Ausflugstipp mit Heilkraft Heilsame Pflanzen für alle Fälle gibt's in diesem neuen Bielefelder Garten

Bielefeld. Autsch, ein Wespenstich. Und weit und breit beim Sommer-Ausflug keine Zwiebel in Sicht. Aber vielleicht zufällig Spitzwegerich. Der wächst vielerorts am Wegesrand, &bdquo;und hilft da auch ganz hervorragend“, sagt Rüdiger Ahrend, Leiter des Botanischen Gartens. Dort ist der neue Apothekergarten inzwischen offiziell eingeweiht worden. Insgesamt 150 verschiedene Pflanzen mit besonderer Heilkraft gibt es auf 1.200 Quadratmetern Fläche zu entdecken. &bdquo;Haut“, &bdquo;Atemwege“, &bdquo;Gehirn und Nerven“, &bdquo;Herz/Kreislauf“, &bdquo;Magen, Darm“, &bdquo;Psyche“, &bdquo;Gefäße“, &bdquo;Krebs“ bis hin zu speziellen &bdquo;Frauen-“ und &bdquo;Männerkrankheiten“: Die Pflanzen, alle mit Wirkstoffen ausgestattet, die in der Medizin eine Rolle spielen, sind unterschiedlichen Themenfeldern zugeordnet. Zu jedem gibt es eine Infotafel, auf der auch die besonderen Inhaltsstoffe erläutert sind, die beispielsweise bei Insektenstichen und Verbrennungen, Erkältungssymptomen, Stress, nervöser Unruhe, Übelkeit und Durchfall helfen und sogar in der Krebstherapie unterstützen. 18 Themenfelder deckt der Garten ab. Spitzwegerich sei dank seiner antibakteriellen Wirkung nicht nur ein Supermittel bei Insektenstichen, sagt Ahrend. Im Ersten Weltkrieg sei die Pflanze auch bei äußeren Verletzungen eingesetzt worden. &bdquo;Man hat damit offene Wunden abgedeckt, um Entzündungen zu vermeiden.“ Spitzwegerich enthalte einen Wirkstoff, der Eiweiße reduziere, die die Bakterien zur Vermehrung bräuchten. Zistrose gegen Erschöpfung, Lavendel für die Seele im Bielefelder Apothekergarten Eine ihrer Lieblings-Heilpflanzen sei die Zistrose, sagt Apothekerin Barbara Limberg, die mit Tochter und Ehemann den neuen Apothekergarten besucht. Sie stärke die Psyche, beispielsweise auch, wenn man sich kurz vorm Urlaub total ausgebrannt fühle. &bdquo;Zistrosen kommen aus dem Mittelmeerraum, sind total unkompliziert, wachsen auch auf sandigem Boden und kommen gut mit der Trockenheit zurecht“, sagt Limberg. Aus den getrockneten Blättern bereite man Tee zu. Der Wirkstoff unterstütze auch die Immunabwehr. In der Coronazeit seien entsprechende Bonbons gern genutzt worden. Die Zistrose könne auch gut im Topf auf dem Balkon gedeihen, helfe auch bei Erkältungen, ergänzt Ahrend. Sie beinhalte zudem einen Wirkstoff, der das Gewebe zusammenziehe. So könnten Fältchen geglättet werden. Auch Lavendel, der im Apothekergarten an verschiedenen Stellen die Beete ziert, ist prima für die Seele. Johanniskraut wirkt entspannend und entkrampfend. Das wiederum könne auch bei ansonsten pflanzlich schwierig zu behandelnder Migräne helfen, denn oft steckten Verspannungen dahinter, so die Experten. Pflanzenkraft für den Kampf gegen den Krebs und ein Vorbild für den Klettverschluss Auch einige Pflanzen, die unterstützend in der Krebstherapie eingesetzt werden, gibt es im Apothekergarten. Wie Löwenzahn. Oder auch die Eibe. &bdquo;Alle Pflanzenteile, bis auf das Fruchtfleisch der Beeren, sind giftig“, sagt Ahrend. Aus den Blättern und Nadel würden Inhaltsstoffe gewonnen, die das Zellwachstum minderten. Vielerorts würde Heckenschnitt dafür gesammelt. Die Wirkung sei gut erforscht. Auch allerlei Kurioses ist auf den Infotafeln im neuen Apothekergarten zu den Pflanzen zu finden. So lässt der Saft der giftigen Tollkirsche die Augen-Pupillen größer werden. In der Zeit des Barock nutzten die Frauen das, um schöner zu erscheinen. In veränderter Form wird er Wirkstoff in der Augenheilkunde eingesetzt. Die Früchte der großen Klette haben winzige Häkchen und verfangen sich schnell in Kleidung und Fell. Sie sind das biologische Vorbild für den Klettverschluss. Inhaltsstoffe der Wurzel helfen, Hautprobleme zu behandeln. Die Samen des Schlafmohns kennt man bei uns hauptsächlich von Mohnkuchen und Mohnbrötchen. Aus Schlafmohn werden aber auch hochwirksame Schmerzmittel und Drogen gewonnen. Keine Selbstbedienungsgarten, im Juni und Juli gibt's öffentliche Führungen Kleine Verletzung? Der Saft aus der Aloe vera lege sich da wie ein Schutzfilm über die Haut. Aber so faszinierend die Pflanzen und ihre Heilkraft sind: Der Apothekergarten, der an den ersten Apothekergarten in Padua und dessen Ursprung in den alten Klostergärten erinnern soll, sei ein Anschauungs- und kein Selbstbedienungsgarten, ergänzt Ahrend. Zudem sei sinnvoll, sich vor der Anwendung fachlichen Rat einzuholen. Das Projekt sei durch die unermüdliche Arbeit des Fördervereins &bdquo;Freunde des Botanischen Gartens“ ermöglicht worden, ergänzt Malin Stuckmann vom Umweltbetrieb der Stadt. An verschiedenen Sonntagen gibt es öffentliche Führungen durch den neuen Apothekergarten: 25. Juni, 15 Uhr; 9. Juli, 15 Uhr; 30. Juli, 16 Uhr und 1. Oktober, 15 Uhr. Alle Infos: www.bielefeld.de/botanischer-garten

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