Arminia Bielefeld Arminia-Fans boykottieren die WM - und machen aus dem Boykott ein Event

Bielefeld. Zwischen den beiden Austragungsorten liegen rund 4.700 Kilometer – und effektiv auch Welten. Während in der katarischen Küstenstadt al-Chaur die Mannschaften von Marokko und Frankreich um den Einzug ins WM-Finale kämpften, wandten sich in der Alten Boge Fabrik in Bielefeld rund 20 Fußball-Fans bewusst vom großen Rummel der FIFA ab und statt dessen einem eigenen Turnier zu. Damit der Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar - und hier im Speziellen des zweiten Halbfinals - nicht zu langweilig wird, spielten die Arminia-Fans auf Einladung des Arminia Supporters Club (ASC) Tischfußball. Und das sogar deutlich länger als nur 90 Minuten mit Nachspielzeit. &bdquo;Nicht unsere WM“ lautete der Titel einer ganzen Reihe, mit der die Arminia-Fans bewusst auf Distanz zum FIFA-Spektakel in der Wüste gingen. &bdquo;Es war ein Kontrastprogramm mit verschiedenen Alternativveranstaltungen“, sagt Jessica Baerg, Leiterin des Event-Teams im ASC. Damit den Mitgliedern des Clubs während der erzwungenen langen Winterpause nicht die Decke auf den Kopf fällt, charterten die Organisatoren die Mobiel-Partybahn Sparrenexpress, luden zu einer Lesung von und mit dem &bdquo;Rundumbeobachter“ Jan-Hendrik Grotevent ins Arminia-Museum MAFA, schauten gemeinsam im Lichtwerk den Dokumentarfilm über die Katar-WM (&bdquo;Workers Cup“), diskutierten im Sechzehner auf der Alm mit dem Sportjournalisten Ronny Blaschke zum Thema &bdquo;Die beste WM aller Zeiten?!“ und statteten jetzt zum Abschluss dem jüngsten Spross der DSC-Familie, der Tischfußballabteilung, einen Besuch ab. Dass bei dem geselligen Turnier auch das Runde ins Eckige musste, kam den rund 20 Teilnehmern absolut gelegen. Denn die selbst auferlegte fußballfreie Zeit kann durchaus eine Bürde sein, wenn der Mannschaftssport sonst ein wichtiger Lebensinhalt ist – so wie bei ASC-Mitglied Christian Püchner. &bdquo;Ich bin Fußballfan durch und durch“, sagt der Armine, der sich für das Kicker-Turnier stilecht in ein DSC-Retro-Trikot gehüllt hat. Die Fußball-Weltmeisterschaft konsequent links liegen zu lassen, sei ihm entsprechend schwer gefallen. &bdquo;Ich muss zugeben: Die Spiele der deutschen Mannschaft habe ich mir angeschaut. Danach war die WM aber für mich gelaufen.“ Die FIFA und die nach Katar verlegte WM habe für ihn nichts mit Fußball zu tun, weshalb er das Angebot des ASC dankend angenommen habe. Rembert Brinkmann wiederum hält generell nur wenig von Länderspielen – erst recht, wenn sie im TV gezeigt werden. &bdquo;Während der Corona-Zeit habe ich mich mit Fußball im Fernsehen schlicht satt gesehen“, sagt der Arminia-Fan. &bdquo;Ich stehe lieber auf Amateur-Plätzen und schaue mir Fußball live an.“ Live war dann auch das Turnier in der Alten Boge Fabrik. Erst ging es bunt durchgewürfelt jeder gegen jeden, am Ende wurden die Sieger des sportlichen Wettstreits mit Applaus und Bier belohnt. Dass in der Zwischenzeit in 4.700 Kilometern Entfernung auch der WM-Finalist feststand, sickerte dann aber doch irgendwie durch - interessierte aber tatsächlich so gut wie niemanden.

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