Zum Tag der Erde Preiswerte Kleidung: Das sind die Bielefelder Secondhand-Läden

Bielefeld. Niedriglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Das ist vor allem in der Modeindustrie Alltag. Die schnellproduzierte Kleidung, sogenannte Fast-Fashion, wird oft zu Billigpreisen verkauft. In Bielefeld distanzieren sich immer mehr Läden von diesem Konzept. Stattdessen verkaufen sie gut erhaltene Waren aus zweiter Hand. Damit unterstützen sie nachhaltigen Konsum, zu dem auch jährlich am 22. April, dem Tag der Erde aufgerufen wird. Used Einer dieser Läden ist &bdquo;Used“. Vor drei Jahren ist Inhaber Ruben Deppe mit dem Geschäft von der Altstadt an den Jahnplatz gezogen. &bdquo;Ich hatte Lust auf etwas Neues und wollte den Laden vergrößern“, begründet der 41-Jährige den Umzug. Er verkauft in seinem Laden, wie er selbst sagt, wilde und auffällige Kleidung aus zweiter Hand. Damit lockt er vor allem ein junges Publikum an. &bdquo;Vom Jura- bis Kunststudent findet hier jeder etwas“, sagt er. Aber nicht nur Klamotten gibt es bei &bdquo;Used“, auch Vinylplatten, Schuhe und Taschen bietet der Secondhand-Laden an. Sein wohl bekanntester Kunde bisher war der deutschlandweit erfolgreiche Rapper Casper. Der Künstler, der in Extertal geboren ist und lange in Bielefeld gelebt hat, war bereits mehrfach Kunde bei &bdquo;Used“. &bdquo;Einmal hat er ein altes Arminia-Trikot gekauft“, erinnert sich Deppe. Der Unternehmer besorgt seine Waren meist auf Flohmärkten in ganz Ostwestfalen-Lippe. &bdquo;Es kann aber auch sehr gerne gespendet werden“, betont er. Brockensammlung Ein ganz anderes Konzept finden Bielefelder in der Brockensammlung (Brosa) Bethel. Auf 1.400 Quadratmetern Verkaufsfläche finden Kunden gut erhaltene Kleidung, aber auch Möbel, Elektrogeräte und Schmuck aus zweiter Hand. Spenden können direkt vor Ort bei der Brosa abgegeben werden. Klamotten können zusätzlich in die Kleidercontainer mit Bethel-Logo gegeben werden. &bdquo;Das, was wir nicht in der Brosa verkaufen können, verwerten wir weiter – zum Beispiel als Putzlappen“, erklärt Elfi Reuter-Korzonnek. Sie ist Standortleiterin an der Tonkuhle. Das Geld, das der Secondhand-Laden durch den Verkauf einnimmt, fließe direkt wieder in die Projekte der Stiftung. Bei der Brockensammlung steht der soziale Gedanke im Vordergrund. Ein Viertel der 50 Mitarbeiter ist körperlich oder geistig beeinträchtigt. Auch beim Verkauf wird auf soziale Gerechtigkeit geachtet. &bdquo;Menschen, die einen Bielefeld-Pass besitzen, können diesen an der Kasse vorzeigen. Dann bekommen sie einen Rabatt auf den Einkauf“, erklärt Reuter-Korzonnek. Kunden kommen aber nicht nur in die Brosa, um Geld zu sparen, viele wollen auch umweltschonend einkaufen, sagt die Leiterin. Hey Dress Dass Nachhaltigkeit zunehmend bei Bielefeldern eine Rolle spielt, merken auch Anna Lempke und Susanne Fredebeul. Seit zwei Jahren betreiben sie ihr Secondhand-Brautmodegeschäft &bdquo;Hey Dress“ an der Hochstraße. Ungefähr 250 Kleider in verschiedenen Stilen und Größen verkaufen sie in dem Laden. Auch Zweiteiler, Schleier und Accessoires finden angehende Bräute hier. Alles aus zweiter Hand und damit deutlich günstiger als in herkömmlichen Brautmodegeschäften, wo ein Kleid auch mal 10.000 Euro kosten kann. &bdquo;Viele finden es zu schade, ihr Kleid nach der Hochzeit nur im Schrank hängen zu lassen“, erklärt Lempke. Stattdessen wollen sie noch eine andere Braut damit glücklich machen. Lesen Sie auch: In diesem Secondhand-Laden gibt's Plüsch, Porzellan und Plunder Das Konzept von &bdquo;Hey Dress“ unterscheidet sich von Secondhand-Geschäften, die von Spenden leben. &bdquo;Wir arbeiten auf Kommissionsbasis. Wir vereinbaren gemeinsam mit den Frauen, die ihr Kleid abgeben, einen Verkaufspreis. Wenn es verkauft wird, bekommen sie 60 und wir 40 Prozent des Preises“, erklärt Susanne Fredebeul. Voraussetzungen sind, dass die abzugebende Kleidung in einwandfreiem Zustand, professionell gereinigt und nicht älter als drei Jahre ist. Außerdem muss der Neupreis des Kleides bei mindestens 1.500 Euro liegen und die abgebende Braut muss mindestens 1,70 Meter groß sein. Oxfam-Shop Ein anderer Secondhand-Laden ist in der Altstadt zu Hause. Der &bdquo;Oxfam-Shop“ feiert am 22. April zusätzlich zum Tag der Erde auch sein zehnjähriges Jubiläum. 65 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sortieren und verkaufen hier täglich gut erhaltene Klamotten, Bücher und Deko für den guten Zweck. Darunter auch hochwertige Waren. &bdquo;Wir haben hier auch mal einen Burberry-Schal oder ein echtes Silbertablett“, sagt Shop-Referentin Sabine Naumann. Kunden wüssten diese Vielfalt zu schätzen. Die Einnahmen des Secondhand-Shops fließen in die Projekte der internationalen und gemeinnützigen Organisation &bdquo;Oxfam“, die in Afrika, im Mittleren Osten oder auch der Ukraine tätig ist. Ihr Fokus liegt auf der Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit. Spenden können direkt in der Filiale abgegeben werden. Ehrenamtliche, wie Maya Müller sortieren die Waren direkt. Dabei wird auch auf Artenschutz geachtet. So nehmen die Shops beispielsweise keine Pelzbekleidung sowie Artikel aus Krokodil- oder Schlangenleder an.

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