Wirtschaftliche Schieflage Finanziell angeschlagener AWO-Bezirksverband sieht Chance auf Sanierung

Bielefeld. Der Druck von Beschäftigten, der Gewerkschaft und des Betriebsrates ist groß – nun zeigt sich die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ostwestfalen-Lippe verhandlungsbereit. Vorstandsvorsitzender Thomas Euler zeigte sich am Mittwoch in der Betriebsversammlung gegenüber der Belegschaft optimistisch: &bdquo;Wir sind als Vorstand bereit, mit Verdi über einen Sanierungstarif zu verhandeln.“ Wer an den Gesprächen teilnehmen wird, soll in den nächsten Tagen geklärt werden, Termine sollen zeitnah gefunden werden. Leider habe man sich jetzt von einigen langjährigen Einrichtungen trennen müsse und habe auch und konnten auch die neue Sozial- und Erziehungsdienstzulage nicht finanzieren können. Thomas Euler: &bdquo;Das ist uns nicht leichtgefallen!" Aber um die Weichen für eine sichere Zukunft zu stellen, habe man diese Schritte im Sinne der Beschäftigten und "im Sinne der uns anvertrauten Menschen" gehen müssen, ergänzte die Vorsitzende des Präsidiums und des Aufsichtsrates, Angela Lück. Ein erstes Gespräch mit dem von Verdi ausgewählten Wirtschaftsprüfer zur Vorbereitung der Verhandlungen werde gerade schon koordiniert, heißt es in einer Presseerklärung des Verbandes. Darin heißt es weiter, dass die im August 2022 beschlossenen Maßnahmen zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage aktuell umgesetzt werden. AWO OWL verspricht neue Transparenz-Offensive Die AWO betreibt in Ostwestfalen-Lippe mit etwa 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 200 Einrichtungen und Dienste wie Kitas und Altenheime. Wie berichtet, hatte der Bezirksverband OWL im Januar seine Vollmitgliedschaft im Arbeitgeberverband AWO Deutschland gekündigt. Damit ist er aus der Tarifbindung ausgestiegen. Die zu diesem Zeitpunkt für den Arbeitgeber wirksamen Tarifverträge gelten weiter, aber künftige tarifliche Verbesserungen müssen nicht umgesetzt werden. Bei Neueinstellungen können die Gehälter deutlich niedriger ausfallen. Der Tarifausstieg zog heftige Kritik der Öffentlichkeit, besonders aber der Gewerkschaft und Mitarbeiter nach sich. Unmut herrschte besonders darüber, dass die AWO OWL die Ursachen für die finanzielle Schieflage nicht transparent machte. Das soll sich nun ändern. Die Betriebsversammlung sei sachlich, klar und zukunftsorientiert verlaufen, teilt die AWO mit. Euler habe die Gründe für die ergriffenen Maßnahmen erläutert. Der Bezirksverband habe Rücklagen genutzt, um als Wohlfahrtsverband faire Arbeitslöhne, Qualität, Weiterbildung und moderne Einrichtungen zu finanzieren. &bdquo;Leider mussten wir uns jetzt von einigen langjährigen Einrichtungen trennen und konnten auch die Zulage für Erzieher und Erzieherinnen nicht finanzieren“, räumt Euler ein. Angela Lück und Thomas Euler wollen auf die Beschäftigten zugehen &bdquo;Das ist uns nicht leichtgefallen. Um die Weichen für eine sichere Zukunft zu stellen, mussten wir diese Schritte im Sinne der Beschäftigten und im Sinne der uns anvertrauten Menschen gehen“, ergänzte die Vorsitzende des Präsidiums und des Aufsichtsrates, Angela Lück. Euler zeigte sich davon überzeugt, dass die AWO OWL als zukunftsfähiger Sozialverband gestärkt aus der aktuellen Lage hervorgehen werde. Den AWO-Beschäftigten stellte der Vorstand neben den bereits zugesagten Abstimmungen mit Verdi auch eine neue Transparenzoffensive vor. &bdquo;In den vergangenen vier Wochen haben wir bereits viele Fragen der Mitarbeitenden und des Betriebsrats öffentlich beantwortet“, sagte Euler nachdem es anlässlich einer Betriebsversammlung im Januar laute Unmutsäußerungen aus Reihen der Belegschaft gegeben hatte. Politik soll auf Missstände bei den Kitas aufmerksam gemacht werden Weiterführend sollen jetzt aktuelle Entwicklungen im Intranet kommuniziert werden. Es wird ein Angebot geschaffen, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Vorstand ihre Anregungen aber auch Kritik regelmäßig im Dialog digital mitteilen können. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen zudem mit einem persönlichen dienstlichen E-Mail-Zugang ausgestattet werden, um schneller und effektiver kommunizieren zu können. Thomas Euler appellierte an die Belegschaft: &bdquo;Wir schaffen das nur gemeinsam, also lassen Sie uns diesen Weg zusammen gehen.“ In der anschließenden Diskussion unter allen Beteiligten der Betriebsversammlung sei deutlich geworden, dass die Mitarbeitenden bereit seien, sich zu engagieren. Man wolle sich aber auch Gehör in der Politik verschaffen und im Rahmen einer Demonstration auf die verschiedenen Problemlagen aufmerksam machen. Michael McMenamin, Einrichtungsleitung einer Kita in Leopoldshöhe, macht darauf aufmerksam, dass der Politik deutlich gemacht werden müsse, dass der soziale Bereich strukturell unterfinanziert sei.

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