Plötzlich zu viele Kitaplätze in Bielefeld – Stadt plant Schließungen

Bielefeld. Immer mehr Kinder, fehlende Fachkräfte, Ringen um knappe Kitaplätze, verbunden mit teils langen Fahrtwegen durch die Stadt: So sah die Situation etliche Jahre lang aus in der Stadt. Von 2014 bis 2022 war die Zahl der Kinder unter sechs Jahren aufgrund hoher Geburtenraten und vermehrter Zuwanderung aus Krisengebieten und den EU-Staaten &bdquo;sprunghaft angestiegen“, heißt es in einer aktuellen Informationsvorlage der Verwaltung. Die Stadt habe &bdquo;große Anstrengungen unternommen, um den enorm gestiegenen Bedarf zu decken“. Aufgrund der aktuellen Zahlen sei aber jetzt ein &bdquo;Richtungswechsel in der Kita-Planung angezeigt“, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Seit Oktober 2025 liegen der Stadt Ergebnisse der Vorausberechnung vom Statistischen Landesamt vor, &bdquo;die dem Geburtenrückgang der Jahre 2022 und 2023 Rechnung tragen“. Nachdem der Spitzenwert 2020 bei den Geburten pro Jahr bei 3.500 Kindern gelegen hatte, sei die Rate auf aktuell etwa 2.900 gesunken. Es sei davon auszugehen, dass die Geburtenraten nur noch leicht, und nicht wieder auf das hohe Niveau steigen werden. Die Stadt Bielefeld gehe für die nächsten Jahre von einer etwas positiveren Prognose aus als das Statistikamt (3.080 Geburten je Jahr in 2025 bis 2030 in Bielefeld). 600 überzählige Plätze in den 214 Bielefelder Kitas &bdquo;Mittelfristig erwarten wir wieder 3.150 Kinder pro Jahrgang und richten aktuell unsere Kita-Planung entsprechend aus“, berichtet Nürnberger. Stadtweit seien dann 600 überzählige Plätze in den insgesamt 214 Bielefelder Kitas vorhanden. Gruppenschließungen, Reduzierung von Gruppenstärken und &bdquo;vereinzelte Schließungen ganzer Kitas“ seien Maßnahmen, um darauf zu reagieren. Das Jugendamt habe sich dazu die Auslastungen und Kapazitäten in den einzelnen Stadtbezirken genau angeschaut. 13.461 Plätze gebe es aktuell insgesamt, etwa 20 Prozent davon in städtischen Einrichtungen. Dort, wo es lange Zeit eine Unterversorgung gegeben habe, gehe die Zahl der Kita-Kinder jetzt &bdquo;teils drastisch“ zurück, ist in der Vorlage zu lesen. In Brackwede, Heepen, Mitte, Schildesche und Sennestadt werde darauf jetzt zum kommenden Kitajahr (Start am 1. August 2026) reagiert. Lesen Sie auch: Not-Kita in Bielefelder Kirche: Schnelle Lösung für Kinder ohne Betreuungsplatz So sollen der Neubau zweier Kitas, in Sennestadt und an den Heeper Fichten, zunächst zurückgestellt werden. In Absprache mit den Trägern sollen Gruppen in verschiedenen Kitas geschlossen werden, &bdquo;vorwiegend jedoch in den städtischen Einrichtungen“, berichtet Nürnberger. Auch Schließungen von kompletten Kitas sind geplant, seien jedoch &bdquo;die absolute Ausnahme“ und erfolgten in enger Abstimmung mit den Trägern. Kita-Plätze für Kinder mit hohem Förderbedarf Aber die neue Kita an der Heuberger Straße in Brackwede gehe in diesem Kitajahr noch an den Start, die in Quelle im Neubaugebiet Arminstraße sei bereits im Bau. Und auch in den Neubaugebieten Bentruper Heide und Kusenweg in Heepen seien jeweils eine viergruppige Kitas weiterhin geplant. In den Stadtbezirken Dornberg, Gadderbaum, Jöllenbeck, Senne und Stieghorst seien aufgrund der dortigen Auslastungen derzeit keine konkreten Maßnahmen angedacht. Sinkende Kinderzahlen seien gesamtgesellschaftlich ein Warnzeichen, &bdquo;das mich ganz und gar nicht freut“, betont Nürnberger. Aber sie sorgten jetzt für &bdquo;eine merkliche Entspannung“. Es werde künftig einfacher werden, zeitnah einen Platz zu finden – auch für Familien, denen das bisher besonders schwergefallen sei, etwa aufgrund fehlender Sprachkenntnisse. &bdquo;Und das sind genau die Kinder, die wir gern in der Kita fördern wollen“, ergänzt Nürnberger. Außerdem sei es möglich, die dringend notwendigen Plätze für Kinder mit hohem Förderbedarf zur Verfügung zu stellen, Überbelegungen abzubauen und Gruppengrößen zu reduzieren. Kommentar: Weniger Geburten: Fatal für die Gesellschaft, aber eine Chance für wirklich gute Kitas Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Bielefelder Kitas Angesichts des hohen Fachkräftemangels müssten die Erzieherinnen und Erzieher nicht befürchten, aufgrund der Maßnahmen ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Der &bdquo;enorme Druck, der auf den Familien, Fachkräften, Trägern und auch den Kindern aufgrund der angespannten Betreuungssituation der letzten Jahre lag“, werde abnehmen, sagt Nürnberger. Er hoffe, dass durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen auch krankheitsbedingte, kurzfristige Gruppenschließungen, die mittlerweile seit Jahren zum Kita-Alltag dazugehören, reduziert werden können. Ob das tatsächlich so ist, müsse aber abgewartet werden. Mehr dazu: &bdquo;Wird immer schlimmer“: Aktuelle Ausfall-Regelung macht Bielefelder Kita-Eltern wütend Die Jugendhilfeplanung berichtet zu den Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Kita-Landschaft in Bielefeld jetzt in allen Bezirksvertretungen. Konkretisierungen erfolgten im Rahmen der Bedarfsplanung, die im ersten Quartal 2026 vorgelegt und beschlossen werden muss. &bdquo;Uns war es wichtig, alle Beteiligten jetzt frühzeitig zu informieren“, ergänzt Nürnberger.

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