Bielefeld. Es ist eine der wahrscheinlich größten Vergewaltigungsserien, die in deutschen Krankenhäusern jemals aufgedeckt wurden. Dabei ist die Tatbegehung, die nach der Aufdeckung im Klinikum Bethel und in ganz Bielefeld für Erschütterung sorgte, längst kein Einzelfall. Viele Fälle zeigen, dass kriminelle Ärzte immer wieder ihr Wissen nutzen, um ihre Patientinnen bewusstlos und damit wehrlos zu machen und sich dann an ihnen zu vergehen. „OstwestFälle“, der True-Crime-Podcast der Neuen Westfälischen, widmet sich am Dienstag, 9. Dezember, live im Spiegelzelt diesem Phänomen. Moderatorin Birgitt Gottwald hat dazu vier Insider eingeladen.
Nach dem großen Erfolg des ersten auf der Bühne vorgestellten Crime-Podcasts im vergangenen Jahr, geht es nun am 9. Dezember 2025 um 19.30 Uhr live weiter. Birgitt Gottwald begrüßt dabei als Gesprächspartnerinnen Stefanie Höke, Anwältin von zwölf Frauen, die von der Serienvergewaltigung in Bethel betroffen waren, Carsten Ernst, Strafverteidiger des Täters, der sich kurz nach seiner Verhaftung das Leben nahm, Norika Creuzmann, nach 30 Jahren Tätigkeit im Frauenhaus Paderborn eine ausgewiesene Expertin für sexualisierte Gewalt gegen Frauen, und NW-Redakteurin Heike Krüger, die das Schicksal mehrerer betroffener Frauen journalistisch begleitet hat.
Im Gespräch mit diesen vier Expertinnen und Experten möchte Birgitt Gottwald den zahlreichen offenen Fragen des Falles auf die Spur gehen. Und natürlich auch herausarbeiten, was der Täter eigentlich für ein Mensch war. Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde zeichnen ein überraschend sympathisches Bild von dem jungen Assistenzarzt, dessen dunkle Seite keiner von ihnen gesehen hat.
Das sind die vier Gäste des Abends in Bielefeld:
- Anwalt Carsten Ernst war ebenfalls verblüfft, als er im Herbst 2019 plötzlich mit den monströsen Vorwürfen der Kripo gegen seinen Mandanten konfrontiert wurde: „Er hat die Tat einfach geleugnet“, sagt er heute. Im Spiegelzelt berichtet er von einem jungen, gebildeten Mann, der auch ein Problem mit Drogenbesitz hatte - eine ernste Gefahr für seine ärztliche Zulassung.
- Stefanie Höke begleitet den Fall bisher am längsten. Sie hatte sich mit ihrer ersten Mandantin in dem Fall schon sehr früh die Frage gestellt: „Was wollte der Täter mit der ungerechtfertigten Narkose seiner Patientinnen bezwecken?“ Beide rätselten, weil die Mandatin durch die Narkose keinerlei Erinnerung hatte. Dafür lag aber ein leeres Fläschchen Propofol in ihrem Bett, dass die Ungereimtheiten auf der Station erstmals bekannt werden ließ. „Wir haben überlegt, ob er Fotos von den Patientinnen gemacht hat.“ Das wirkliche Ausmaß der Taten haben auch sie zu dem Zeitpunkt noch nicht geahnt.
- Norika Creuzmann leitete über viele Jahre das Frauenhaus in Paderborn. Sie weiß, wie die Täter vorgehen und was sie zu den Taten antreibt. In den meisten Fällen geht es den Männern um Erniedrigung und um Macht über andere. Erniedrigung dürfte in diesem Fall keine Rolle spielen, denn keines der Opfer war während der Taten bei Bewusstsein. Das jedenfalls wollte der Täter. Zwei Frauen aber erwachten aus der Narkose - trotzdem reichten ihre Schilderungen nicht, um den Täter zu stoppen.
Sexuelle Handlungen an Schlafenden können ein Fetisch sein
Sexuelle Handlungen an schlafenden oder betäubten Frauen können für manche Männer sogar ein Fetisch sein. Experten sprechen hier von Somnophilie, einer sexuellen Störung. Die Pornoindustrie stellt solche Szenen in ihren Filmen für diese Klientel sogar nach. Waren die Videos, die Philipp G. von den Taten gemacht hat, möglicherweise für Gleichgesinnte gedacht?
- Für NW-Autorin Heike Krüger stehen vor allem die Frauen im Vordergrund, die auf die unterschiedlichste Weise durch die Taten und den Umgang mit ihnen durch die Behörden belastet sind. Eine der Betroffenen litt lange Zeit zusätzlich noch unter den bakteriellen Geschlechtskrankheiten, mit denen Philipp G. sie mutmaßlich angesteckt hatte. Dadurch, dass die Behörden versäumt hatten, sie über diese Ansteckungsgefahr zu unterrichten, wurde sie ein zweites Mal zum Opfer.
Sichern Sie sich die letzten Karten für das Live-Event im Spiegelzelt
All diese Aspekte wollen die Podcast-Gäste am 9. Dezember im OstwestFälle-Spiegelzelt ab 19.30 Uhr beleuchten. Noch gibt es Karten (Preis: 24,50 Euro). Tickets für den Live-Podcast finden Sie online oder in der Geschäftsstelle der Neuen Westfälischen an der Niedernstraße 21-27 in der Bielefelder Altstadt.
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