Teures Marketing Verschwendung oder gut investiert: Teure Party für Bielefelder Fahrradstadt-Video

Bielefeld. "Manchmal ist das Leben ganz schön leicht", trällert der Mann und radelt über den Siggi. "Zwei Räder, ein Lenker und das reicht", singt er weiter. So beginnt der Imagefilm "Bielefeld fährt Rad", der jetzt im Stadtparlament für Aufsehen gesorgt hat. Nicht die Machart. Das Video kommt überaus professionell und locker daher. Die Kosten sind es. 55.000 Euro zahlte das Rathaus für die Produktion. Die Premierenfeier wurde aber noch einmal so teuer, so dass sich die Aufwendungen für das Werbeprojekt auf insgesamt 110.000 Euro beziffern. Vor dem Lichtwerk-Kino im Ravensberger Park war am 3. Juni ein rot-violetter Teppich ausgerollt worden - in den Farben der Bielefelder Fahrradkampagne. Zusammen mit 49 Darstellerinnen und Darstellern, 44 Statisten, anderen Beteiligten, weiteren geladenen Gästen und Besuchern wurde die Premiere des Videos gefeiert. Eine Party, die ins Geld ging. Die Gesamtkosten der Veranstaltung beliefen sich auf 55.074,78 Euro. Die Miete des Kinos, Catering und Zelt, Technik sowie Moderation, Gastredner und eine Fotoaktion machten insgesamt 25.256,20 Euro dieser Kosten aus. Die Ausgaben für die Organisation der Veranstaltung, inklusive Vor- und Nachbereitung durch eine Agentur, betrugen 19.040 Euro. Die restlichen Kosten entfielen auf Druck- und Werbematerial, Ausstattung, Dekoration und Präsente. "Die Gesamtkosten sind durch Fördermittel des Landes NRW und das Marketingbudget des Amtes für Verkehr gedeckt", heißt es weiter in einer Antwort, die die Verwaltung jetzt im Rat auf eine Anfrage der AfD gegeben hat. Sie witterte "rot-grüne Klientelpolitik". Dezernent Adamski spricht von einer wichtigen Marketing-Kampagne Bielefelds Verkehrsdezernent Martin Adamski verteidigt die Kosten für das Video und die Premierenfeier. "Qualität kostet Geld", sagt er. Der Stadt gehe es nicht anders als privatwirtschaftlichen Unternehmen. Wolle sie etwas Neues publik machen, müsse sie dafür Kampagnen starten, Veranstaltungen organisieren und auch die sozialen Medien nutzen. Und hier gehe es um ein wichtiges Anliegen: um die Verkehrswende und die Förderung des Radverkehrs in der Stadt. Tatsächlich ist das Video nicht nur auf der Premierenfeier gezeigt worden. Mehr als 12.000 Mal ist es inzwischen auf Youtube angeklickt worden, ebenso häufig bei Instagram und Facebook. Eingesetzt werde es außerdem in der Kinowerbung und bei anderen Veranstaltungen, so Adamski. Zu sehen sind Bielefelderinnen und Bielefelder, die mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind und dabei ein Lied des Sängers Max Raabe singen. Mit dabei: Kinder der Realschule Jöllenbeck, Familien und Senioren. Eine Pfarrerin strampelt vergnügt über den Jahnplatz. Auch ein Weihnachtsmann radelt singend durchs Bild. Und Lohmann, das Arminia-Maskottchen, tritt in der Ravensberger Straße kräftig in die Pedale. Der Videodreh hat 45.000 Euro gekostet, das Konzept dazu 10.000 Euro. Der Film, der vier Minuten und 52 Sekunden lang dauert, ist das Hauptprojekt der Kampagne &bdquo;Bielefeld fährt Rad“. Dafür hat die Stadt 37.400 Euro Fördermittel vom Land erhalten. Die Stadt selbst hat ein Kampagnen-Budget von 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Aktuell läuft noch ein Aufruf, eigene Videos einzureichen. Das ist noch bis Ende September möglich. Das Gewinnspiel wird auf Plakaten, in Bussen- und Stadtbahnen sowie Haltestellen und bei Social Media beworben. Max Raabe gratuliert zur Premiere Zur Premiere des Radler-Films am 3. Juni schickte Max Raabe eine Video-Grußbotschaft von der laufenden Tour mit seinem Palastorchester. Die vielstimmige Cover-Version seines Liedes "Fahrrad fahrn" fand er "großartig". Nach der Premiere zeichnete Dezernent Martin Adamski alle, die mitgemacht hatten, mit einer goldfarbenen Fahrradklingel aus. "Manchmal läuft im Leben alles glatt", heißt es weiter im Lied. "Vorausgesetzt, dass man ein Fahrrad hat."

Mehr zum Thema