Bielefeld. Mit Sou Fujimotos Plänen für einen Kunsthallen-Anbau hat der Förderkreis der Kunsthalle vor ein paar Tagen für eine Überraschung gesorgt. Geschätzte 25 Millionen soll der Ergänzungsbau kosten. Wie jetzt bekannt wurde, steht auch bereits ein Großsponsor bereit. Er soll dem Vernehmen nach bereit sein, 50 Prozent der Kosten zuzuschießen. Der Rest soll durch Bundes- und Landesmittel aufgebracht werden. Wer der großzügige Förderer ist, das wollte Günter Küppers, Vorsitzender des Förderkreises, nicht sagen.
So viel sagte er dann aber doch: "Wir haben Stillschweigen vereinbart. Und ja, es gibt einen Förderer aus Bielefeld, der sich engagieren will. Wir haben zwar keinen Vertrag, aber eine mündliche Zusage." Die sei nicht an den Entwurf von Japans Stararchitekt Sou Fujimoto gekoppelt, "sondern an einen Ergänzungsneubau allgemein", sagt Küppers dann auch noch auf Nachfrage der NW. Die Zusage sei schon vor einiger Zeit erfolgt. "Wir haben also eine reale Chance, auf einen Ergänzungs-Kunsthallenbau."
Mit den in der vergangenen Woche vorgestellten Plänen Sou Fujimotos hätten Förderkreis und Kunsthalle dem Thema, das ja schon seit Jahren immer mal wieder diskutiert worden ist, nun neuen Schwung verleihen wollen, sagte Küppers. Und der Förderkreis, der ziemlich vorgeprescht ist, den Oberbürgermeister und die Gesellschafter der Kunsthalle erst zwei Tage vor der öffentlichen Präsentation über seine Pläne informierte, gibt weiter Gas. Küppers: "Rund um den Sponsor haben wir bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die das Projekt weiter vorantreibt." Jetzt wolle man verstärkt in der Öffentlichkeit für das Projekt werben." Im Dezember soll Fujimoto, der bisher noch keinen Museumsbau realisiert hat, nach Bielefeld kommen, um seine Ideen selber vorzustellen. Zudem will der Förderkreis einen Kreis von Unternehmern und Großspendern gewinnen, die sich ebenfalls finanziell für den Ergänzungsbau engagieren wollen. "Unser Ziel ist es, 51 Prozent der Kosten aufzubringen, um das Sagen zu haben und selbst bestimmen zu können, wer das Projekt realisiert und nicht europaweit ausschreiben müssen."
Um an Landes- und Bundesmittel zu kommen, haben die Initiatoren bereits Gespräche mit NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) und Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter (CDU) geführt. Vom Land könnte es Zuschüsse geben, weil das Gelände zum Städtebauförderungsgebiet Gadderbaum gehört, "aber nur wenn wir kein reines Museum planen und bauen, sondern auch etwas im Bereich Bildung tun". Die Beantragung der Mittel müsste über die Stadt erfolgen. Mit Oberbürgermeister Pit Clausen sei diese Variante bereits erörtert worden. Clausen sagte dazu im Interview mit der NW: "Die Vorschläge von Herrn Fujimoto sind wirklich spannend. Sie liefern Impulse, über die man nachdenken sollte. Ich kann allerdings noch kein Finanzierungskonzept erkennen." Eines stehe allerdings auch fest: "Die Stadt wird sich daran nicht beteiligen können."
Auch beim Bund will der Förderkreis Förderanträge stellen. Die Kommune könne das zwar nicht, "aber wir als Förderkreis oder aber die Betriebsgesellschaft der Kunsthalle", betonte Küppers. Auch hier sieht Küppers gute Chancen, an Gelder zu kommen.
Und die Folgekosten eines Ergänzungsbaus? "Da ist noch nichts geklärt. Aber am besten wäre es wohl, wenn die auch privat getragen werden könnten. Aber soweit sind wir noch nicht", betonte Küppers. Es sei doch zunächst mal eine gute Nachricht, dass der städtische Etat nicht belastet werden solle – und es einen solchen Sponsor gebe.
Information
Ein Leuchtturm-Projekt
Seit Jahrzehnten ist die Erweiterung der Kunsthalle im Gespräch. Doch der jüngste Versuch, das Projekt voranzutreiben, ist offenbar ernster zu nehmen als zunächst gedacht. Dass ein Großsponsor bereits Zusagen gemacht hat, lässt aufhorchen. Sollte es eine echte Chance geben, die Erweiterung zu realisieren?
Es wäre der Stadt Bielefeld, die sich am Vorabend eines großen Stadtjubiläums befindet, zu wünschen. Die Kunsthalle mit ihrer singulären Architektur ist einer der wenigen Leuchttürme Bielefelds mit bundesweiter, vielleicht sogar internationaler Ausstrahlung.
Natürlich hat Oberbürgermeister Pit Clausen Recht, wenn er im NW-Interview kürzlich erklärte, dass sich die klamme Stadt finanziell nicht an dem Erweiterungsbau beteiligen kann. Und sie wird kritisch im Blick behalten müssen, welche Folgekosten damit verbunden sind. Aber sie sollte das Projekt ansonsten unterstützen, wo es nur geht.
Und noch eine Anmerkung sei erlaubt: Architektonisch ist das letzte Wort über den Erweiterungsbau wohl noch nicht gesprochen. Denn natürlich darf der Ergänzungsbau keine Konkurrenz zum einzigartigen Johnson-Bau darstellen.
lothar.schmalen@ihr-kommentar.de