteilwappen auf die Idee für die Namen gekommen", sagt Astrid Mundt von MoBiel. Die Bahnen, die den Namen historischer Stadtteilen haben, werden das passende Wappen tragen. Die Namen der Züge wurden in der Reihe der Einwohnerzahlen vor der Gebietsreform 1973 vergeben.
Auf den Tag genau vor 111 Jahren, also am 20. Dezember 1900, fuhr in Bielefeld die erste Straßenbahn überhaupt vom Rettungshaus in Schildesche nach Brackwede Dorf.
In Doppeltraktion kann der Vamos 460 Passagiere befördern. Im Vergleich zu den alten Modellen gibt es mehr Platz für Kinderwagen und Rollstühle und dazu mehr Sitz- und Stehplätze. Der Zug ist voll klimatisiert, verfügt über Mülleimer an den Ausgängen sowie spezielle Beschriftungen für Blinde und Sehbehinderte. Monitore zeigen die nächsten Haltestellen und Anschlussverbindungen an.
Seit heute, 6.29 Uhr, fährt die neue Bahn auf der Linie 4 zwischen Rathaus und Lohmannshof. Im Januar soll der zweite von 16 Vamos folgen.