Bielefeld. Ihre Wände sind bis zu zwei Meter dick und aus Beton. Ihren eigentlichen Zweck, vor Bomben zu schützen, haben sie schon lange verloren. Jetzt sind die beiden alten Hochbunker an der Neustädter Straße 17 und an der Ernst-Rein-Straße 54 für sechsstellige Beträge verkauft worden. Zwei Privatinvestoren planen, an den Standorten Wohnungen zu bauen.
Neustädter Straße 17: Der Hochbunker an der Ecke Kindermannstraße im Alt- und Neustadt-Hufeisen steht seit 1942 und wurde bis Kriegsende als Luftschutzbunker genutzt. Bis 2008 diente er der Stadt noch für den Zivilschutz. Seitdem steht der fensterlose, gelb gestrichene Betonklotz leer. Nur vereinzelt laufen hier Kunstausstellungen.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Gebäude des Bundes verwaltet und vermarktet, bot die Immobilie zum Verkauf an. Darauf gingen 27 Gebote ein, so Frank Gößling von der Bundesanstalt. Den Zuschlag erhielt ein Investor, der den interessanten City-Standort für Wohnungsbau nutzen will.
Einen ersten Vorentwurf hat er beim Bauamt schon eingereicht. Danach bleibt der markante Würfel des zehn Meter hohen Bunkers stehen und wird in das neue Projekt einbezogen. Der Rest wird abgerissen und durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. In den Obergeschossen sind Wohnungen und unten zur Straße hin - wie in dem Gebiet üblich - Läden vorgesehen. Die Skizzen sollen jetzt dem Beirat für Stadtgestaltung und der Bezirksvertretung Mitte vorgestellt werden.
Dem heutigen Baurecht, das hier gemischtes Wohngebiet vorsieht, würde die Umnutzung auf dem 870 Quadratmeter großen Grundstück schon gerecht. Weil der Bebauungsplan jetzt neu aufgestellt werden soll, komme das neue Projekt zur richtigen Zeit, so Bauamtsleiter Stephan Blankemeyer. Bezirksvorsteher Hans-Jürgen Franz hält es für wichtig, dass sich das neue Projekt in die 50er- und 60er-Jahre-Architektur der Neustadt einfügt. Der Rahmenplan für das Sanierungsgebiet Altstadt lässt drei Geschosse mit Aufstockung eines Dachgeschosses zu.
Ernst-Rein-Straße 54: Der Hochbunker, der 1941 errichtet wurde, sieht immerhin fast aus wie ein normales Haus. Er hat Fenster und wurde von der Stadt bis 2008 als Männerwohnheim genutzt. Die Stadt hatte den Hochbunker auf dem 1.500 Quadratmeter großen Gelände 1951 in eine Obdachlosenunterkunft umbauen lassen.
Das dreigeschossige, nicht unterkellerte Gebäude hat 1,20 Meter dicke Stahlbeton-Außenwände. Weil sie keinen Verwendungszweck dafür mehr sah, bot die Stadt es zum Verkauf an und fand jetzt einen Privatinvestor als Interessenten, bestätigte Wolfgang Goldbeck vom Immobilienservicebetrieb der Stadt.
Der neue Eigentümer will den Hochbunker abreißen ("Sägen, nicht sprengen") und Wohngebäude errichten. Das umliegende Kamphofviertel ist weitgehend Wohngebiet.