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Die Anwohner in den angrenzenden Straßen und die Schüler im Gymnasium am Waldhof und dem Ratsgymnasium können aufatmen. - © FOTO: OLIVER KRATO
Die Anwohner in den angrenzenden Straßen und die Schüler im Gymnasium am Waldhof und dem Ratsgymnasium können aufatmen. | © FOTO: OLIVER KRATO

BIELEFELD Ruhe - für den Moment

Der Abrissbagger am Hochbunker Neustädter Straße steht still

VON THOMAS GÜNTTER
09.12.2011

Bielefeld. Die Anwohner im Hufeisen atmen auf, denn die Abrissarbeiten am Hochbunker Neustädter Straße ruhen. Grund: Sie waren zu laut. "Die Spitzenwerte lagen bei 85 Dezibel", sagt Brigitte Tegtmeier, die "Am Papenmarkt" wohnt: "Das war einfach unerträglich." Die Stadt hatte 65 Dezibel erlaubt. Die Mittelwerte lagen bei den Messungen im Bereich von 73 bis 79 Dezibel.

Auch Alfred Menzel, Pastor der benachbarten Neustädter Marienkirche, war genervt: "Das ist, als wenn wir von einem Erdbeben heimgesucht würden." Er sah durch die enormen Erschütterungen, die der 65-Tonnen-Bagger ausgelöst hatte, die Grundfesten seiner Kirche und seines Gemeindehauses in Gefahr.

Brigitte Tegtmeier: "Bei dem Krach wurde man unruhig, nervös und aggressiv. Das war, als bekäme man ständig einen Hammer vor den Kopf geschlagen." Sie stellte klar: "Wir sind zwar zu Kompromissen bereit, nehmen aber keine Gesundheitsschädigungen hin." Die Ruhe jetzt sei himmlisch.

Das sieht die stellvertretende Leiterin des Gymnasiums am Waldhof, Josefine Sindermann, ebenso: "Besonders die Schüler der Jahrgangsstufe 13 wären glücklich, wenn die Arbeiten noch bis Weihnachten ruhen könnten." Bis zum 22. Dezember sind die mehrstündigen Klausuren angesetzt.

Wie es weitergeht, müssten erst neue Erkenntnisse zeigen, sagte gestern Dieter Ellermann vom Bauamt. Wann die Arbeiten wieder aufgenommen werden, könnte er nicht sagen. Am Dienstag, 6. Dezember, seien die Werte gemessen und der Abbruch der Arbeiten beschlossen worden, wie wir berichteten.

Walter Hauer, Hauptgesellschafter und Geschäftsführer des Gütersloher Investors "G eins" verweigerte gestern jeden Kommentar. Er investiert insgesamt 3,5 Millionen Euro, um aus dem Hochbunker ein Wohnhaus mit 1.300 Quadratmetern Nutzfläche zu machen. Außerdem soll ein Ladenlokal untergebracht werden.

Der Hochbunker stammt aus dem Jahr 1942. Die Wände und Decken aus Stahlbeton sind 2,70 bis 3 Meter dick. Die Arbeiten ruhten am 29. November diesen Jahres schon einmal.

Auch am zweiten Hochbunker der Stadt an der Ernst-Rein-Straße sind Schwierigkeiten aufgetreten. Dort wurde eine zweite Bodenplatte festgestellt, deren Existenz vorher unbekannt war. Jetzt müsse die Abbruchfirma erst einmal feststellen, die dick die Platte genau ist.

Dieser Bunker stammt aus dem Jahr 1941 war bis 2007 im Besitz der Stadt, die ihn als Unterkunft für obdachlose Menschen nutzte. Hier sollen in zwei Häusern 14 Wohnungen entstehen. Der Abbruch begann im Mai.