Geld Sparkasse Bielefeld erklärt drastische Gebührenerhöhung für Girokonto

Bielefeld. Ein Girokonto braucht jeder erwachsene Mensch, will er am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Doch dafür 130,80 Euro pro Jahr zahlen erscheint einigen zu viel. Doch so viel kostet das Konto ab Juli jährlich bei der Sparkasse Bielefeld. Das Geldinstitut erhöht die Gebühr von 7,90 auf 10,90 Euro pro Monat. Das sorgt für kritische Nachfragen, für Protest und zugleich für interne Überlegungen bei der Sparkasse, wie es in Zukunft weiter geht. Manche Kunden mutmaßen, dass die Sparkasse die leeren Stadtkassen auffüllen müsse. Dem widerspricht Sparkassen-Sprecher Christoph Kaleschke. "Wir sind zwar von der Kommune gegründet worden, aber ein eigenständiges Unternehmen. Wir zahlen seit Jahren zwei Millionen Euro pro Jahr an Ausschüttung an die Stadt, zusätzlich 400.000 Euro Steuern. Und dabei bleibt es auch", erklärt er. 24 Filialen mit Mitarbeitern Die Preiserhöhung habe auf die Abführung an die Stadt keinen Einfluss und mit ihr nichts zu tun. Der Grund sei schlicht die enorme Teuerung auf allen Ebenen - unter anderem beim Rechenzentrum, den Geldtransporten und bei den Personalkosten. Die Sparkasse führt noch 24 Filialen mit Mitarbeitern. Gleichwohl gibt es laut Kaleschke Diskussionen innerhalb des Hauses, wie ein Filialnetz in Zukunft bestehen bleiben kann angesichts einer Konkurrenz, die auf andere Schwerpunkte wie Online setzt. "Filialen sind eine sehr teure Veranstaltung, aber eine Sparkasse ohne ist nicht vorstellbar" sagt Kaleschke. Sie seien der "genetische Markenkern", sagt er. Gerade ältere Menschen wünschten sich diese Anlaufstellen. Doch sie haben ihren Preis - bald 130,80 Euro pro Jahr. Da hält so mancher Ausschau nach günstigeren Alternativen. Zahlreiche Tarifmodelle Doch Bank-Kunden können sich im Dschungel der Girokonten-Tarife verirren. Unzählige Modelle gibt es: Basis-Angebote mit niedrigem Grundpreis und unterschiedlichen Gebühren von zehn Cent bis ein Euro für einzelne Überweisungen, Abbuchungen oder Lastschriften, Standard-Modelle nur für Online oder in Kombination Online-Filiale, Premium-Versionen mit All-Inklusive-Gebühren und Sondertarife für einzelne Gruppen. Allein die Sparkassen in der Region haben zahlreiche Tarifmodelle. "Wir sind alle eigenständig und wir dürfen die Preise nicht untereinander abstimmen", erklärt Kalesche von der Bielefelder Sparkasse. Das Ergebnis: Kunden der Sparkasse Gütersloh-Rietberg zahlen für ein Standard-Girokonto 8,90 Euro, bei der Kreissparkasse Halle werden 9,95 Euro berechnet, nur Online kostet 6,95 Euro, Premium mit Kreditkarte 16,95 Euro. Die Sparkasse Detmold-Paderborn nimmt 7,50 Euro, dabei sind 50 Buchungen inklusive, wer nur 15 Buchungen inklusive wünscht, zahlt 5 Euro. Wieder andere Versionen bieten die Sparkassen Herford und Minden-Lübbecke an. Dort gibt es Basis-Konten ab 3,50 oder 3,70 Euro, die umfassende Version kostet bei der Sparkasse Minden-Lübbecke 7,85 Euro und ist damit in der Region die Günstigste ihrer Art. Dispo-Zinsen könnten happig sein Sparkassen konkurrieren mit anderen Banken, die ebenfalls zahlreiche eigene Tarife anbieten. Vor allem die Online-Banken nehmen oft gar keine Gebühren für ein Girokonto. Bei ihnen müssen aber oft Mindesteinzahlungen pro Monat erfolgen, auch auf die Dispo-Zinsen sollte geachtet werden. "Diese Zinsen sind oft happig und unterscheiden sich von Institut zu Institut stark", so die Verbraucherzentrale NRW. Verfüge der Kunde nicht über einen solchen Überziehungsrahmen oder überschreite ihn, dann würden nochmals höhere Zinsen fällig – die so genannten Zinsen für geduldete Überziehungen", lautet die Warnung der Verbraucherschützer. Geprüft werden sollte, wie hoch die Guthabenzinsen sind, welche Karten es gibt, wo Geld abgehoben werden kann und wie es um die Sicherheit steht. Die Verbraucherzentrale bietet eine Checkliste auf ihrer Internetseite an. Sie informiert zudem darüber, wie ein Wechsel organisiert werden kann. "Viele Verbraucher sind grundsätzlich bereit dazu. Aber noch immer scheuen viele vor dem letzten Schritt zurück, weil sie nicht wissen, dass die alte und die neue Bank verpflichtet sind, ihnen dabei zu helfen", klärt die Verbraucherzentrale auf. Tatsächlich gibt es eine gesetzliche Verpflichtung der Banken, wechselwillige Kunden zu unterstützen. Die Sparkasse Bielefeld geht jedoch davon aus, dass ihr die weitaus meisten ihrer etwa 180.000 Kunden treu bleiben. Das schließt sie aus den Rückläufen der Schreiben. Trotz der zum Teil kritischen Diskussionen über die Gebühren-Erhöhung "ist die Zustimmungsquote zu den neuen Bedingungen nicht schlecht", sagt Sprecher Kaleschke.

Mehr zum Thema