Mit vielen Fotos: So verwaist ist das Bielefelder Zentrum am Bültmannshof – und das kommt neu

Bielefeld. In dem ehemaligen &bdquo;Einkaufszentrum“ am Bültmannshof gibt es nicht mehr viel einzukaufen. Neben zwei Döner- und Pizzabuden, einem kleinen Tante-Emma-Laden und einem Kiosk können sich Anwohner lediglich mit Medikamenten, orthopädischen Schuhen und Tattoos eindecken. Ein Friseurgeschäft in der ehemaligen Sparkasse und eine kleine Eisdiele im früheren Schmuckgeschäft runden das Angebot ab. Rund um das ehemalige Einkaufszentrum, sollte man meinen, ist der Bedarf an Brot, Milch, Zeitschriften, Ravioli aus Dosen oder Mineralwasser eigentlich groß. Eigentlich. Denn rund um den zentralen Platz stehen große Wohnhäuser der Freie Scholle und der Vonovia, wohnen viele Studenten, duckt sich eine Bungalowsiedlung gegenüber – es leben dort also eigentlich viele potenzielle Kunden. Eigentlich. Doch die Leerstände greifen um sich. Leerstand und Verfall im Einkaufszentrum Bielefeld Bültmannshof Um genau zu sein, lebten in dem statistischen Bezirk Bültmannshof am 31. Dezember 2024 exakt 4.619 Menschen. Das hat eine Anfrage an die Stadt Bielefeld ergeben, die darauf eine hoch detaillierte Antwort sandte. In der Blütezeit des Bültmannshofes, Ende 1973, wohnten dort 5.647 Menschen. Seitdem war die Zahl kontinuierlich rückläufig. Bis heute. Und heute bietet ein Bielefelder Immobilienhändler eines der leer stehenden Ladenlokale an, das auch als Bürofläche nutzbar sein könnte. Doch aktuell sind dort kaum Interessenten verzeichnet. Warum sich die Vermittlung dennoch schwierig gestaltet, kann die freundliche Mitarbeiterin am Telefon nicht erklären. Möglicherweise zieht auch hier Leerstand den Leerstand an. Obwohl dieses kleine Ladenlokal eine belebte Geschichte hat. Lesen Sie zum Thema: Quartier im Niedergang: Bielefelder Viertel gleicht einem verlassenen Museum Zur Eröffnung des Neubaugaugebietes Bültmannshof Ende der 60er-Jahre war dort ein Lotto-Toto-Geschäft, das Zeitschriften, Süßigkeiten und Rauchwaren anbot. Die Kinder kauften dort ihre Platzpatronen, Süßkram und das &bdquo;Yps.Heft“, Väter Zigaretten und vielleicht einen &bdquo;Playboy“, die Mütter eher die &bdquo;Bunte“ plus Zigaretten. Später agierte von dort aus unter anderem ein Veranstaltungstechniker. Ehemaliger Supermarkt wirkt verwahrlost Heute steht es leer, wie etwa fünf weitere Immobilien. Sie waren Teil der umfassenden ausgeklügelten Nahversorgung durch das Einkaufszentrum für die rundherum entstandenen Neubauten, gebaut für Familien mit vielen Kindern. Damals ein echtes Novum. Heute ein trauriges Relikt. Direkt rechts neben der angebotenen Immobilie liegt dunkel und verlassen der ehemalige &bdquo;Konsum“ oder &bdquo;Nah&Frisch“. Nachdem eine ungewisse Zahl an Betreibern aufgegeben hat, warf auch der letzte Besitzer die Palette ins Korn. Heute zeigt sich der Blick in die Immobilie ähnlich dunkel wie zu den Zeiten der letzten Verkäufe vor etwa 15 Monaten. Neben einer eher unmotivierten Bedienung und gesalzenen Preisen hatte das Geschäft allerdings auch nicht viel zu bieten. Heute ist der große Raum nahezu ausgeräumt, die Scheiben sind zum Teil zerstört und zugeklebt. Auch der hintere Hofeingang an der Kurt-Schumacher-Straße wirkt heruntergekommen und verwahrlost. Beautycenter geplant, Tattoo-Studio aktiv In Richtung des Gasthauses &bdquo;1802“ führt der überdachte Weg – welch ein Luxus eigentlich – zu einem ehemaligen Kosmetikstudio, das offenbar neu entstehen will. Mit &bdquo;Wir machen uns frisch für Dich“ wirbt dort ein kommendes Sun&Beautycenter für sich. Allerdings ohne konkrete Zeitplanung. Aber gut, manchmal braucht es seine Zeit. Nur nebenan, bei &bdquo;Khali Ink“, surren seit 2019 regelmäßig die Tattonadeln, wenn Inhaberin Michelle Angelia Güse Kunden bunt macht. Dann wäre da noch der kleine Eckladen, gegenüber von einer Pharmalogistik (ein ehemaliger Bäckerladen). Am Klingelschild ist noch verblichen &bdquo;Gamer Tech UG“ zu lesen, die aber auch schon länger woanders spielt. Sauber abgeklebte und folierte Fenster lassen vermuten, dass im Inneren etwas vor sich geht. Künftig wird dort wohl weiter gespielt, wie die nette Apothekerin der benachbarten Apotheke erzählt. Eine Kita mit bis zu acht Plätzen entstehe dort, hinter den Folien. Der Spielstart sei allerdings noch unbekannt. Neu am Bültmannshof sind zwei Einrichtungen für Kinder Die Räume dahinter, direkt an der Jakob-Kaiser-Straße, hatte der Pflegedienst Mofa verlassen und war an die Sudbrackstraße gewechselt. Auch in diesen Räumen sind künftig Kinder unterwegs. Das Bielefelder DRK zieht dort mit seiner Frühförderstelle für Kinder ein. Dort wird ab Beginn des kommenden Jahres psychomotorische und heilpädagogische Frühförderung angeboten. Die ist für Kinder von 0 bis 6 Jahren vorgesehen, die Entwicklungsverzögerungen oder Auffälligkeiten zeigen. Lesen Sie auch: Geschäftsleute am Bielefelder Bültmannshof wehren sich gegen Fahrradstraße Insgesamt wirkt das ehemalige Einkaufszentrum traurig. Lang her sind die Angebote des Bäckers, zweier Lebensmittelgeschäfte, einem Schmuckladen, einer Sparkasse, einer Drogerie, zweier Kneipen, eines Farben- und Tapetengeschäfts, der Gaststätte &bdquo;Bültmannshof“ (die zum Glück als &bdquo;1802“ weiter lebt) und eines plätschernden Brunnens. Der fristet ebenfalls seit Jahren zugeschüttet sein Dasein und erinnert recht trocken an sommerliche und belebte Tage vor Urzeiten, an denen Kinder mal eben zum Brötchen holen geschickt wurden – mit dem Nachruf &bdquo;und bring noch einen Liter Milch mit, Junge!“.

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