Arbeitswelt Vier-Tage-Woche, weniger Stunden, gleicher Lohn: Bielefelder Chef macht's vor

Bielefeld. Wilfried Hesse, Steuerberater, ist seit 35 Jahren im Geschäft, seit 2011 ist das Büro seiner Steuerberatungsgesellschaft Hesse und Advisa im Lenkwerk. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort insgesamt tätig. Seit April haben die jetzt jeden zweiten Freitag im Monat frei. Und das bei gleichem Lohn, erzählt Hesse. &bdquo;Wir wollten uns moderner aufstellen“, erklärt er. Zuvor haben seine Mitarbeiter von Montag bis Freitag 40 Stunden in der Woche gearbeitet, davon freitags fünf. Jetzt darf jeder jeden zweiten Freitag zuhause bleiben, kommt also auf eine Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden. Ab September sollen es dann 35 sein. Dann nämlich will Hesse freitags zu machen, die Mitarbeiter haben dann in jeder Woche drei Tage frei – Freitag bis Sonntag. &bdquo;Das ist unser Ziel“ so Hesse. Er will seinen Mitarbeitern etwas bieten und gute Leistungen wertschätzen, aber auch qualifizierte und hochmotivierte neue Leute gewinnen – nach modernsten Bedürfnissen. &bdquo;In diesem Kontext kann eine Vier-Tage-Woche sicherlich einen Anreiz bieten, sich für uns als Arbeitgeber zu entscheiden und mit uns den Karriereweg zu gestalten“, sagt Hesse. Mitarbeiter arbeiten konzentrierter Seine Mitarbeiter hätten die Idee der Vier-Tage-Woche mehr als positiv aufgenommen. Einige hätten allerdings auch Bedenken gehabt, ob sie ihre Arbeit jetzt überhaupt noch schaffen würden. Doch nach drei Monaten in der Probephase weiß Hesse, dass sie deutlich konzentrierter arbeiten also zuvor. Zu Arbeitsbeginn werde nun eben nicht mehr so lange über das Wochenende geredet, das hat Hesse gemeinsam mit seinem Team entschieden. Diese Gespräche würden jetzt konsequent in die Pausen geschoben. &bdquo;Wir sind dadurch effektiver und unterstützen uns in diesem Effizienz-Gedanken gegenseitig.“ Weiterhin gibts bei Hesse gemeinsame Frühstücke, Ausflüge und Co. Kaffee wird natürlich auch getrunken. &bdquo;Auch gemeinsam, um den Austausch zu fördern.“ Viele Beschäftigte wollen die Vier-Tage-Woche Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus? Diese Frage treibt immer mehr Unternehmen und Mitarbeiter um. Homeoffice ist ein Modell, viele Berufstätige wollen inzwischen aber die Vier-Tage-Woche. Im Bielefelder Légère-Hotel sowie im Légère-Express, die zur Fibona GmbH mit Sitz in Wiesbaden gehören, gibt es diese Möglichkeit seit Anfang des Jahres für die Mitarbeiter. Allerdings werden ihnen anders als bei Hesse keine Stunden geschenkt, die Mitarbeiter können ihre 40 Wochenarbeitsstunden auf vier statt auf fünf Tage in der Woche legen. Auch das Klinikum Bielefeld testet die Vier-Tage-Woche. Sie startet im Juli als Pilotprojekt auf einer Station am Klinik-Standort Rosenhöhe. Statt 7,33 Stunden müssen die Pflegekräfte dann rund neun Stunden pro Schicht arbeiten. Mit dem neuen Modell will sich das Klinikum als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Denn Personal zu gewinnen ist für jedes Krankenhaus eine Herausforderung. Hat das Projekt Erfolg, soll es ausgeweitet werden. New Work bei Rheingans Auch der Bielefelder Unternehmer Lasse Rheingans lebt New Work. Er hatte als bundesweit erster Unternehmer 2017 den Fünf-Stunden-Tag eingeführt und wurde daraufhin von Bewerbungen überrannt.

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