Bielefeld. In bester Laune präsentierten sich gestern die Verantwortlichen für eine gute Lehre an der Universität: Sie hatten am Vortag erfahren, dass aus dem "Qualitätspakt Lehre" von Bund und Ländern mehr als zwölf Millionen Euro an ihre Hochschule überwiesen werden. Beste Stimmung herrscht auch an der Fachhochschule. Sie erhält mehr als drei Millionen Euro für den gleichen Zweck.
"Vielleicht waren die Jubelschreie bis in die Stadt zu hören", spekuliert Uni-Sprecher Ingo Lohuis nicht ganz ernst. Der Geldsegen wird jedenfalls als großer Erfolg gewertet, da das Programm "Richtig einsteigen", geschrieben von Dr. Andrea Frank und Team vom Servicebereich "Lehren und Lernen", offensichtlich die Entscheider voll überzeugte. Bis 2016 kann die Uni mit dem Geld jetzt vor allem zusätzliches Personal einstellen, um die Neueinsteiger an der Uni Bielefeld gezielter zu fördern.
Das Programm "Richtig einsteigen" soll spätestens ab dem Wintersemester 2012 greifen. Es richtet sich an Studienanfänger und Neulinge in der Lehre. Laut Dr. Frank ist es erwiesen, dass oftmals das erste Semester über Erfolg oder Misserfolg an der Hochschule entscheidet. Nicht selten fehle es "entweder an mathematischen Vorkenntnissen oder literalen Kompetenzen", erklärt sie. Auf diese beiden Felder will sich die Uni konzentrieren.
"Wir werden jetzt prüfen, was an den Fakultäten konkret benötigt wird", sagt Frank. Denkbar sind zusätzliche Vorkurse, Tutorien oder andere Qualifikationsangebote. Auch Uni-Rektor Professor Gerhard Sagerer kennt die Schwierigkeiten vieler Erstsemester - nicht nur die mathematischen. Ein Problem sei mitunter "die Kompetenz, die nötig ist, um wissenschaftliche Texte zu erfassen und zu schreiben".
Für Prorektorin Dr. Claudia Riemer, zuständig für die Lehre, geht es auch darum, den Neuen das selbstständige Lernen zu vermitteln, etwas, was in Zeiten von G8 vielleicht noch weniger verinnerlicht werde an den Gymnasien, so die Vermutung der Professorin.
Zweite Säule des Programms ist die Unterstützung der Lehrenden, die an der Uni Bielefeld einsteigen. Für sie soll es spezielle Coachings geben.
Am Ende soll die Studienerfolgsquote deutlich erhöht und die Studienqualität nachhaltig verbessert sein. Einziger Makel ist: Die Mittel sind zeitlich begrenzt - bis 2016. "Leider", bedauert Rektor Sagerer. "Die grundsätzlichen Probleme der Hochschulen - Unterfinanzierung und schlechte Betreuungsverhältnisse - bleiben."
Möglich ist beim "Qualitätspakt Lehre" immerhin eine Bewerbung für eine Anschlussfinanzierung bis 2020. Darauf setzen Uni und Fachhochschule. An der FH werden die zugesagten 3,2 Millionen Euro ebenfalls vor allem in zusätzliches Personal investiert werden. Wie an der Uni sollen die Schlüsselqualifikationen Mathe und Schreiben besonders berücksichtigt werden. Ziel: Die Zahl der nicht bestandenen Prüfungen reduzieren und den Anteil der Absolventen in der Regelstudienzeit erhöhen. "Wir werden unser Augenmerk besonders auf die individuelle Betreuung unserer Studierenden legen", erklärt Präsidentin Beate Rennen-Allhoff. Auch der Mitarbeiterstab für Informationstechnik und Medienwissenschaft in der Hochschulbibliothek soll aufgestockt werden für das E-Learning. "Unsere bekannten Kompetenzen in der Online-Lehrer werden wir weiter ausbauen", sagt Professorin Rennen-Allhoff. Das neue Lehr-Personal soll - wieder eine Parallele zur Uni - hochschuldidaktisch zusätzlich geschult werden.
Auch das kommt schließlich den Studenten zugute.