Versicherung lässt sich Zeit Bielefelder Traditionsfleischerei muss vorübergehend ihre beste Filiale schließen

Bielefeld. Alles dunkel, keine Waren in der Auslage, ein schlichter Zettel an der Tür. Die Filiale der Fleischerei Kohlstedde an der Hauptstraße ist geschlossen. Allerdings müssen sich die Brackweder keine Sorgen darum machen, künftig dort keine Fleisch- und Wurstwaren mehr zu bekommen. Sobald ein Wasserschaden behoben ist, soll es wieder losgehen, verspricht Inhaber Lars Wilczynski, den die erzwungene Schließung wirklich nervt. Seit dem 24. Januar hat das Geschäft in bester Brackweder Einkaufslage geschlossen. Zunächst sah alles harmlos aus, in den Toilettenräumen musste ein Wasserschaden behoben werden. "Doch dabei wurde festgestellt, dass der untere Teil des Mauerwerks ebenfalls betroffen ist - allerdings durch einen Altschaden, der nicht behoben worden war", berichtet Wilczynski, der auch Bielefeld Innungsobermeister ist, auf Anfrage. Schimmel kam zum Vorschein, Wände mussten eingerissen werden; Staub und Dreck statt Fleischwurst und Rinderbraten. "Klar, dass unter diesen Bedingungen kein Verkauf von Lebensmitteln mehr möglich war", sagt der Kohlstedde-Chef. Schwierig nur, dass für den Altschaden offenbar eine frühere Versicherung der Hauseigentümer zuständig wäre, diese sich aber nach Wilczynskis Worten Zeit lässt, auf die Schadensmeldung zu reagieren. Bislang habe man vergeblich darauf gewartet, das ein Vertreter an die Hauptstraße kommt, um sich die Sache vor Ort zu besehen. "Meine letzte Information lautet, dass die Hauseigentümer den Schaden nun erst einmal in Eigenregie beheben." Denn für die Fleischerei hätte eine längerfristige Schließung weitreichendere Folgen als nur die Einnahmeeinbußen. Hohe Kundenfrequenz trotz Baustelle Schnell gebe es auch einen Imageschaden, und die Kunden würden sich schnell angewöhnen, woanders einkaufen zu gehen. "Die Gerüchteküche brodelt jetzt schon", sagt Lars Wilczynski. Er betont ausdrücklich, dass seine Brackweder Filiale sobald wie möglich wieder aufmacht. Er geht davon aus, allerspätestens das Geschäft am Montag, 13. Februar, wieder eröffnen zu können. Und auch wenn der Inhaber des traditionsreichen und vielfach prämierten Bielefelder Traditionsunternehmens davon ausgeht, mit der Qualität seiner Waren überzeugen zu können, will er sich für die "kleine Wiedereröffnung" reichlich etwas für seine Kundinnen und Kunden einfallen lassen. Von seiner Brackweder Filiale, die er vor knapp zwei Jahren von der Damisch Genuss-Manufaktur übernommen hat, schwärmt der Chef in den höchsten Tönen. "Das ist einer von ganz wenigen Läden in Bielefeld, die eine so hohe Kundenfrequenz haben. Und das trotz der Baustellen auf der Hauptstraße", sagt Lars Wilczynski, "Das ist ein toller Laden mit regen Treiben, das gefällt mir sehr." Kohlstedde gehört zu den 500 besten Fleischereien in Deutschland. Vor kurzem ist der Betrieb von Wilczynski bereits zum siebten Mal vom Branchenmagazin "Feinschmecker" ausgewählt worden. Zu den Pluspunkten zählt, dass das Warensortiment des Bielefelder Handwerksbetriebes zu rund 90 Prozent aus eigener Produktion stammt. Das Fleisch stammt von Tieren, die auf den Höfen in der Region gehalten werden. Zum Angebot zählen auch ein Partyservice und zunehmend selbst hergestellte Convenience-Produkte, wie eingekochte Rinds- oder Kohlrouladen, Gulasch und Suppen.

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